Vinschgau September 2008

19. – 26. 9. 2008

Eine stramme Woche gletscherfreie Wanderungen im oberen Martelltal. Es ist zwar eigentlich noch Sommer, und unten im Tal auf 700m ist es auch wirklich heiß, aber oben auf 2.500 -3.300 m kann es durchaus kalt sein. Ein paar Höhenmeter mehr oder weniger, Nord- oder Südseite machen den Unterschied zwischen Sommer und Winter. Die Herausforderung ist oft, bei Schnee den Weg zu finden .. Was auch nicht immer gelang.

Unsere Unterkunft war das Bamboo in Goldrain, und wir hatten deshalb manchmal lange Anfahrten – vielleicht wäre ein Standort weiter oben die bessere Idee.

Das Bamboo ist natürlich ein exklusiver Standort, unabhängig vom Wetter!

19.9.2008 Angekommen

Der letzte Parkplatz im Martelltal.
Erst mal Hut kaufen. Leider (sage ich heute) ist dieses hübsche Modell da geblieben. Hätte gut zur Lederhose gepasst.
Von hier ist es noch ´ne dreiviertel Stunde (240hm) bis zur Zufallhütte. Das Auto bleibt da.

20.9.2008 Hintere Schöntaufspitze 3.325 m
21.9.2008 Laaser Spitze 3.305 m

Eine besonders schöne Tour. Große Höhe bei wenig Aufwand: Von der Zufallhütte auf die Hintere Schöntaufspitze. Das Wetter muss natürlich passen .. und es passt heute. Mit Schnee darf man hier auch im Sommer rechnen. Trotzdem ist es warm. Spekulative Aussicht auf den Ortler, mit 3.905m der „König der Ostalpen“. Und wir sind nicht mal 500m unter der Gipfelhöhe.

Am nächsten Tag gleich noch mal auf den gleichen Kamm. Mit dem Auto bis zur Stallwies Alm 1.953m. Spektakulärer Ort! Auf der Anfahrt gähnt unter dem Autospiegel links gleich der Abgrund.
Dann gehen wir direkt den Berg hoch. Oben suchen drei junge Leute ihren Autoschlüssel in den Steinblöcken. Wie Heinzi immer sagt: Alles Gute auch wünschen wir ihnen. Sonst alles wie gestern.

Schöntaufspitze nach Osten – Blick auf die Veneziaspitzen. Das Aufstiegstal.
Nach Westen: Die Gletscher der Ortler-Ostwand.
König Ortler. Unten das Suldental.
Am Kamm die Casatihütte (Rifugio Casati al Cevedale) auf 3.269m. Im Gletscherbereich unerreichbar für uns.
Ein Schoko zum Lohn. Auf der Zufallhütte.

21.9.2008 Vordere Rotspitze 3.033 m

Heute geht es im Bogen am unteren Rand der Venezia-Gletscher zur Marteller Hütte auf 2.610m. Am Wege muss die Vordere Rotspitze mit bezwungen werden, die mit leichter Kletterei erreichbar ist. Wenn man dann glaubt, man ist allein, kommt doch jemand vorbei, um uns zu fotografieren. Nett.

Auf die Spitzeführt ein gesicherter Klettersteig, aber man kann natürlich auch einfach vorbei gehen .. Ohne die Spuren unserer Vorgänger wären wir nicht gegangen.
Ein richtiges Gipfelkreuz immerhin. Hinten Mitte die Schöntaufspitze. Und da, wo Hannes Füße sind (also knapp unsichtbar) ist die Zufallhütte.
Bitte: Es geht nicht um den Helden vorn, sondern das bemerkenswerte Dreigestirn der fast-4000er Könisspitze, Zebru, Ortler hinten. Wir sind jetzt auch wieder auf über 3.000 m.

24.9.2008 Hasenöhrl 3.257 m

An diesem Berg sind wir gescheitert. Es war einen Versuch wert: Aus dem Tal mit einem Sessellift bis zur Tarscher Alm (1.700m leider geschlossen). Dann laut Beschreibung ein beliebter und leicht zu besteigender Aussichtsberg. Nach Nordosten, Süden und Westen sendet der Berg ausgeprägte, teilweise begehbare Grate aus.

Uns erwischt oben leider Neuschnee. Die Orientierung und Wegfindung wird dann schwierig. Das ist zu riskant. Wir kehren auf der Blauen Schneid um. Rückwärts sind unsere Spuren schon im Schnee verweht, und wir müssen immer wieder Steine abfegen, um nach Markierungen zu suchen. Aber tiefer ist dann gleich wieder warm.

Historisch gibt es ganz oben Interessantes: Erst mal kommt der Name Hasenöhrl nicht von der Bergform, sondern vom romanischen asinara, und das das Wort für einen Eselsweg. Es gab da wohl Übergänge zwischen Süd und Nord über die umliegenden Pässe. Kann man sich sogar vorstellen. Auch findet man weit oben Reste umfangreicher Wasserführungen, mit denen die Bewohner eines Tals Wasser abgezweigt haben, dass normalerweise ins andere Tal abgeflossen wäre. Der Vinschgau ist ein Hotspot für Obstanbau und Landwirtschaft mit riesigem Wasserbedarf, ist aber gleichzeitig relativ trocken. Also findet man überall alte Wasserführungen bzw. Waalwege. Auch der Schutz der Talorte gegen Muren und Hochwasser war immer ein Thema.

Nebel und Schneefall ..
.. kein Weg .. ist es überhaupt der richtige Grat?
Gegenüber die Vermoi Spitze. Da waren wir am 1. Tag (ohne Schnee).
Unten der Vinschgau.

25.9.2008 Die Graue Wand

Diese Graue Wand hat es uns angetan. Wir sind die Wege mit den Jahren schon mehrfach gegangen, und sie beeindruckt uns immer wieder.

Es geht um den wenig begangenen Bergrücken zwischen Vinschgau und Schnalstal. Im Winkel liegt die Burg Juval, Reinhold Messners Domizil. Die südwärts gerichtete Flanke zum Vinschgau ist die Graue Wand. Man fährt mit der Seilbahn bis St. Martin und ist schon mal auf 1.700m (Etschtal/Vinschgau liegt um 700m an dieser Stelle)

Der Weg durch die Graue Wand führt dann zum Niederjöchl auf 2.700m. Es ist ziemlich steiles Gelände, aber nicht schwierig. Fast ganz oben ist eine alte (aber noch genutzte) Schäferhütte. Ein Traumhaus mit Balkon 2000 m über dem Tal.

Der Versuch, noch den Zerminiger (Cima Cermigna, 3.080m) zu ersteigen, scheitert leider an der ausgehenden Zeit und am Schnee.

Der Weg ist schmal und luftig. Aber die ganze Zeit grandiose Bilder.
Der Blick nach Süden: einfach wunderschön. Vinschgau, Goldrain, Martelltal
Hinten links Hasenöhrl.
Nur ein paar Meter höher ist schon wieder Winter.
Abwärts: Niederjöchl mit Kreuz, hinten Zerminiger
my favorite home ..
Durch die graue Wand zurück. Wer findet Hanne?
Auch wenn es nicht so aussieht: Es gibt einen richtigen Weg ..

26.9.2008 Düsseldorfer Hütte 2.721 m

Letzte Ausgehtour in warmen Gefilden. Im Suldental mit dem Sessellift auf 2.350 m, dann eine lange leichte Promenade zur Düsseldorfer Hütte. Zum Abschluss ein Steig aufs Schöneck (Dosso Bello 3.125m) und laaange bergab bis ins Tal.

Zum Schöneck
Ist das wirklich das einzige Urlaubsmotiv?
E arrivederci!