Rund um das Windachtal – Stubai

Tatsächlich starten wir erst mal gegenüber. Ausgehend von Vent drehen wir eine Runde durch die Ötztaler Alpen. Wir brauchen ein paar Tage Höhenanpassung, denn es soll in den kommenden Tagen hoch hinaus gehen.

Karte bei komoot „geliehen“

Von Vent zur Martin-Busch Hütte

Vent ist ja an sich schon ein interessantes Bergsteigerdorf im Naturpark Ötztal. Von Vent führen seit ewigen Zeit zwei Wege nach Südtirol – über das Niederjoch 3.017 m sowie über das Hochjoch 2.861 m.

Auf dem Weg über das Hochjoch werden bis heute jeden Sommer tausende Schafe aus Südtirol ins Venter Tal getrieben. Die Südtiroler Bauern haben eben seit ewig Weiderecht dort, und der Schaftrieb über den Ötztaler Alpenhauptkamm hat überall seine Spuren hinterlassen – relativ gute Wege, Brücken über die Wildbäche, Herbergen und Ruinen von alten Schutzhütten. Ötzi wurde dort gefunden ..

Weg durch das Niedertal

Um es kurz zu machen: Der alte Weg und „Ötzi“ haben eine hohe Anziehungskraft. Entsprechend groß und voll ist die Martin-Busch-Hütte. Noch mal werden wir hier nicht reinschauen ..

Martin-Busch-Hütte zur Vernaghthütte

Am folgenden Tag überschreiten wir den Kamm zwischen Niedertal und Rofental (Hochjoch). Der Kamm ist noch ganz gut vergletschert, und nur über den Saykogel 3.355 m gibt es einen eisfreien Übergang. Man kommt den Gletschern ziemlich nahe.

Auch hier – ich sags nicht gern – gehen die Gletscher sichtbar zurück. Früher wälzten sich von beiden Seiten kompakte Gletscher ins Rofental, und die Schafe mussten oft übers Eis. Heute gibt es da „ewiges“ kein Eis mehr. Man sieht noch die Randmöränen und kann es sich vorstellen ..

Hier mal ein Blick zurück: Das Hochtal hinten ist das Rofental, und über den Kamm ganz hinten sind wir gekommen.

Auf der Guslarspitze mit weitem Blick über die Ötztaler Alpen.

Vernaghthütte – Breslauer Hütte – Vent

Das Wetter wird nun auch gut. Wir steigen über die Breslauer Hütte ab und sind wieder in Vent, wo wir auch übernachten. Am nächsten Tag parken wir den Bus ganz früh am Morgen in Sölden.

Im Norden (oben) die Gletscherberge der Stubaier Alpen, im Süden und Westen die Ötztaler, links Österrreich, rechts Südtirol. In der Mitte das tief eingeschnittene Windachtal. Karte bei komoot „geliehen“

Zur Hochstubaihütte

Um das Windachtal führt eine hoch gelegene Runde mit schönen Hütten und tollen Aussichten.

Wir wollen gleich raus aus dem Tal und nehmen ein Sammeltaxi bis zur Stallwiesalm. Es sind dann trotzdem 1.280 Hm zur Hochstubaihütte auf 3.150 m.

Das ist wohl die Wildspitze, der höchste Berg Tirols.
Die Hochstubaihütte liegt wie ein Adlernest über dem Ötztal.

Früher Stand sie auf einer kleinen Felsinsel mitten im Gletscher. Heute ist das Eis noch in der Nähe, aber es schwindet.

Sie hat keine Seilbahn, und abends haben wir einheimische Bergsteiger getroffen, die Brot von unten mitgebracht haben. Man staunt immer wieder, mit welchem Aufwand und Enthusiasmus die Hütten betrieben werden. Es ist ja eine durchaus bequeme, warme Unterkunft, es gibt gute Verpflegung, Bier und alles was Du willst.

Hochstubaihütte – Hildesheimer Hütte

Wenn wir nicht über Gletscher gehen wollen (in Richtung Sonne), müssen wir leider rechts ein paar Hundert Meter absteigen, um dann wieder zum höchsten Punkt der Stubaier Gletscherskigebiets aufzusteigen. 630 m aufwärts, 910 m abwärts heute.

Wer hat nun Vorfahrt?

Der Gipfel des Skigebiets ist die Jochdohle. Es gibt hier standesgemäß Würstchen und Cola, aber ein Skigebiet sieht halt im Sommer ziemlich ruiniert aus.

Zunächst führt der Weg aber doch über ein kleines Stück Gletscher. Ein aperer (schneefreier) Gletscher gibt seine Geheimnisse schnell preis – wir sehen keine Spalten, kein fließendes Wasser – also geht das ausnahmsweise mal.

Und schon geht es wieder abwärts zur Hildesheimer Hütte.

Nach einer letzten Anstrengung haben wir genug Zeit für Sonnenbad und Erholung. Die Hütte liegt auch wieder genial. Hoch über dem Windachtal auf 2.830 m und natürlich mit Bomben Sicht.

Hildesheimer Hütte – Siegerlandhütte – Gasthof Hochfirst

Das wird lang! 15 km Strecke, 480 m aufwärts, 1.520 m abwärts.
In die Siegerlandhütte schauen wir nur kurz rein, wir passieren die Timmelsalm, wo alle Töchter, Mütter und Tanten blond sind wie Schwedinnen, und gehen bis zum bekannten Gasthof Hochfirst an Timmelsjochstrasse. Das ist zwar eher eine Biker-Unterkunft, aber die einzige weit und breit, und sie hat wieder so eine schöne Aussicht. Man weiß schon gar nicht mehr .. sind wir hier nicht schon in Südtirol?

Unten zeigt sich der Timmler Schwarzsee. Dor ist wieder Leben – es sind einige Leute zum Baden da (!) und es kommen auch wieder grüne Almen.

An der Timmelsjochstrasse begegnen wir den Helden des Ötztaler Radmarathon über 238 km, 4 Alpenpässe und 5.500 Hm. Die wirklich schnellen sind natürlich lange im Ziel.

Zur Brunnkogelhütte

Früh auf der Terrasse des Hochfirst

Und nochmal ein langer Ritt. 12,3 km Strecke, 1.210 m aufwärts, 290 m abwärts. Früh steigen wir auf dem uralten Schmugglerweg zum Timmelsjoch empor. Heute gibt es ja die serpentinenreiche Strasse, aber früher ging der Verkehr durch dieses Tal, und das ging nur zu Fuss und mit Tieren. Weil die Zöllner die Schmuggelwege natürlich auch kannten, haben sie knapp unterhalb des Passes ein Zollhaus gebaut. Wege, Brücken und Gebäude sind noch in Resten zu erkennen. Aber heute sind wir allein – keine Schmuggler unterwegs im einigen Europa.

Der alte Steig über das Timmelsjoch. Ein letzter versprengter Schmuggler.

Wenn´s einsam ist, trifft man auch mal Gämsen.

Das Timmelsjoch gleicht eher einem Rummelplatz, aber es gibt wieder standesgemäß Würstchen und Cola.

Und während alle nach unten fahren, steigen wir hier erst richtig hoch. Wir sind jetzt wieder auf ca. 3.000 m, diesmal auf der gegenüberliegenden Seite des Windachtals. Es geht einen Gratweg wie ein Kirchdach entlang, über mehrere Gipfelchen zum Brunnkogelhaus.

Links das Timmelsjoch, in der Mitte die Skiregion Gurgl, rechts das Venter Tal.
Der Grat ist recht lang, sieht wild aus, aber geht dann doch.
Auf der Wilden Rötespitze
Und schon kommt die Brunnkogelhütte in Sicht.
Das sieht aus wie das erste Bier – aber es ist ein kleines Geschenk des Hüttenwirts für eine kleine Hilfeleistung.

Das Brunnkogelhaus ist wieder in so extremer Lage, dass es wohl jeden Blitz anzieht. Und tatsächlich – Wasser ist in den Hütten ganz oben immer ein Problem. Hier gibt es eine Quelle, deshalb bietet sich der Standort an. Eine Materialseilbahn gibt es auch hier nicht. Alles muss mit Hubschrauber oder zu Fuß hoch transportiert werden. Wirklich erstaunlich!

Am nächsten Morgen geht es „nur noch“ 1.400 m abwärts nach Sölden. Ein paar Stunden später sitzen wir im Bus und fahren heim. Schöne Tour!