Zwei Wochen durch die Alpen 09-2012

Von Innsbruck durch die Tuxer und Zillertaler Alpen, Dolomiten, Texler Alpen nach Meran

Wir haben 3 Wochen Hüttenwanderung ins Auge gefasst, nachdem wir 2010 schon in 2 Wochen die Alpen von Süd nach Nord überquert hatten. Am Ende werden es 15 Tage – meist weit oben von Hütte zu Hütte.
Der Plan war, von Innsbruck immer nach Süden über die Zillertaler Alpen in die Dolomiten zu gehen, dann die Kurve über Bozen und Meran zu nehmen, und anschließend nach Norden durch die Texelgruppe und über den Stubaier Hauptkamm bis Neustift im Stubaital zu gehen. Obwohl wir insgesamt sehr viel Glück mit Wetter und Sonne hatten, hat ein Kälteeinbruch nicht alles zugelassen. Am Ende mussten wir den Hochstubai liegen lassen. Vielleicht für ein andermal? In der zweiten Hälfte der Tour war es schon echt herbstlich – oben sogar mit Schnee und Eis und Winterskälte. Und auch sonst haben wir einige weniger spektakuläre Etappen per Anhalter oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Für echte Kämpfer gibt es da natürlich Alternativen. Wir aber haben URLAUB gemacht!

Tag 1 Von Innsbruck zur Glungezer Hütte

Nachdem wir am Tag zuvor Thoma´s und Bines Hochzeit gefeiert haben, packen wir unsere Ränzlein. Diesmal haben wir nicht ganz so am Gewicht gespart, und und so werden wir wohl um 12/16 kg über die Berge schleppen müssen, inkl.iPad und anderem Luxus. In den ersten 1..2 Tagen spüren wir denn auch die Schultern, aber das gibt sich schnell ..

Sonntag 2.9.2012
Im feinen Bett (City Night Line) von Berlin nach München. Früh weiter mit der Bahn über Garmisch – Mittenwald nach Innsbruck. Bahn fahren ist toll. Man ist total unabhängig.

Montag 3.9.2012
Innsbruck – Bus nach Igls – Seilbahn zum Patscherkofel 1.964m

Jetzt geht es also richtig los. Wir verschwinden dann mal in den Bergen.
Vom Patscherkofel über den Zirbenweg zur Glugenzerhütte 2.610m (3h)

Glungezer Hütte

Tag 2 Über die 7 Tuxer Summits

Dienstag 4.9.2012 Glungezer Hütte – „seven summits“ – Naviser Jöchl – Lizumerhütte 2.019

Das Wetter ist nicht besonders gut, soll sich aber bessern – und so kommt es dann auch. Unter uns sind Wolken. Oben schauen nur die Karwendelspitzen heraus.
Heute steht uns gleich die „Königsetappe der Via Alpina“ bevor. Über 7 Gipfel immer am Grat entlang in 9h zur Lizumerhütte. Bei guter Sicht muss das ein super Weg sein. Am Ende sind wir natürlich ziemlich platt. Aber es gibt auch keine vernünftige Alternative zu dieser Etappe.

Unter den Wolken liegt Hall/Tirol
7 Gipfel – Es geht den ganzen Grat entlang.

Tag 3 Zum Tuxer-Joch-Haus

Mittwoch 5.9.2012 Lizumer Hütte – Pluderlingsattel 2.7xx – (Geier – Lizumer Reckner) – Gschützspitzsattel 2.657 – Tuxerjochhaus 2.313 m

Heute soll es eigentlich ein bisschen leichter werden, aber leider habe ich ein „Jöchl“ in der Karte übersehen, und so legen wir heute vor allem viele Höhenmeter im Auf- und Abstieg zurück (1.500/1.000).

Vom Tuxer-Joch-Haus haben wir dann schon mal einen Blick ins Hintertuxer Gletscherskigebiet, das wir morgen durchqueren werden, und auf die Friesenbergscharte, die gräulich in Wolken und Schnee herüberdroht. Es ist zwar trocken, aber leider scheint die Sonne noch nicht. Sonst sähe das viel freundlicher aus.

Das war also der Auftakt. Vor uns liegen die richtigen Brocken. Große Höhe, große Berge mit Schnee. Aber wir sind jetzt auch schon ganz gut akklimatisiert. Und das Wetter soll morgen sonnig werden

Aus dem Lizumer Tal zum Pluderlingsattel
Gschützspitz – immer unterhalb des Kamms entlang
Tuxerjochhaus

Tag 4 Über die Friesenbergscharte zur Olperer Hütte

Donnerstag 6.9.2012 Tuxer-Joch-Haus – Sommerbergalm 2.100 – Seilbahn Hintertux – Spannagelhaus 2.531 – Friesenbergscharte 2.910 – (Friesenbergsee – Friesenberghaus 2.498) – Berliner Höhenweg – Olperer Hütte 2.389 m

Nun also die Friesenbergscharte! Wir haben schon Respekt, weil (angeblich) der Weg erst ein Stück über den Gletscher geht, und dann soll ein Klettersteig für den Abstieg warten.

Zuerst gehen wir aber vom Tuxer-Joch-Haus 300m nach unten zur Talstation der Gletscherbahn und fahren bis zur Mittelstation. Im Spannagelhaus werden uns dann die Bedenken ein bisschen genommen. Wir sind nicht mal die Ersten heute, die den Übergang in Angriff nehmen. Leider ist die Sicht immer noch ziemlich schlecht, aber die Markierungen sind perfekt. Es stellt sich heraus, dass man keinen Gletscher passieren muss, und nach 400 m Aufstieg ist dann auch der wirklich sehr steile Abstieg perfekt mit Drahtseilen gesichert. So schnell kann man uns nicht erschrecken.

Das Friesenberghaus lassen wir dann „links liegen“ und gehen gleich auf dem Berliner Höhenweg weiter. Der zieht sich ziemlich eben zur Olperer Hütte. Vorher wird natürlich noch etwas gegessen. Wir haben gestern festgestellt, dass regelmäßige Energiezufuhr, und sei es auch nur in kleinen Portionen, viel zu Power und guter Laune beiträgt.

Das war ja gar nicht so schwer heute! Die Olpererhütte ist sicher eine der modernsten und ökologischsten in den Alpen. Und sie liegt wirklich ideal am Weg.

So kann Sommer auch aussehen: Aufstieg zur Friesenbergscharte.
Schlegeisspeicher und Olperer Hütte
Zillertaler Hauptkann: Der Hochfeiler

Tag 5 Auf dem Berliner Höhenweg zum Pfitscherjoch

Freitag 7.9.2012 Olperer Hütte – Pfitscherjochhaus 2.275
Übergang nach Südtirol

Das Wetter wird endgültig sonnig und warm. Wir sind ja auch schon einige Kilometer in den Süden vorangekommen. Die Bergs bisher bestehen aus mehr oder weniger großen Steinbrocken. Man hat kaum mal Gras oder Erde unter den Sohlen. Und auch der Berliner Weg ist durchgehend aus Blöcken „gebaut“. Es muss eine Mordsarbeit gewesen sein, die über lange Strecken in eine einigermaßen ebene Lage zu bringen. Hut ab! Trotzdem ist es mühsam für die Füße, und wir wünschen uns mal wieder einen Wiesenweg herbei.

Am Pfitscherjoch erreichen wir die Grenze nach Südtirol, und die Unterkunft ist die erste italienische Hütte. Den Rest der Tour bewegen wir uns nun in Südtirol. In Italien begegnet man mehr Provisorien in Hütten und auf den Wegen, von der Markierung bis zur Sicherung ausgesetzter Passagen. In Italien bin ich immer wieder erstaunt, was abgesichert wird, und vor allem was unerklärlicherweise nicht gesichert ist, obwohl Absturzgefahr besteht. Da fehlt oft jede Logik. Sicherer ist man auf jeden Fall in Deutschland und Österreich unterwegs. Aber es geht, man muss eben (auch) in Italien immer mit Überraschungen rechnen und sich auf die eigenen Fähigkeiten verlassen.

Rückblick zur Olperer Hütte
Der Hochfeiler

Tag 6 Über die Gliederscharte ins Pfunderer Tal

Samstag 8.9.2012 Pfitscherjochhaus – Parkplatz Kaser oberhalb von Stein 1.755 – Gliderscharte 2.644 – Dunerklamm 1.600 – Dun 1.380 – Pfunders 1.134 m

Heute steht uns wieder ein Tag mit großen Höhenunterschieden bevor. 500m Abstieg ins Pfitschertal gleich früh, dann 900m Aufstieg zur Gliderscharte und nochmal 1.500m Abstieg. Na gut – die letzte Stecke ab Dun nimmt uns ein italienisches Rentnerpaar im Auto mit.

Der Aufsteig auf die Gliederscharte wird uns relativ schwer, weil es wirklich heiß ist. Gegenüber steht der Hochfeiler, ein Gletscherberg im Zillertaler Hauptkamm, der uns schon seit gestern begleitet und den wir auch später noch oft sehen. Immerhin geht es heute vielfach durch Grasschrofengelände und nicht nur über Blockhalden.
Am Nachmittag treffen wir auf die Obere Engbergalm. Es gibt die beste Jause der ganzen Tour – Brot, frische Butter, Ziegenkäse und Milch. (Im Pfitscherhaus hat man uns noch gesagt: Nein, es gibt keine Hütte oder Alm unterwegs.)

Wir begegnen heute mehrfach Emmy und Hans, die uns schon im Pfitscherhaus aufgefallen sind. Wie sich herausstellt, kommen sie aus Dänemark, und wir sind „vom gleichen Schlag“. Man lernt auf diesen Touren immer wieder Leute kennen, bei denen der Funke gleich überspringt. Wir nehmen Quartier im Gasthof im Pfunder, im dem sie auch reserviert haben, und so haben wir noch einen schönen Abend zusammen. Sie gehen über die Alpen nach Venedig.

Morgens über dem Pfitscher Tal. Wir steigen zwar hinunter, aber links gleich wieder auf.
Aufstieg zur Gliederscharte
Abstieg ins Pfunderer Tal. Links unten die Obere Engbergalm – mit wunderbarem Käse, Butter und frischem Brot.

Tag 7 In die Dolomiten

Sonntag 9.9.2012 Pfunders – Taxi nach Niedervintl – Bahn nach St. Lorenzen – per Anhalter über S.Martino zum Würzjoch 2.008 – Schlüterhütte 2.306 m

Wir sind nun schon jenseits der Zillertaler Alpen. Auf dem Weg in die Dolomiten liegen eigentlich 2 Tage Almenlandschaft vor uns – die kürzen wir mit diversen Verkehrsmitteln ab. Erst nimmt uns eine vierköpfige(!) italienische Familie im Auto mit, dann eine Bäuerin, zuletzt dann der Wirt einer Almhütte am Peitlerkofel. Dichter ran ging es nun wirklich nicht. Wir fragen den Wirtsmann aus, wie die Bauernwirtschaft funktioniert, wie Käse und Südtiroler Speck produziert werden. Dann kaufen wir ein Stück Speck, das uns später irgendwo die notwendige Energie liefert – denn sonst gibt es nur Brot und Wasser. Wir kommen ja wirklich nie an einem Laden vorbei. Und die Hütten sehen es nicht gern, wenn man am Frühstücksbuffet räubert.

Mit eigener Kraft bewältigen wir also heute nur die Peitlerscharte. Heute überholen wir alle anderen – und nach 2 Stunden sind wir in der Schlüterhütte. Das ist eine wirklich empfehlenswerte Hütte. Schön gelegen, gut geführt, und mit super Tourenmöglichkeiten in alle Richtungen.

Abends steigen wir noch auf den Aussichtsberg der Hütte und schauen auf die Geislergruppe – Das ist einer unserer Favoriten, in der wir früher schon spannende Touren gemacht haben. Ich denke da speziell an unsere Feldberger Freunde und die von ihnen überaus geschätzte Mittagsscharte, aber auch an die Klettertour über den Sass Rigais.

Die Dolmiten sind eben etwas ganz Besonderes, deshalb haben wir sie auch in diese Tour einbezogen.

Der Peitlerkofel
Die Schlüterhütte
Die Geislergruppe

Tag 8 Durch die Puezgruppe zum Grödner Joch

Montag 10.9.2012 Schlüterhütte – Kreuzjoch 2.293 – Roascharte 2.617 – Forc. la Forces de Sieles 2.662 (alt. Nivesscharte 2.740) – Puezhütte 2.475 – Crespeinajoch 2.528 – Cirjoch 2.469 – Grödnerjoch 2.121 m

Wenn wir morgen über die Sella gehen wollen, dann müssen wir es heute mindestens bis zum Grödner Joch schaffen. Das wird wieder eine lange Etappe! Zuerst führt uns ein wirklich spannender Aufstieg über Kreuzjoch und Roascharte. Wieder begegnen wir einem Wanderer, der noch einen Tag später immer mal wieder in unserer Nähe auftaucht. Nach der Roascharte hat man zwei Optionen: Klettersteig über die Nivesscharte oder eine anscheinend einfachere Umgehung über die Forcella la Forces de Sieles. Leider sagt die Karte nicht, dass auch die Sieles-Scharte ein Klettersteig ist und beinahe auf die gleiche Höhe führt. Da haben wir halt einen Umweg gemacht, aber immerhin ist es ein interessanter Steig.

Das Puez-„Plateau“ und auch die Puezhütte sind dann eher enttäuschend.

Nachmittags bei der Überquerung der letzten beiden „Jöchle“ sind wir wieder in bekanntem Gelände, und wir haben einen wunderschönen Blick auf Sella, Langkofel und alle anderen Steinbrocken in der Umgebung.

Übernachtung im Gasthof am Grödnerjoch mit Dusche und „kleiner Wäsche“. Nicht jede Hütte bietet den Komfort von warmem Wasser oder gar Dusche, und nach tagelangem Wandern muss das eine oder andere Stück auch dringend mal ausgewaschen werden.

Die Roa-Scharte sieht spektakulär aus. Geht aber ..
Steinmänner auf dem Puezplateau
Sella, Pisciadu
Links Sella, rechts Langkofel, „Unten“ Grödner Joch

Tag 9 Über die Sella

Dienstag 11.9.2012 Grödnerjoch – Val de Setus – Pisciaduseehütte 2.585 – Bamberger Hütte 2.871 – Sass Pordoi 2.950 – Seilbahn Pordoijoch 2.242 – per Anhalter nach Canazei – Bus nach Vigo di Fassa

Heute ist wieder eine meiner Traumtouren dran. Leider stellt sich heraus, dass Hanne meine Vorhersage, dass die Sella oben „eben“ wäre, wörtlich genommen hat. Da gab´s Ärger, aber nur kurz.

Vom Pass weg geht es aufwärts. Im Val de Setus sogar ziemlich steil, und oben wartet sogar eine Kletterpassage, die allerdings bestens mit Stahldrähten abgesichert ist. Damit haben wir 400 Höhenmeter absolviert, aber die nächsten 400 m warten schon (Ärger).

Mittags pünktlich kommt die Bamberger Hütte des Wegs, und wir tanken kräftig auf. Nicht jeden Tag klappt das so gut – Spaghetti Pomodoro. Massen von Menschen gibt es hier! Wir sind das gar nicht mehr gewohnt. Weil die Seilbahn am Pordoi bis auf fast 3.000m führt, und weil der Weg zur Boe-Spitze mit 3.110 m bei gutem Wetter sogar mit Sandalen zu bewältigen ist, nutzen eben viele Leute die Gelegenheit für ihren ersten 3000er. Na ja, irgendwie gehören wir ja auch dazu, denn wir machen den „Abstieg“ auch mit der Seilbahn. Die Knie sagen Danke.

Der Wetterbericht kündigt eine Kaltfront mit starkem Wind an, die morgen einen Tag Regen bringen soll. Der Plan war, über den Schlern nach Bozen zu gehen, aber angesichts der Wetterprognose kürzen wir wieder ab. Ein israelisches Paar nimmt uns bis Canazei im Auto mit, und der Bus bringt uns dann nach Vigo di Fassa unterhalb der Rosengarten-Gruppe.

Tatsächlich ist am nächsten Tag sehr schlechtes Wetter, und wir denken an die Dänen, die einen Tag nach uns die Sella überqueren wollten. Hoffentlich haben sie nicht gelitten, denn die Sella ist doch ziemlich hoch, und in dieser Höhe ist nicht nur mit Regen, sondern mit Schneesturm zu rechnen.

Durch das Val de Setus zur Sella
Bamberger Hütte
Marmolada im Blick

Tal 10 Ein Regentag: Bozen – Meran – Aufstieg zur Bockerhütte

Mittwoch 12.9.2012 Vigo di Fassa – Bus über Karerpass nach Bozen – Bahn nach Meran – Taxi nach Dorf Tirol – Seilbahn Hochmuth 1.400 – Bockersteig zur Bockerhütte 1.628 m

Meran ist unglaublich voll, weil alle Urlauber den Regentag zum Einkaufen nutzen. Das halten wir nicht aus und steigen trotz Regen gleich wieder auf. Trotz Seilbahnhilfe geht es abends noch ordentlich hoch, zuletzt wieder tiefer zur Bockerhütte.

Das ist mal eine rustikale Unterkunft! Eine Alm wie sie früher schon war. Irgendwie riecht alles nach Bock. Wir richten uns im Lager unter dem Dach ein. Die Sturmböen rütteln an den Fensterläden, die Holzschindeln auf dem Dach klappern, das ganze Haus ächzt. Aber wir schlafen selig.
400m weiter oben auf der Oberkaser Alm wäre ein besseres Quartier zu finden.

Ab heute sind wir auf dem Tiroler Höhenweg, dem wir nun einige Tage folgen

Aufstieg zur Bockerhütte am Muthkopf – Ein Tag im Regen
Bockerhütte – eigentlich eine normale Alm
Eine perfekte Nacht unter dem Dach

Tag 11 Über das Spronser Joch in die Texelgruppe

Donnerstag 13.9.2012 Bockerhütte – Oberkaser 2.131 – Spronser Joch 2.581 – Schafhütte 2.262 – Lazinser Alm 1.860 – Pfelders (Zeppichl) 1.628 m

Die Texelgruppe ist Teil der Ötztaler Alpen und relativ stark vergletschert. Wir haben sie schon früher von Meran aus gesehen, und das hat uns angelockt. Die Berge steigen relativ steil aus dem Passeiertal bis auf 3.500 m auf. Und auch das Passeiertal ist eine Entdeckung für uns. Das kannten wir noch gar nicht, und es ist tatsächlich einen ganzen Urlaub wert.

Es ist um rund 10 Grad kälter geworden. An den Spronser Seen und noch höher am Spronser Joch ist es eisig und stürmisch. Nach Abstieg ins Lazinser Tal wollen wir eigentlich heute noch zur Stettiner Hütte auf 2.875 m. Aber darauf müssen wir verzichten, es ist zu hart. Außerdem ist der Plan riskant, am nächsten Tag in 2.800 m Höhe von der Stettiner zur Zwickauer Hütte zu gehen. Heute jedenfalls liegt da oben sichtbar viel Schnee. Dann sitzt man möglicherweise 1-2 Tage fest. Also besser weiter abwärts bis zum Gasthof von Zeppichl oberhalb von Pfelders.

Die Oberkaser Alm
Rückschau auf die Dolomiten
Auf dem Spronser Joch ist Winter!
Abstieg ins Lazinser Tal. Oben am Kamm ist wirklich schlechtes Wetter. Wollen wir wirklich da hoch?

Tag 12 Aufstieg zur Zwickauer Hütte

Freitag 14.9.2012 Pfelders – Untere Schneidalm 2.159 – Zwickauer Hütte 2.979 m

Der nächste Tag bringt wieder volle Sonne. Aber man merkt, dass der Herbst eingezogen ist.

Jetzt also trotzdem nach oben! Wir steigen in direkter Linie von 1.600m zur Zwickauer Hütte auf fast 3.000 m auf. Das ist mal ein Adlerhorst! In unmittelbarer Nähe sind Gletscher. Man sieht alle Gipfel im Osten: Olperer, Hochfeiler, die Dolomitenstöcke schön aufgereiht – Peitler, Geisler, Puez, Cir, Sella, Langkofel, Rosengarten, Marmolada, Drei Zinnen usw. Wir sehen auch, dass alles bis auf rund 1.700 m herunter weiss ist – auch unsere Wege von letzter Woche sind verschneit. Abends super Alpenglühen.

Leider hat der Frost der letzten Tage die Wasserversorgung der Hütte unterbrochen. Wasser gibt es nur für Tee. Abends kommt ein Klempner per Hubschrauber, aber der kann das Problem auch nicht lösen. Ich hoffe, dass der Wirt am nächsten Tag Erfolg hatte, denn sonst bleibt nur, Wasser per Seilbahn hochzuholen

Zur Zwickauer Hütte. Der Gurgler Kamm in den Texler Alpen
Das Faltschnaltal
Das Pfelderer Skigebiet. Hinten die Dolomiten
Die Zwickauer Hütte auf 2.989 m
Der Olperer (Tuxer Kamm)
Hochfeiler (Zillertaler Kamm)
Sella und Langkofel (Dolomiten) – alles weiß!

Tag 13 Auf dem Tiroler Höhenweg – Rauhjoch – Timmelsjochstrasse

Samstag 15.9.2012 ZwickauerHütte – Kreuzjoch 2.451 – Biwak Josef Pixner 2.708 – Rauhjoch 2.9xx – Grubjoch 2.661 – Scheibsee 2.573 – Seeber Alm 1.842 – Gasthaus Hochfirst 1.763 m

Heute steht wieder eine schwere Etappe auf dem Plan. Es geht hoch über dem Passeiertal auf 2.700 bis 2.900 m dahin, und in der Mitte wartet das berüchtigte Rauhjoch. Immerhin hat die Sonne inzwischen den Schnee weitgehend beseitigt.

Am Kreuzjoch ist schon so eine Passage, wo ich eine Sicherung erwartet hätte. Es ist glatt und steil, aber in Italien muss es auch mal ohne Seile gehen.

Am Weg gibt es ein Biwak. Das ist eine hypermoderne Aluminium-Kapsel für den Notfall, weil man bei einem Wetterumschwung durchaus zwischen Rauhjoch und Kreuzjoch gefangen sein kann.

Das Rauhjoch selbst wartet mit einer 150 m langen meist horizontalen Kletterpassage auf, die doch ziemlich anspruchsvoll für uns ist. Es geht 300 m senkrecht ab, Fehler darf man nicht machen. Das schmale Band ist abschüssig und mit losem Schutt bedeckt. Und natürlich liegt gerade hier noch Schnee. Es sind Sicherungsseile da, aber irgendwie sind sie unlogisch verteilt, und sie sind nicht immer an den wirklich kritischen Stellen zu finden. Am Ende kämpfen wir uns noch durch eine Schneewehe. Die Seile sind 1m tief im Schnee, wir kommen nicht mehr ran, und so führen die letzten Schritte über ein ungewisses Darunter – kein schönes Gefühl.
Für Nachfolger: Ich bin überzeugt, dass der Übergang über die Scharte westlich der Spitze Rauhes Joch/ M. Scabro zumindest bei diesen Verhältnissen einfacher ist. Auf der Karte ist ein Pfad markiert, und am Berg müsste man zunächst links dem Wegweiser zum Gipfel folgen. Einen Versuch zur Umgehung der Kletterei sollte man jedenfalls wagen.

Der Abstieg auf dem Grat zum Grubjoch ist dann schon vergleichsweise einfach, und dann kommen wieder die schönen Almen und Graswege. Ein Bauer erzählt uns später, dass die Alm hier bis 2.600 m hoch beweidet wird – Das ist schon erstaunlich.

Wir stärken und mit Brot und Wasser und dem Rest vom Rehbraten. Das ist mal ein Festessen so weit oben!

Das Gasthaus Hochfirst liegt an der Timmelsjochstrasse. Es gibt leider keine andere Unterkunft in der Nähe.

Am Rauhjoch
Der Blick ins Passeiertal ist natürlich gigantisch!
Seeber Tal. Rückblick zum Hochfirst.

Tag 14 Ins Passeiertal

Sonntag 16.9.2012 Gasthaus Hochfirst – Moos in Passeier 1.007 – Stuls 1.315 m

Wir entscheiden uns, den Hochstubai nicht mehr zu versuchen und steigen erst mal ab ins Passeiertal. Ausnahmsweise eine Talwanderung.

Hinter Moos geht es dann doch wieder nach aufwärts nach Stuls. Das ist ein sehr schönes, sonnenverwöhntes Dörfchen auf 1.300 m.

Im Wald begegnet uns Heidi, eine Münchner Ärztin mit 2 Kindern, die so viel Vertrauen zu uns fasst, dass sie uns spontan Ferienhaus und Kühlschrank in Stuls überlässt, obwohl sie selbst nach Hause fährt. So haben wir abends und nachts jeden Luxus (Urlaub!), aber länger wollen wir die Gastfreundschaft dann auch nicht in Anspruch nehmen.

Rabenstein im Passeiertal
Ein Blick zurück ins Pfelderer Tal. Rechts oben, die kleine weiße Spitze ist das Rauhjoch, wo wir gestern herumgeturnt sind.

Tag 15 Zum Jaufenpass

Montag 17.9.2012 Stuls – Sternkaser 1.968 – Schlattacher Joch 2.254 – Glaitner Hochjoch 2.389 – Passeier Höhenweg – Fleckner Hütte 2.060 – Jaufenhaus 1.990 m

Eigentlich wollen wir nicht mehr nach oben, aber ein bisschen geht immer. Und so steigen wir wieder 1.000 m Höhenmeter auf, gehen auf dem Gratweg zum Jaufenpass und haben dazu noch einen fantastischen Ausblick auf den Stubai im Norden und alle Gipfel im Süden und Osten.

Aber nun reicht es auch! Das war der letzte Aufstieg für dieses Jahr. Letzte Unterkunft „am Berg“ im ehrwürdigen Jaufenhaus.

Dienstag 19.9.2012 „Abstieg“ mit Bus nach Sterzing – Brennerbahn nach Innsbruck – Bahn nach München
Mittwoch 20.9. 2012 Enkeltag im München – nachts CNL München – Berlin Hbf

Glaitner Hochjoch
Sternkaser Alm. Passeier Tal Richtung Meran (im Dunst)
Passeier Tal Richtung Pfelders
Abfahrt vom Jaufenhaus