Zugspitz Juni 2020 mit den Kindern

Die 4 Jungs mit Oma Hanne und Opa Lutz müssen endlich auf einen richtigen Berg, Das kann natürlich nur der Zugspitz sein!
Natürlich sind die „Kinder“ tatsächlich inzwischen die Enkel!

Leider macht Corona die geplante Hüttentour unmöglich. Also haben wir eine Ferienwohnung in Gainau/Schmölz gebucht und werden nun eben Tagestouren unternehmen.

27.6.2020 Samstag. Garmisch

Nur noch schnell essen im Hotel „Post“.

28.6.2020 Sonntag. Auf das Kreuzeck

Von Hammersbach über den Jägersteig zum Kreuzeck sind es 900 Höhenmeter. Die Jungs zeigen ihre Kräfte. Ganz gut für den Anfang!

Als wir dann mit der Gondel abfahren, entsteht großes Gedränge: Jeder will einen Fensterplatz. (Die Gondel ist rundum verglast!)

Der Hammersbach fließt genau an unserer Pension vorbei. Natürlich müssen wir im eiskalten Wasser baden. Hier schwimmt gerade ein Pantoffel davon.

29.6.2020 Montag. Über den Höhenrain zum Eibsee

Das Wetter ist unsicher. Wir riskieren nicht, in der Höhe in Regen oder Gewitter zu kommen. Aber für eine lange Wanderung über den Höhenrain zum Eibsee reicht es. Im Eibsee baden wir dann fast täglich.

30.6.2020 Dienstag. Hölltal und Kreuzeck

Heute machen wir eine mächtige Tour:
Zuerst geht es durch die Hölltalklamm. Wasser von allen Seite. Imposant für die kleinen Nasen.

Mittag essen wir auf der neuen Hölltalangerhütte. Oma und Opa müssten ja hier als Spender mit ihren Namen verewigt sein, aber wir finden die Schilder nicht. Es gibt hunderte Schilder ..

Und schon geht es auf den ausgesetzten Weg „über die Knappenhäuser“ auf das Kreuzeck. Die Jungs lernen, sich an den entscheidenden Stellen zu konzentrieren. Das klappt immer besser.
Vom Kreuzeck mit der Gondel nach unten ..

Das war wieder ein langer Tag. Abends essen die Jungs absolut ALLES. Für Smartphone und Tablet reicht die Kraft nicht mehr. Geht doch!

1.7.2020 Mittwoch. Endlich auf den Zugspitz

Wir fahren früh mit der Zahnradbahn hoch und erleben Schnee am Sonn Alpin.

Ein kleine Rodelbahn ist noch übrig vom Winter.

Weiter geht es mit der Seilbahn hoch auf die Spitze Deutschlands auf 2.962 m, später mit der neuen Seilbahn hinunter zum Eibsee. Die neue Bahn ist schon ein Wunderwerk. Besonders beeindruckend ist der Glasboden.

Am Nachmittag: Baden im Eibsee. Wir mieten ein Tretboot
Und dann erwischt uns prompt wieder ein massiver Regenguss. kakakalt.

2.7.2020 Donnerstag. Osterfelder Kopf

Vom Kreuzeck geht es mit einer kleinen Klettereinlage zum Osterfelder Kopf. Weicheier könnten auch mit der Seilbahn fahren. Aber wir doch nicht!

Ein echtes Gipfelkreuz für uns!
Dahinter baut sich die Alpspitze auf. Aber die ist ein andermal dran.

Hinunter gehen wir den „normalen“ Wanderweg zum Kreuzeck.

Das Kreuzeck entwickelt zu unserem Favoriten. Immer mit der Gondel rauf und runter. Es haben ja auch alle einen Fensterplatz.

3.7.2020 Freitag. Über den Bernadeinsteig ins Reintal

Ein regennasser Tag. Aber wen stört denn so was?

Wir starten wieder am Kreuzeck und gehen über den Bernadeinsteig ins Reintal. Es ist nur ein schmaler Steig. Leider ist keine Sicht, denn SONST hat man wirklich schöne Ausblicke ins Tal. Der Weg ist ewig lang. Nebel und Regen machen ihn geheimnisvoll.
Unten gibt es eine kleine Hütte und etwas Warmes zu essen.

Nein, er ist nicht sauer. Er will nur mal böse gucken.

Die Partnachklamm ist überraschend wegen Corona gesperrt bzw. nur von unten nach oben erlaubt. So müssen wir den Umweg über das Graseck nehmen, was keine Begeisterung hervorruft. Aber dann bringt uns eine Touri-Pferdedroschke die letzten Kilometer bis zum Bus. Und so sind alle wieder guter Dinge.

4.7.2020 Samstag. Ausgehrunde um den Eibsee

Ein letzter Besuch am Eibsee. Wir umrunden den schönen See. Die 8 km können wir jetzt als Pipsi-Tour abtun: Da lachen wir drüber!

Ein Abschiedsbad, und los geht es nach Hause.

Auf der Heimreise übernachten wir noch mal bei Edeltrauf und Ralf, wie schon auf der Hinfahrt. In Lobenstein gibt es natürlich auch noch mal eine schöne Wanderung.

Hawaii 2017

Einmal ´ne richtige Fernreise machen! Durch Vermittlung unseres Reiseagenten Klaus haben wir einen privaten Kontakt nach Hawaii. Den Luxus eines Business Tickets leisten wir uns auch, so kann man den langen Flug ganz gut aushalten. Eigentlich sehr gut sogar.

Zuerst machen wir Station in Kalifornien, denn Hanne will im WoMo cruisen! Dann geht es nach nach Maui. Ziel unserer Träume. Los dann!

19-2-2017 Welcome California
22-2-2017 Highway Number One
23-2-2017 Highway Numer Two
24-2-2017 Monterey und Carmel
25-2-2017 Big Basin Redwoods State Park
26-2-2017 Manresa State Beach
27-2-2017 San Francisco
28-2-2017 Endlich Hawaii: Breakfast in paradise
28-2-2017 Vehicle abholen
1-3-2017 noch ein Regentag
2-3-2017 Baldwin Beach Park
3-3-2017 Haleakala (1)
4-3-2017 Endlich aufs Wasser
5-3-2017 Grüße zum Sonntag
5-3-2017 Kanaha Beach
6-3-2017 Road to Hana (1)
7-3-2017 Lahaina Pali Trail
8-3-2017 Beachtag
9-3-2017 Big Beach – schon wieder Beach?
10-3-2017 Hoapili Trail
11-3-2017 MAUI PRO-AM
12-3-2017 Wieder Beachtag – Kanaha Beach Park
13-3-2017 Walhe´e Ridge Trail
14-3-2017 Road to Hana (2)
15-3-2017 Haleakala (2)
16-3-2017 Beachtag
17-3-2017 Whalewatching
18 und 19-3-2017 Beachtag
20-3-2017 Wieder Beachtag
21-3-2017 Schon wieder Beachtag
22-3-2017 Redwood Trail
23-3-2017 Überraschender Abschied

19-2-2017 Welcome California

Tegel – Newark – Fan Francisco: Durch die Zeitdehnung +9 h sind wir um 18 Uhr schon in S.F.Cal. Was uns gleich auffällt: Die Amis legen nicht so viel Wert auf den schönen Schein. Es muss funktionieren. Wie es aussieht ist nicht wichtig. Die Flughägen sind ganz schön abgenutzt und könnten eine Auffrischung vertragen.

Am Montag 20.2. dann mit der BART (Bay Area Stadtbahn) nach Dublin. Das liegt „hinter den Bergen“ auf der Ostseite der Bay.

Womo abgeholt, los gehts. Zum Thema Womo haben Hanne und ich ja durchaus unterschiedliche Auffassungen. Wir werden sehen. Wir sind gleich mal zusätzlich 450 $ für Wäsche und Kochzeugs los. An die Preise muss man sich erst gewöhnen. Ein einfaches (aber gutes) „Pacific“ Fischrestaurant erleichert unsere Kasse dann auch um 75 $ – ohne teure Getränke.

Also, nach dem Einkauf im Supermarket gehts nun wirklich auf den Highway. Leider, leider zeigt sich S.F. die Tage von seiner ganz nassen Seite. Es geht wirklich ein Wolkenbruch nach dem anderen nieder, und wir rauschen durch den Regen um die Bay herum. Ich will die Zentren Oakland und S.F. im Norden umfahren. Das ist dann doch ziemlich weit. Nachdem wir uns kurz verfahren haben, übernachten wir auf dem Parkplatz einer UPS-Station. Ganz netter Fleck. Gut erholt. Dafür hat man ja das Womo. Wenn es halt ein Navi hätte .. Mit Technik hat´s unsere Kiste nicht so. Strom, Gas, Wasser, Sch.. gut, aber Bordelektronik gibt es nicht.

Dienstag 21.2. Wir fahren schon um 7 Uhr wieder los – wir haben die Zeitverschiebung noch nicht ganz überwunden. Navi kommt ab jetzt von Google. Das Wetter ist besser, aber der Pacific hält immer Überraschungen in Form von Regen und Nebel bereit. Das Golden Gate ist ausnahmsweise frei davon. Wir steigen auf den höchsten Punkt im Norden und haben die Bridge in ganzer Schönheit vor uns. Das Ding wurde (wie auch die Bay Bridge) schon in den 30er Jahren gebaut, wirkt aber auch jetzt noch eindrucksvoll.

Die Bay war und ist der beste und ziemlich einzige sichere Naturhafen auf ein paar Tausend Meilen Küste. Zuerst waren Spanier und Mexikaner hier. 1846 haben die Amis die Region übernommen/ annektiert. Geblieben sind mächtige Festungsanlagen auf allen Ufern und Inseln.

Wir schlängeln uns durch die Vororte zum „Highway Number One“. Hier fährt man auf der Harley mit wehenden Haaren und offenem Hemd die ganze Küste runter nach L.A. Wir nehmen halt das Womo. Unsere Energie reicht nur bis zum ersten Zeltplatz südlich von S.F. am „Half Moon Beach“. Klingt gut, liegt aber leider noch in der typischen Schlechtwetterzone des Golden Gate. Es ist nass, regnet, nass, kalt. 
SO HABEN WIR UNS CALIFORNIA NICHT VORGESTELLT!

Auf dem Zeltplatz steht alles voller gewaltiger Motor-Homes, aber anders als bei uns wohnen einfache Leute drin. Und zwar das ganze Jahr. Der Zeltplatz ist voller Handwerker, die halt hier leben. Unser Nachbar ist Maler. Kommt aus Mexico, mit der ganzen family, und sprich weniger Englisch als wir. Die Trucks sind alt. Das endgeparkte Motor-Home in der Größes eines Reisebusses „Kenia Edition“ hat 6.000 $ gekostet. Design follows Function. 

22-2-2017 Highway Number One

Von Half Moon Beach nach Santa Cruz.

Zuerst mal unser Womo:

Für amerikanische Verhältnisse ein extrem kleines Motor-Home.

Kein Regen heute. Pacific satt. Der Highway führt immer in Sichtweite zum Ocean nach Süden. Und je weiter wir nach Süden kommen, desto blauer wird der Himmel und schöner scheint die Sonne. Wir sind wieder versöhnt mit California.

Santa Cruz soll eine Stadt der Teenager sein. Es gibt den Ableger einer Uni, und so tummeln sich auch heute an 100 Surfer im Wasser. Die Dünung geht noch hoch vom Sturm am Montag. Und es ist zwar sonnig, aber weiter kalt. Die Jungs sehen nicht aus, als ob sie noch Helden oder überhaupt was zeugen können. Ehrlich gesagt sind auch etliche Graubärte dabei.

Hier ist die Reihe der Neopren-Pinguine beim Sprung ins kalte Vergnügen:

Wir machen jedenfalls einen ausgedehnten Spaziergang (etliche Lutzmeter) entlang dem West Cliff Drive. Die Küste ist bisher generell ein Cliff. Der Strand ist, sofern vorhanden, von den hohen Wellen überspült.

Diesmal suchen wir uns einen sehr schönen Camping Ground 30 km südlich von St. Cruz. Zum Strand geht´s durch eine Feriensiedlung der Schönen und Reichen. Sie trägt den schönen Namen Sand Dollar Beach. Und wenn wir bisher eher die arme Landbevölkerung gesehen haben – in St. Cruz vor dem Supermarket sogar Landstreicher – oder sind es Alt Hippies? – hier jedenfalls wohnt der Mammon. Leute sind allerdings nicht zu sehen, jetzt im kalten Winter. Ein schöner Strand, ein einsamer Kiter, eine weitere Wanderung. Und schon ist der Tag vorbei.

Noch mal die ausdrückliche Bitte um Entschuldigung, dass wir aus California bisher eigentlich nichts zu berichten haben.

Sand Dollar Beach

23-2-2017 Highway Numer Two

Von Santa Cruz nach Monterey: Einen Highway Number Two würden wir uns wünschen. Aber dazu später.

Früh führt unsere Fahrt durch endlose Erdbeerplantagen nach Süden – Strawberry fields  forever. Überall stehen Schilder der Marke Dole. Die Pflanzen sind perfekt in Folie eingeschlagen und haben schon Blüten. Von hier kommt also der ganze Erdbeersegen. Symphatisch.

Überhaupt sind die Amis die größten Naturschützer. Überall Reservate, State Parks, Hinweisschilder. Im Laden ist alles mindestens Bio. Auf der Milch steht wirklich: „Kuh frisst genfreies Futter. Es ist nicht möglich, in der Milch nachzuweisen, dass genfreies Futter gegeben wurde, aber glaubt es!“ – oder so ähnlich.

In einer kleinen Lagune lassen sich Seeotter die Sonne auf den Bauch scheinen, putzen die Schnäuzchen. Putzig. Seehunde spielen auch im trüben Wasser. Ach ja, auch Wale gibt´s, aber die haben wir nicht gesehen.

Hinter Monterey machen wir dann wieder einen längeren Spaziergang (etliche Lutzmeter) durch den Lobos Point State Park. Heute sind da tolle Ausblicke, alte Zedern und Seelöwen zu bestaunen. Früher war hier ein Stützpunkt der Walfängerei. Belassen wir es mal bei einem Ausblick auf Pacific and an old whalerman.

Auf dem Weg nach Süden soll jetzt eigentlich das schönste Stück kommen: Big Sur. Wir können die Küste voraus sogar schon sehen.

Aber leider versperrt ein Sheriff die ganze Straßenbreite und schickt uns zurück: Die ganze Küste is closed. Es hat Erdrutsche gegeben. Wann die Number One wieder befahren werden kann, ist ganz unbestimmt, may be in a year. No way today. Einen Highway Number Two hat er auch nicht im Angebot. Die Umleitung über den Freeway im Landesinneren wäre mindestens 100 Meilen lang (160 km). Und das bei meiner Null-Bock-Einstellung zum Fahren.

Da bleiben wir lieber vor Ort und suchen uns einen Campingplatz. Der hat wie gewohnt „alles“, von Strom, Wasser, Entsorgung, Sanitäranlagen, Sat-TV bis free Internet. Super. Wenn ich links rausschaue steht ein RAM 2500 (400 PS), rechts ein F-150 (400 PS), daneben die entsprechenden Trailer. DAS SIND AUTOS! Gerade parkt wieder einer ein. Sieht aus wie der Bofrost Lieferwagen.

Ich würde ja gern einen Kommentar zu den Amis abgeben. Aber vielleicht bin ich noch voreingenommen und sollte ein paar Tage abwarten. Ich liebe sie ja. Die sind – ich möchte sagen alle – so offen und herzlich und unverbindlich. Für die gibt´s kein Problem. Helfen total gern. Aber auf etwas verlassen kannst Du Dich nicht.
Für alles gibt es Rabatt. Der Supermarkt ist aufgemacht wie ein Casino. Du bekommst immer mehr raus, als Du einzahlst.
Gestern auf dem Campingplatz hat uns der Nachbar lauthals begrüßt: Hello neighbors, kommt mal rüber, wir machen gerade Feuer. Wir hängen ein paar Tage ab mit den Kindern. Wir haben zufällig seine Quittung mit gegriffen bei  der Anmeldung: Der Stellplatz für sein reisebusgroßes Motot-Home kostet 570 $ für paar Tage. Hanne war etwas verwirrt, weil sie dachte, es sei unsere Quittung.
Die laufen oft in Klamotten rum – so würde ich nicht mal zur Gartenarbeit antreten. Natürlich – wir sind hier auf dem Land. Aufs Äußere kommt es halt nicht an in dieser Gruppe.
Die Oberschicht lernen wir nicht kennen. Von der Straße aus sehen wir manchmal traumhafte Anwesen an der Küste. Das müssen Feriendomizile sein. Denn die nächsten großen Städte sind hunderte Meilen entfernt. Hier dagegen gibt es noch den Country Store, da kannst Du Hufeisen und Gummistiefel kaufen. Da hol ich mir gern mal die Wegbeschreibung zum nächsten Campingplatz. Ganz nette Leute alles.

Auch auf Hawaii sind wir demnächst wieder auf dem Lande. Darauf freue ich mich besonders. Uns liegt das viel näher als die Städte. Aber ich sag erst mal nichts. Lass mal kommen, die Amis.

Ich trau mich auch noch nicht zu fragen, was sie zu ihrem Präsidenten sagen. Hier, unweit von Mexiko. Wie frag man so was? Aber spannend ist das, und irgendwann muss ich´s wissen.

24-2-2017 Monterey und Carmel

Wir wollen mal nicht Auto fahren – Gottlob – und nehmen den Linienbus nach Monterey. Es ist unglaublich: Google Navigation zeigt und beschreibt nicht nur jedes Detail der Verbindung einschl. Fußwege, sondern auch eine Verspätung um 6 min! Das ist ja leicht.

Monterey

Monterey war die Hauptstadt Kaliforniens, als es noch zu Mexico gehörte, und es wurde 1846 kampflos von den Amerikanern übernommen. Wäre es anders gekommen, müsste Donald nicht nur die Mexikaner, sondern auch die Kalifornier aussperren.

Wir haben den Hafen gesehen: ein bisschen Fischerei, Whale watching, Seehunde.

Schöne Wanderung entlang der Küstenlinie gemacht (etliche Lutzmeter). Es fühlt sich nach Frühling an, die Osterglocken und vieles mehr blühen, und in der Sonne kann man es gut aushalten.

Dann mit dem Bus nach Carmel. Monterey liegt im Norden und Carmel im Süden auf einer Art Kap. Clint Eastwood war hier mal Bürgermeister. Der hat kräftig Marketing betrieben. Jetzt wohnen in Carmel die Schönen und Reichen. Alles sehr gediegen. Läden, wo Du nix kaufen möchtest. Wir haben nach einem Häuschen ausgeschaut, aber es war nichts passendes dabei. Schaut mal die Preise an!

Immobilienangebot in Carmel

Die pflegen hier gern so einen englischen Cottage Stil. Jedes Haus sieht allerdings völlig unbterschiedlich aus. Es gibt offenbar keine Bauordnung. Die Grundstücke sind meistens bis an den Rand bebaut, weil jeder Quadratdezimeter echtes Investment bedeutet. Na, auch wenn´s nicht so mein Geschmack ist, eins kann ich ja mal ein Häuschen zeigen. Wenigstens fällt hier kein Laub – alles Zedern.

Allerdings hat Carmel einen schönen Sandstrand. Das ist ein Highlight an einer Küste, die sonst fast nur aus Felsen und Kliffs besteht.

Das war also unser Ausflug zu den hiesigen Kaiserbädern. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln! Ich hätte nicht gedacht, dass es so was überhaupt gibt. Aber – es ist perfekt, wie alles. Und die Leute sind total nett, hatte ich das schon erwähnt?

25-2-2017 Big Basin Redwoods State Park

Weil bei den Amis natürlich auch die Bäume größer sind, haben wir den Basin State Park besucht. Am Wochenende machen wir mal das, was alle hier machen: Einen Ausflug. Viel zu berichten gibt es nicht. Die Rancherin im State Park Headquarter hatte schon mal eine echte(!) 10 cm dicke Schlange um den Hals. Ich konnte das nicht fotografieren – da verweigert sogar das Handy. Aber die Redwoods sind wirklich riesig. Sie stehen in einer Art Urwald. Es ist sehr nass. Wir sind einen schönen Trail gewandert (wenige Lutzmeter).

Das ist EIN Baum!

Auch wenn es schon ziemlich wild ist: Ganz ohne Kitsch geht´s nicht.

26-2-2017 Manresa State Beach

Ein weiterer Tag zur Erholung. Kleine Wanderung am Strand hin und zurück. Eigentlich gibt es nichts zu berichten. Sieht ein bisschen aus wie Usedom.

Weil heute Sonntag ist, nehmen die kalifornischen Beachboys aller Altersgruppen ihr Board und stürzen sich ins Wasser. Dutzende, ganze Familien. Das ist schön anzusehen. Der Pazifik hat Kraft, auch die kleinen Wellen haben gehörig Energie.

Morgen geht´s nach Hawaii. Gut ausgeruht sind wir erst mal.

War das .. Bruce Willis?

27-2-2017 San Francisco

Wir sitzen schon im Flieger und freuen uns auf Maui/Hawaii. United Airlines zeigt nicht ihr Bestes. Es gibt zwar geräumige Sitze, aber kein Internet über dem Pazifik und auch sonst ist es nicht wirklich 1st class. Wir sind doch nicht auf dem Weg zum Mond. (oder?) Es ist so dunkel draußen). Man kann sich schnell an Luxus gewöhnen.

Unser WoMo haben wir abgegeben. Die letzte lange Fahrt ging über zwei Bergketten, dazwischen der St.-Andreas-Graben. Zwei tektonische Platten reiben sich hier aneinander mit unglaublichen 4 – 6 cm pro Jahr. Vor 100 Jahren hat es richtig gerappelt: Da gab es im Gelände Risse und Verschiebungen von 5 m. Jetzt mehren sich die Zeichen, dass es bald wieder so weit ist. Es gibt häufig kleinere Beben. Was man hier klein nennt. Vor ein paar Jahren sind Teile der Bay Bridge eingestürzt. Die Kalifornier sind optimistisch, dass sie den Moment gut vorhersagen können, und dass keiner sein Leben lässt. Und sie bauen inzwischen erdbebensicher. Allerdings wurden die Golden Gate und die Bay Bridge in den Jahren nach dem großen Beben gebaut. Ob die wohl stehen bleiben?

Die Zeit reichte auch noch für einen Stadtbummel (etliche Lutzmeter). Wir haben das Wichtigste gesehen und durchquert. Die Planer haben seinerzeit das übliche Raster von rechteckigen Quartieren auf das Gelände gelegt. Nun steht S.F. aber auf 42 Hügeln. Und so gehen die Straßen stur gerade den Berg hoch und runter. Teilweise mit enormem Gefälle. Es gibt eine Chinatown (und eine Japantown und eine Russiantown usw.) Fishermans Wharf und Bay Bridge.

Und schon ist die Zeit um. Wir können nicht sagen, dass wir California gesehen oder verstanden haben. Dafür war es zu kurz, dafür ist der Staat viel zu groß.
Hier nur noch ein paar Eindrücke von S.F.Cal.:

Chinatown

Alcatraz

28-2-2017 Endlich Hawaii: Breakfast in paradise

Juhu, wir sind da!

Hier gleich mal ne schnelle Übersicht über Maui.

Den großten Teil der Insel belegt der Schildvulkan Haleakala

Jede Insel auf Hawaii ist die Spitze eines Vulkans. Der Ozean ist ziemlich tief.

28-2-2017 Vehicle abholen

Auf Maui vielleicht ohne Auto auszukommen erweist sich als Schnapsidee. Die Insel ist größer als gedacht. Und Fahrrad fährt auch keiner. Wir brauchen ein Auto.

Aber der Reihe nach. Gestern Abend hat uns das Taxi vom Flughafen in die dunkelste Ecke von Maui gebracht. Wir sind erst nach 22 Uhr Ortszeit angekommen: Ein massives Tor, eine kleine Pforte, kein Licht.  Dahinter: Dschungel. Finsternis. Ich also ohne Rücksicht auf eventuelle Anwesenheit von Hunden, Alligatoren oder schießwütigen Cowboys rein in den Wald. Nach 100 m zeigt sich ein Lichtelein, wie bei Hänsel und Gretel. Und dann sind da wirklich unsere Gastgeber: Dagmar aus Westfalen und Bart aus Holland. Kein Hund im Haus. Böse Tiere gibt’s auf Hawaii gar nicht, aber das weiß ich erst seit heute.

Wir haben ein Cottage – das ist so ein kleines Holzhaus mit 2 Etagen. Unten living room, oben bedroom. Küche ist draußen, im Freien. Da ist natürlich ein Dach drüber, und sie ist komplett eingerichtet: Gas, Mordsgrill, Warmwasser, Strom, Toaster, alles da. Kühlschrank und Mikrowelle sind im Häuschen. Das scheint hier keine Ausnahme zu sein. Es spielt sich alles im Freien ab.

Gleich kommt ein Foto von unserem Abendbrot. Schönes dickes Steak. Es regnet dabei natürlich wieder mal. Aber es ist ziemlich warm. Wir sind auf einer Insel in den Tropen. Da ist wechselndes Wetter ganz normal. Meist liegt dann die andere Seite der Insel in der Sonne. Aber nicht heute.

Sanitär und Dusche sind auch draußen. Da sind sogar Wände rum! Es ist ok, Warmwasser usw. sind vorhanden. Aber die Dusche hat kein Dach. Hanne kommt gerade vom Duschen rein und sagt, dass Abtrocknen sinnlos ist. Es regnet ja oben rein. Lustig. Das ganze steht unter Bäumen, die wir bisher nur als Zimmerpflanzen kennen. Exotische Vögel hopsen herum.

So, aber weiter der Reihe nach. Wir fahren also früh mit Dagmar in den Ort rein. Die beiden haben einen Surfshop. Wie praktisch. Wir waren aber noch nicht da. Statt dessen in Paia erst mal schön gefrühstückt. Man muss ja sagen, dass Restaurants hier sehr teuer sind. Überhaupt ist alles gefühlt doppelt so teuer wie zu Hause. Außer natürlich unser Cottage. Das ist nun wieder mit 50 $ sehr preiswert, und wir finden, dass es wirklich mehr Hawaii bietet, als irgendein 0-8-15 Hotel. Wir sind auf dem Land, wir haben Anschluss, wir sind mit uns allein, es ist ganz ruhig. Und es ist nicht weit zu den bekannten Surfspots. Wir haben das Cottage durchgehend gemietet, auch wenn wir vielleicht mal wegfahren und woanders unterkommen werden.

Dann mit dem Bus weiter in die Hauptstadt Kahului. 27.000 Einwohner. An die Namen gewöhnt man sich. Ich kann sie schon ohne Stottern sprechen. Auch der Krater hier: Haleakala. Das klingt doch!

Dagmar hat uns einen Verleiher empfohlen, der alle Sorten Autos hat, auch Gebrauchtwagen. Als wir auf den Umstand hingewiesen haben, dass wir vielleicht auch mal Surfzeug zu transportieren haben, hat er sein Special Vehicle rausgeholt. Ein kleiner SUV mit Dachträger, reichlich Beulen und Rost, 180.000 km auf der Uhr. Aber innen sauber und adrett – und läuft und läuft. Das ideale Auto, um nicht aufzufallen und überall hinzukommen. 25 $ pro Tag, da sagste nix. Weil Hanne auch gleich zugestimmt hat, fragt mich der Verleiher (Italiener!) , wie lange man braucht, um seine Frau so zu erziehen. Tja, 19 Jahre schon. Meine Perle.

Unser Vehicle

Catch the spirit! Genaus so muss das aussehen!

Weil heute halt noch schlechtes Wetter ist, umrunden wir den westlichen Teil der Insel. Das sind so 3..4 Stunden auf extremer Strasse. Immer am Steilhang entlang, oft einspurig, enge Kurven ohne Ende. Und natürlich Gegenverkehr. Wenn die unser Vehicle mit den Schrammen sehen, machen sie gleich Platz. Die Konkurrenz fährt hier – im touristischen Teil der Insel – gern Ford Mustang oder Jeep. Die Einheimischen fahren gern die fettesten Trucks. Wir haben unser Vehicle und sind zufrieden.

Später kaufen wir noch ein. Wir leben unabhängig und versorgen uns selbst. Es gibt absolut alles, auch europäische Sachen, wenn man will. Wir wollen Angus Steak für unseren Grill. Perfekt. Natürlich gehen wir auch Essen. Wenn aber die Sonne scheint, dann geht nichts über ein Picknick oder ein Barbecue. Heute ist der Blog es etwas länger, ich bitte um Entschuldigung. Aber wer´s bis hier geschafft hat, der hat sich hoffentlich nicht gelangweilt.

1-3-2017 noch ein Regentag

Leider gibt es heute nichts Interessantes zu berichten. Entgegen der Vorhersage ist das Wetter noch nicht abgezogen. Regen, Regen. So hat Hanne sich Hawaii nicht vorgestellt. Na, ABER MORGEN sagt Windfinder: Der Wind wird auf Ost drehen, und das bedeutet Sonne. Heute früh hatten wir schon einen Vorgeschmack, und so sind wir losgewandert. Dann kam eine graue Wand in Sicht, wir sind zurück gerannt und passend ging ein tropischer Guss nieder. Da ist in 1 Minute alles nass.

So haben wir uns eben die Surfer in Hookipa angesehen. Wir haben direkt hinter einem Monster F-150 Raptor geparkt. Dann kam Waterman Kay Lenny himself. Sein Truck ist schon fast so groß wie der von Robby Naish. Beider wohnen ja hier auf Maui, und viele andere auch.

Ich wollte schon unser kleines Vehicle unter dem Raptor parken, wegen Regen und so. Mal sehen, wen wir noch treffen.

Wir sind noch ein bisschen herumgegondelt, Kanaha Beach besucht. Auf dem Weg nach Kahului – die Hauptstadt ist 11 Meilen entfernt – gibt es genau 1 Ampel. Trotzdem ist in beiden Richtungen immer Stau. Das kriegen die hin. Aber alle bleiben entspannt, keiner drängelt, keiner hat´s eilig. Stau erwartet man eigentlich nicht auf einer Tropeninsel. Manches ist anders als erwartet.

Wir wohnen ja sozusagen direkt im Grünen. Direkt. Hier ist mal das Cottage und die Küche. Vorerst noch bei Regen:

Unsere Nachbarin in anderen Cottage heißt Heike. Wir können uns gut schon begegnet sein, denn sie kommt von Fehmarn und arbeitet im Baltic Kölln Surfshop in Burgstaaken. (Wer´s kennt ..) Wir und unsere Kinder sind in Burg ja fast zu Hause.

Heike kommt in jedem Winter für 3 Monate her, hat auch ein zerbeultes Vehicle und darin ihre Windsurfausrüstung. Sie ist zwei Jahre im Weltcup mitgefahren. Welle und Freestyle. Geht bei jeder Wellenhöhe raus. Sie kann natürlich eine Menge erzählen, Tips geben, ist sehr angenehm. Morgen fährt sie allerdings ab. Ihr Zeugs packt sie in das Auto, das ihr gehört, und stellt es in einem Storage ab. Da kann es über“wintern“ bis zur nächsten Saison. Man kann schon interessante Leute treffen ..

2-3-2017 Baldwin Beach Park

André ist auch schon da. Früh begrüßt uns ein Regenbogen.

Und dann hat Hanne endlich ihr Tropenparadies. Wenn die Sonne scheint, wird es gleich ordentlich warm. Trotzdem kommt aus heiterem Himmel dann mal der eine oder andere kleine Schauer, der aber das Bild nicht stört. Wir sind am Baldwin Beach Park. Das ist einer der großen Sandstrände. Der überwiegende Teil der Küste sind Klippen, Riffe, Steine – da kommt man gar nicht ins Wasser. Die Sandstrände aber sind wie aus dem Reiseprospekt. Dabei sind sie geradezu  leer.

Überhaupt ist Maui alles andere als übervölkert. Es gibt ziemlich viel Wildnis. Die Vulkanberge sind nicht besiedelt. Im Osten gibt es sogar undurchdringlichen Regenwald. Die beiden Touristenzentren sind auf der Südseite, weit genug weg von uns. Die Vielfalt der Vegetationszonen rührt von der Geologie her. Der uralte Vulkan Haleakala (auf den wir am nächsten Tal steigen wollen) ist 3.000 m hoch. Auf der Westseite der Insel ist auch ein Vulkanberg, und an den Bergen regnet sich die feuchte Meeresluft ab. An der Luvseite ist es dann nass, an der Leeseite scheint die Sonne. Es kann sehr trocken werden, so dass die Pflanzen auf den Feldern eingehen, weil die Luftströmungen stabil sind. Im Buch steht „stabiles Tropenklima“. Bisher haben wir davon nicht viel gesehen. Aber jetzt soll es ja wieder sonnig werden. Der Wind hat auf Nordost gedreht. Wir wohnen an der Grenze zwischen Regenwald und Landwirtschaftszone. Also in der Sonne, aber im grünen Wald.

Und nun gibt’s nicht mehr viel zu berichten: Sonne, Wasser, Schildkröten und draußen springt sogar mal ein Wal.

3-3-2017 Haleakala (1)

Haleakala ist der Name des örtlichen Vulkans, oder besser: Maui besteht zu 75% aus diesem Vulkan. Alle Inseln Hawaiis stammen aus einem einzelnen Hotspot in der Erdkruste. Die pazifische Scholle driftet darüber, und immer mal wieder brennt der Hotspot ein Loch durch und schafft eine Insel. Die ältesten liegen im Westen, die jüngste im Osten ist Big Island, und dort ist der Vulkan noch aktiv. So ist auch Maui entstanden. Relativ dünnflüssige Lava floss in Massen einfach aus dem Vulkan und bildete so eine relativ flache Insel. Trotzdem ist der Haleakala 3.055 m hoch. Man fährt 1,5 Stunden von der Küste bis oben – er ist eben relativ flach. Der Haleakala ist angeblich der größte Vulkan der Erde, die Caldera ist wirklich beträchtlich. Unten sind noch gut die Schlote zu erkennen, aus denen es in der letzten aktiven Phase vor 600 .. 400 Jahren geraucht hat. Die Lava ist durch ein „gap“ bis zur Küste abgeflossen und hat Land gebildet. Alles sehr schön zu erkennen.

Das müssen wir uns natürlich ansehen. Das heißt: Viel zu sehen ist nicht. Die Landschaft besteht aus Lava und Schlacke. Ein Minimum an Pflanzen und Tieren, zumindest weiter oben. Das interessanteste ist die Geologie. Unser Trail ist heute so 18 km lang und geht erst rund 1000 m abwärts und dann wieder 500 m aufi.

Wir gehen zeitweise mit einem Ami. He likes hiking overall in the Americas. Damit ist Nord- und Südamerika gemeint. Er wird sich wohl einschränken müssen. In Mexiko werden sie ihn bald nicht mehr rein lassen. Im Sommer fängt er in Alaska Fisch. Aber nicht als Touri, sondern kommerziell. Er hat 6 Netze á 200m. Ausbeute im letzten Jahr 9 Tonnen Lachs und diverses anderen Zeugs, das wir nicht kennen. Sonst ist er wohl irgendwie Inneneinrichter. Kann auch Geheimdienst sein, so richtig wollte er nicht raus damit.

Wir kommen sicher noch mal wieder hier hoch.
Jetzt sind wir zuhause und erledigt. Durstig. Hanne meint, sie braucht Magnesium – also Heinecken. Das gibt uns gerade den Rest. Draußen klingt es wie Urwald. Eine durchgehende Lärmkulisse, in der sich nichts konkret unterscheiden lässt. Aber hier gibt’s ja keine bösen Tiere, nicht mal anständige Mücken. An der Glastür kriecht ein Gecko rum (außen).

4-3-2017 Endlich aufs Wasser

Heute ist Samstag. Die Strände sind auch am Wochenende nicht voll. Wir sind am Kanaha Beach Park. Das ist der beste Strand der Hauptstadt, und es ist – leer. Während ich mich entsprechend meiner tariflicher Urlaubspflicht erhole, hat Hanne in Summe 7 Begegnungen mit Grauwalen. Allerdings sind sie so weit draußen, dass man sie nicht auf Bild bekommt.

Auf der Leeseite der Insel ist das Wasser glatt. Wind ist nur draußen. Also entschließen wir und nun endlich, Boards zu besorgen.

Ich soll ein Gesicht machen, dass meine Freude ausdrückt. Unser Vehicle gewinnt deutlich an Wert.

Das Panorama ist gewaltig, weil hohe Berge die Insel dominieren. Oben hängen eigentlich immer schwere Wolken. Es sieht aus wie Gewitter, aber damit ist nicht zu rechnen. Die Temperaturen sind jetzt wirklich tropisch, die Sonne brennt.Wir gondeln mit den Boards ein paar Kilometer an der Küste in Richtung Spreckelsville. Aus dieser Perspektive sind spektakuläre Wohnanlagen zu besichtigen. Unter Palmen. Von Land aus verstecken die sich gut.

Ich habe gelesen, dass vor Jahren schon ein eigenes Haus auf Maui mit 650 T veranschlagt wird, eine Eigentumswohnung mit 350 T. In der Regel sind die Häuser aus Holz. Absoluter Leichtbau, meist aufgeständert. Mietwohnraum ist extrem knapp. Ein Anwesen in Strandlage liegt dann sicher wieder im Bereich einiger Millionen. Na ja, SO SCHÖN ist es hier auch wieder nicht. Wir verzichten.

Auch Hotels sind übrigens knapp. Wir fahren sicher bald mal nach Hana – Road to Hana ist ein ausgewiesenes Hightlight. Dort ein Hotel buchen? 650 $ bitte schön. Gern geschehen. 350 $ wird schon als Offer in der Nebensaison bezeichnet. Ist aber leider gerade aus. Ich will nicht knausern. Aber DARÜBER darf man doch noch einmal nachdenken, oder?

Kaufen wir uns also lieber was Anderes. Wir versorgen uns ebenso wie die Einheimischen im Markt oder am Straßenstand. Inzwischen haben wir schon „unsere“ Läden, wir kennen die Regale, wissen was es wo gibt. Die Parkmöglichkeiten, die Post, die Bank. Für uns schafft das ein schönes Gefühl, dazu zu gehören. Wenigstens für begrenzte Zeit. Die Preise sind schon erstaunlich hoch. Wenn wir nicht das Pappbrot kaufen, das auch schon 3 $ kostet, dann sind wir mit 7 $ für ein Mischbrot dabei. Liter Milch 3 $. Nur Fleisch ist gut und vergleichsweise billig, und natürlich das ganze einheimische Grünzeug.

Ich weiß (noch) nicht, wie die Amis so über die Runden kommen, mit den hohen Wohnkosten, Lebensmittelpreisen und vor allem mit ihren fetten Trucks. Das Einkommen liegt im Schnitt bei 30 T pro Jahr. Damit ist es sogar höher als im US Durchschnitt. (Zahlen etwa 7 Jahre alt). Auch das Bruttoprodukt pro Kopf liegt erstaunlicherweise höher als im US Durchschnitt. Dabei gibt es ja keine große Industrie auf Hawaii. Aber der Tourismus trägt stark bei, und vor allem das Militär. Von Oahu aus beherrschen die USA 50% der Erdoberfläche (kein Witz). Die sind hier zuständig für das Gebiet von der US Westküste bis zur indischen Ostküste, von der Antarktis bis zur Arktis. Ein Militärangehöriger verdient im Schnitt 75 T, ein Zivilangestellter 38 T. Daher die großen Zahlen. Aber auf Maui entfallen nur 1,2% der Militärausgaben – Die großen Basen sind auf den anderen Inseln.

Es ist also alles in allem total ländlich hier, wie in Mecklenburg ohne die „Oberzentren“. (Die Hauptstadt hat nur 36 T Einwohner.)

Das finde ich schon alles ganz erstaunlich. Ich hätte angenommen, Hawaii muss vom Festland gefördert werden. Aber nein ..

Na uns ist es egal. Wir schwimmen im großen Strom mit und leisten uns die feinen Sachen. Das schmeckt aber auch alles ..
Deshalb nun ein letzter Blick auf unser werdendes Abendbrot. Prost und gute Nacht.

5-3-2017 Grüße zum Sonntag

9 Uhr bei uns. Wir wünschen Euch einen schönen Sonntag.
Auch wenn er bei Euch schon fast vorbei ist.

5-3-2017 Kanaha Beach

Heute gibt´s ein paar Bilder aus unserer Wohnumgebung. Mein Lieblingsbild habe ich ja schon heute früh geschickt. Hanne sieht immer so glücklich aus, wenn es was zu Essen gibt.

Weiter: unser Cottage, der Platz vorm Herrenhaus, Parkplatz für das Vehicle, Küche, der Platz vorm Cottage. (Bad und Waschküche kommen ein andermal.) Alles ganz romantisch im Wald. Erstaunlicherweise gibt es kaum fliegendes oder kriechendes Viechzeug. Nur ein paar Geckos, die sind einfach süss.

Heute war wieder ein Beach-Tag. Der Wind hat gedreht. Wir hatten Kona Winds, das bedeutet SW, Regen, windig, dauert aber meist nicht lange. Jetzt haben wir Trade Winds. Das leitet sich tatsächlich von „Handel“ ab, denn die trade winds ermöglich(t)en eine speedy passage von der Westküste in die Subtropen und weiter um die ganze Welt. Die trade winds kommen von NO und sind stabil und lang anhalted. Hoffen wir mal .. aktuell ist der Himmel bewölkt.

Der Beach ist wieder sehr bevölkert. Schließlich ist heute Sonntag.

Was wir leider nicht vorzeigen können – aber glaubt es – draußen auf dem Riff waren einige Surfer auf den Wellen zu Gange, und auch wir sind da raus. Wurden ordentlich gewaschen. Durch fleißiges Wiederholen (der Waschgänge) sind mir dann doch zwei ordentliche Ritte gelungen. Erfolg heißt: ich bleibe stehen, das Brett schlägt nicht quer und sticht auch vorn nicht ein. Es sieht ganz einfach aus.

Nun noch das Neueste auf dem Wasser: Foilsurfen. Das Kitesurfen wird nun endgültig zur Flugsportdisziplin. Der Kontakt zu Mutter Erde ist nur noch auf einen kleinen Unterwasserflügel beschränkt. Das gibt es auch schon für Windsurfer (muss ich unbedingt probieren) und sogar für klassische Wellenreiter.

6-3-2017 Road to Hana (1)

The Road to Hana an der Nordküste entlang muss jeder Touri nehmen. Es sind nur 36 Meilen, aber das Lenkrad dreht sich schneller als die Räder. Irgendwo steht etwas von 650 Kurven, dazu mehr als 60 Brücken, alle einspurig. Mal ist man unten, mal oben auf 400 m.

Bei uns hätte man diese Straße einfach gesperrt. Auf der Seeseite rutscht was weg, auf der Landseite kommt der Hang von oben. Auf Hawaii: kein Problem. Der Verkehr wird einspurig vorbeigeführt. Die Straße wird wieder gebaut und bleibt genauso anfällig wie zuvor.
Hatte ich schon erwähnt, dass Autofahren hier extrem cool ist? Keiner hat´s eilig. Alle halten sich an die Regeln. Zum Beispiel wird bei Stoppzeichen IMMER angehalten, auch wenn keiner kommt. Und bei 4x Stoppzeichen an einer Kreuzung darf immer der fahren, der zuerst am weißen Strich steht. Egal wie lang die Schlange auf den anderen Einmündungen ist – bin ich am Strich, bin ich dran. Bei Rot NICHT rechts abzubiegen ist sogar verboten. Ich MUSS rechts abbiegen und alle lassen mich rein. Nur wenn ein Schild besagt „No turn on red“, dann muss ich warten. Ich habe noch nie gesehen, dass einer überholt. Man fährt hinterher, bis der Vordermann mal rechts ran fährt. Sehr cool. Und bei 30 oder 35 mph speed limit (außer auf dem highway) auch wirklich kein Problem.

Weil wir „hang loose“ praktizieren, sind wir natürlich nicht bis Hana gekommen. Bei mile 27 war die Luft raus. Dafür haben wir alle views und overlooks und jedes Dorf und alles überhaupt besichtigt.

Besonders interessant für uns war ein altes Arboretum – eine Art wilder botanischer Garten mit vielen tropischen Baumarten und Pflanzen. Oder das Dorf Keanae, das noch ganz im Besitz von Hawaiianern ist. Man spürt da irgendwie noch den Gemeinschaftsgeist. Vielleicht wegen der fehlenden Einzäunungen. Es gibt nicht mehr viele ursprüngliche Hawaiianer (also Menschen polynesischer Abstammung). Die meisten Einheimischen sind zugezogen, oft schon vor vielen Jahren aus Japan, oder es sind Weiße. Japaner haben hier ganz viel Landbesitz.

Man fährt die ganze Zeit durch Regenwald. Es ist extrem schwül. Überall gibt es  Wasserfälle. Am Halakeala regnet sich die Seeluft ab. Der Vulkanboden speichert nicht viel. Deshalb ist es oben durchaus trocken. Aber unten rinnt und plätschert es überall.

7-3-2017 Lahaina Pali Trail

An einem versteckten Strand treffen wir früh auf Schildkröten. Die haben hier mehr Rechte als Menschen und betrachten deshalb den Strand als ihren. Sie schlafen ruhig weiter, wenn Du Dich näherst. Aber – wenn ein Ami in der Nähe ist, dann näherst Du Dich besser nicht. Es gibt sonst gleich eine Ermahnung.

Dann aber steht eine Wanderung auf dem Programm. Wir nehmen erst mal eine leichte – den Lahaina Pali Trail. Der verbindet seit ewigen Zeiten die alte Hauptstadt Lahaina mit dem Norden. Man konnte ihn nur zu Fuß oder mit Tragetieren gehen. Er führt über 5 miles und 1500 feet elevation (ha! jetzt umrechnen). Heute sind wir halt die Esel. Die Menschen fahren unten auf dem Highway entlang. Aber früher war das wohl durch Klippen und Schluchten nicht möglich. Der Trail ist sehr schön, weil wir immer den Pazifik im Blick haben. Samt springenden Walen. Die Herausforderung ist die Hitze. Wir brutzeln in der Sonne und können die Beschwernisse des Lebens früher nachfühlen.

In Sichtweite: Lanai und Moloka´´´ i
Die Südküste: Hotel- und Touristenzentrum

Später kommt schlechtes Wetter auf, und auf dem Heimweg fahren wir durch einen tropischen Wolkenbruch. Es ist fast dunkel. Die Leute haben Sandsäcke auf die Türschwellen gelegt – falls der Gully die Wassermassen nicht fasst. Zuhause regnet es immer noch. Wir haben schön eingekauft und machen uns Reis mit frischem Gemüse und Ananas und dazu ein paar große Garnelen auf dem Grill. Der Regen stört eigentlich gar nicht, weil es ausreichend warm bleibt. Ein Budweiser dazu – und schon ist ein schöner Tag vollendet.

8-3-2017 Beachtag

Leider gibt es heute nichts zu berichten. Die Besonderheit der Inseln – im Luvstau regnet es oft, während in Lee der Berge durchaus schönes Wetter sein kann – hat sich auch heute bewahrheitet. Wir sind bei Regen aufgewacht, bei Regen losgefahren.

Auf der Südseite, nur 15 Meilen entfernt, hatten wir den ganzen Tag schönsten Sonnenschein. Wir sind auf den Boards herumgepaddelt. Nachmittags dann wieder zurück in den Regen. Und das wars.

Nur von diesem Rotlöckchen gibt es heute einen Gruß.

9-3-2017 Big Beach – schon wieder Beach?

Spätes Frühstück im Grünen. So langsam soll die Regenperiode zu Ende sein, und die Sonne kommt in Gang.

Wie immer checken wir die Wellen – zu hoch für uns am North Shore.

Wir fahren also wieder auf die  Südseite.

Die Südküste ist eine Ansammlung von Hotels, Shopping Malls und kilometerweit Golfplätzen. Es reiht sich einer an den anderen: Wailea North Golf Course, Wailea Gold Golf Course, Wailea Emerals Golf Course.

Ganz im Süden kommt der Makena Beach Park. Hier hatten sich Hippies niedergelassen und haben ihm den Namen Big Beach gegeben.

Ab 1967 haben Hippies aus aller Welt Hawaii bevölkert. 1972 war dann schon Schluss, weil das Paradies in Folge sanitärer Probleme, Unrat und Krankheiten nicht mehr bewohnbar war. Auch waren inzwischen viele Kinder da, die nicht zur Schule gingen. Die Obrigkeit hat einfach wildes Zelten verboten und State Parks aus den Wohnplätzen gemacht. Auf Kauai hatte der Bruder von Liz Taylor den Blumenkindern Teile seines Privatgeländes überlassen. Es war eine Trotzreaktion, weil ihm das Bauen auf seinem Gelände verwehrt wurde. Heute ist da auch ein State Park. Es gibt eine schöne Spiegel-Dokumentation darüber.

Die Strände sind grundsätzlich frei. Eigentlich darf niemand einen Strand privat sperren. Trotzdem kommt man natürlich nicht überall durch. Aber grundsätzlich sind überall zwischen den Hotels und Villen Durchgänge zum Strand. Dort kann man dann auch entlangspazieren und sich niederlassen. Und wo es nicht verboten ist, da darf man auch parken bzw. sein Zelt aufschlagen.

Also Big Beach und schönes Wetter. Es ist DER Traumstrand auf Maui. Wir baden und paddeln ein bisschen. Weil hier kein Riff vor dem Strand ist, donnern die Wellen mit aller Energie auf den Sand und erzeugen einen ordentlichen Shorebreak. Auch wenn sie draußen nicht hoch sind. Ohne genaues Timing kommt man weder raus noch rein. Der Baywatch Guard schreit alle an, die sich in der Brandung aufhalten. Wir bekommen ein paar weitere Blessuren. Sonst nichts zu vermelden.
Pamela war leider nicht da, um die Hand aufzulegen. 

Nun noch schnell was essen auf dem Heimweg. Mexikanisch. Das wird Donald The POTUS wohl auch bald verbieten.

Ja, hier gibt´s auch Deutsche. Und die Unterkünfte sind RICHTIG teuer, wie wir hören.

10-3-2017 Hoapili Trail

Unsere Wandertour führt uns heute ganz weit in den Süden. Die Strasse endet in der La Perouse Bay. In dieser Gegend gibt es relativ frische Lavafelder. Der Haleakala hatte wohl um 1790 hier seine letzten Aktivitäten. Aus Nebenkratern ist dünnflüssige Lava in großen Mengen bis ins Meer geflossen. An der Oberfläche ist sie erstarrt. Durch die Bewegung im flüssigen Untergrund wurden die Schollen immer wieder aufgebrochen, verschoben, aufgeworfen. Das Ergebnis ist ein ideales Chaos. Ein strukturloses Chaos zu erzeugen, ist ja gar nicht so einfach. Hier kann man es sehen.
An manchen Stellen hat die Lava das Meer nicht erreicht. Dort findet man die alte Küstenlinie und sogar Sandstrände.

Die Bucht heißt so, weil der Comte la Perouse 1786 hier angelandet ist. Auf seinen Karten ist die heutige, durch den Ausbruch gebildete Uferlinie nicht verzeichnet. Also nimmt man an, dass sie nach 1786 entstanden ist. La Perouse soll allerdings ganz schlecht kartografiert haben. Hat in der Schule nicht aufgepasst. Deshalb ist nicht sicher, wie sie zu seiner Zeit tatsächlich aussah. Jedenfalls ist der heutige Verlauf auf der Karte eines Missionars von 1784 schon verzeichnet.

Der Hoapili Trail führt über viele Meilen durch eine völlig zerborstene Landschaft. So 7 Meilen hin und zurück haben wir uns angetan. Der Trail heißt auch Kings Highway nach einem alten Hawaiianischen König. In der Gegend gibt es nämlich viele Zeugnisse alten Lebens, die der Weg verbindet. Vor allem Mauern und Reste von Häusern. Wenn man das lebensfeindliche Hinterland (Lava) sieht, dann ist schon verständlich, dass die alten Hawaiianer die engste Verbindung zum Meer hatten. Da war sozusagen immer der Tisch gedeckt.

Ein schöner und recht interessanter Weg also. Absolut schöne, einsame Buchten. Tolle Aussichten auf den Ozean, türkisblaue Wellen.

Jetzt abends haben wir uns noch ein schönes Rib Eye Steak gegrillt, genial dick und saftig. Ein Thunfischsteak auch noch. Ein bisschen Gemüse und ein paar Döschen Budweiser dazu, schon ist der Tag perfekt. Wir haben das Angebot von safeway genutzt, und nun müssen wir 30 Döschen Budweiser wegmachen. Wir schaffen das. Aber Bilder gibt’s davon nicht.

11-3-2017 MAUI PRO-AM

An diesem Wochenende findet ein Wettbewerb der APP World Tour – so eine Art Weltcuo der Paddelsurfer – auf Maui statt. Wir sind hin gewandert. So weit ist es nicht bis Ho´okipa, aber es ist natürlich heiß auf der Strasse.

Die Bedingungen sind geradezu ideal. Die Sonne scheint, es geht kaum Wind, und die Wellen sind für hiesige Verhältnisse moderat. Im Wellenrevier Ho´okipa bedeutet das so etwa mannshoch. Die Jungs und Mädels fahren mit ihren kippligen Raceboards da mitten durch. Und fallen nicht runter. Ich kann schon mit kleinen Wellen nicht umtun und gehe baden. Aber hier sind halt Profis am Werk.

Ich füge ein paar Fotos bei, aber richtig sehen kann man es hier.

Ups, da ist mir was über die Linse gelaufen.

Und hier unser Gastgeber Bart de Zvart, der sich aber leider nicht platzieren konnte.

Bart war lange Jahre Windsurf-Profi und Tester. Daher kenne ich ihn. Nun auch persönlich.

12-3-2017 Wieder Beachtag – Kanaha Beach Park

Ein gemütlicher Beachtag. Wir sind ein paar Meter die Küste entlang gepaddelt und haben ansonsten Strand und Sonne genossen.

Jetzt ist es doch ziemlich heiß. Und weil die Luftfeuchtigkeit wohl bei 100% liegt, mag man sich gar nicht so hastig bewegen.

Auf dem Bild sind im Hintergund die West Maui Mountains zu ahnen. Das ist ein zweiter großer alter Vulkan. Geht bis auf knapp 1.800 m. Dort entstehen ab Mittag immer finsterste Wolken. Der Berg gehört mit 10 m/Jahr zu den regenreichsten Flecken der Erde. In Deutschland sind es im Schnitt 0,80 m/Jahr. Im Windschatten des Berges, also im Süden gar nicht weit weg, liegt die Niederschlagsmenge bei 0,25 m/Jahr. Deshalb findet man hier fast immer eine sonnige Seite. Der Ozean und die Berge – und infolgedessen die interessante Vegetation – machen Maui und Hawaii insgesamt so besonders. Sonst könnten ja auch nach Fehmarn reisen, ha ha.

Morgen wollen wir ein Stück auf den Berg gehen, so bis 800 m. Wir müssen also Mittags wieder unten sein, sonst werden wir nass..

Hier hat mich Hanne im Schnee erwischt. Keine Ahnung, wie sie das hinbekommen hat. 

Und schon ist der Tag wieder vorbei.

13-3-2017 Walhe´e Ridge Trail

Früh aufstehen ist heute angesagt. Wir nehmen einen Trail, der doch ein paar Meter in die Höhe führt. Ridge ist ein Grat. Na ja, runterfallen kann man eher nicht. Wir sind auch nicht allein – uns kommen sogar früh schon junge Leute entgegen!
Es ist unglaublich schwül in dieser Ecke der Insel. 

Nach nicht mal zwei Stunden sind wir schon oben auf unserem Hügel. Weiter geht es nicht, weil alles andere den Status eines Naturparks hat. Außerdem sieht das Dickicht echt undurchdringlich aus. Es wächst alles gewaltig. Wasser gibt es ja genug.

Nach 10 Uhr bilden sich dann schon Wolken in der aufsteigenden Luft. Das Wetter ist noch wunderbar, aber demnächst wird der Hügel in den Wolken stecken. Schnell noch ein paar Bilder gemacht:

Was machen wir mit dem angebrochenen Tag? Um die Ecke gibt es den Iao Valley State Park, mitten im Krater. Die Berge steigen vom Valley steil auf 1.850 m auf. Leider ist der Park geschlossen, weil eine Sturzflut die Straße und alles weggerissen hat. Das ist sonst sicher auch ein beeindruckender Ort. Zumal da alles Wasser zusammenfließt, was oben abregnet.

Also kaufen und wir uns wunderbares Obst und essen am Strand alles auf. So gehts notfalls auch mal.

Obst hat hier natürlich eine andere Qualität als bei uns, ist total reif und saftig. Es wird einem aber auch nicht geschenkt. Die Preise sind ebenso saftig.

Durch die hohen Preise für Dienstleistungen hat sich hier eine andere Szene ausgebildet als bei uns. So richtige gute Gaststätten findet man kaum bzw. wir finden sie nicht.
Es gibt relativ viele .. ich würde die mal Imbissstuben nennen. So wie bei uns die China-Restaurants: Es sieht nach viel Auswahl aus, alles ist vorbereitet, Du kombinierst Dir etwas und wirst glücklich. Die sind sogar gut besucht. Vielleicht trifft man sich da mit Freunden. Wir quatschen zwar (fast) jeden an, aber es bleibt unverbindlich. Keine Freunde – so machen uns diese Etablissements keine rechte Freude.
Weiterhin gibt es in jedem Supermarkt einen großen Stand mit vorbereitetem warmem Essen. Das hauen sie Dir in eine Schachtel und vor dem Markt, im Auto oder auch am Strand siehst Du die Leute dann essen. Opulent. Auch das lassen wir aus. Was uns echt fehlt, ist irgendeine Art Strandversorgung. Es gibt kein Eis, kein Getränk, nichts. Die tollsten Strände sind unbewirtschaftet. Wenn nicht so ein undefinierbarer Typ etwas aus dem Auto verkauft – das ist dann fast immer geköpfte Kokosnuss (also Wasser).

Man findet alles genau da, wo die größte Zielgruppe zu erwarten ist: in den Märkten. Märkte sind die Szene. Traurig. So nehmen wir uns halt etwas mit an den Strand und hauen lieber abends das schönste Zeugs auf den Grill. JEDEN ABEND! Unser Budweiser ist auch noch nicht alle. Aber ich muss zugeben .. mal so abends weggehen .. lokale Küche .. fehlt uns irgendwie.

14-3-2017 Road to Hana (2)

Wir hatten Hana beim ersten Versuch nicht ganz erreicht. Heute wollen wir nun ohne Abschweifungen durchfahren. 

Natürlich müssen wir früh noch die Wellen checken. Und siehe da, die Jungs stehen eher auf als wir. Mindestens 100 liegen schon auf ihren Brettchen und warten auf DIE Welle. Hanne kauft ein bisschen Muschel-Schnecken-Hawaii-Schmuck bei einer älteren Hawaiianerin. Die war gestern auch surfen – 6-7 Fuss Welle – aber heute will sie erst ihren selbst gefertigten Schmuck verkaufen. Wir sind froh, dass wir ihr helfen können.

Kurz vor Hana gibt es einen Trail an der Küstenlinie entlang. 5 km durch die Lava (und 5 km zurück). Das ist genau an der Nordostspitze der Insel – da weht ein schöner auflandiger Wind. In dieser Gegend leben noch Hawaiianer nach alten Bräuchen. Man stört sie nicht und betritt ihre Claims nicht. Man darf auch nichts verändern, denn jeder Stein könnte eine Bedeutung haben und muss so liegen bleiben, wie er liegt.

Später finde ich dann eine sehr geeignete Seniorenresidenz. Hat aber noch etwas Zeit ..

Die Küste ist wirklich herrlich, das Meer klar und blau.

Wir sind wild entschlossen, die Strecke nicht zurück zu fahren (60 km), sondern die Insel nach Südosten zu umrunden (120 km geschätzt).

Allerdings ist die „Road to Hana“, die hinter uns liegt, geradezu ein Boulevard im Vergleich zu dem was kommt! Hinter Hana wird es richtig wild: generell einspurig mit gelegentlichen Ausweichstellen, hat sie über zig Meilen keine feste Decke, dafür extreme Kurven und Steigungen. Unser Vehicle liebt das.

Überall gibt es wunderschöne Plätze. In diesen könnte man sich sofort verlieben. Aber was tut man da? Am Ende der Welt?

Erstaunlicherweise ist auch so weit draußen alles besiedelt. Die Leute haben mindestens 60 .. 100 km schwierige Piste bis zum nächsten Laden, zur Tankstelle usw. Man fährt natürlich nur Truck, und zwar extra höhergelegte. Die Grundstücke sind riesig.

Später führt die Straße durch das Niederschlagsgebiet des großen Vulkans. Hier ist wieder eine ganz andere Vegetation: Gras, Weiden. Farmland. Überall stehen Angus Rinder im Grünen. Lecker Tiere. Lebende Steaks.

15-3-2017 Haleakala (2)

Was für ein hard day! Wir sind kurz nach 4 Uhr schon on the road, um es nur ja bis zum Sonnenaufgang nach oben auf den Haleakala zu schaffen. Kurz: perfektes timing. Geparkt, geguckt, Sonne geht auf.

In Summe ist der Sonnenaufgang hinter dem Datzeberg auch nicht weniger spektakulär. Wenn das Tollensetal im Nebel liegt .. But: We did it!

Wir lassen uns dann vom Berg mitnehmen bis zum unteren Ende des Halemau´u Trails auf 2.450 m. Den Trail, den wir schon von oben nach unten gewandert sind – meist in den Wolken – wollen wir heute von unten nach oben gehen. Spannend nicht wahr?

Der Trail ist 18 km lang. Zuerst geht es mal von Kraterrand auf einem Zickzacksteig weitere 300 m runter. Und dann halt wieder hoch auf 3.000. Das ist die ganze Geschichte. Weil wir um 7 Uhr losgehen, sind wir die ganze Zeit allein. In den Lavafeldern ist es ganz still. Es gibt keine Tiere, nur wenige Vögel. Hier oben ist meist starker Wind. Deshalb sind die Vögel Enten – hören auf den schönen Namen Nené – und fliegen nicht gern. Es sieht aus wie auf dem Mond.

Die Hitze ist erträglich. Wohl wegen der Höhe. Aber es ist ein langer Weg, und im Zusammenwirken mit früh aufstehen sind wir abends echt müde. So soll es auch sein. Morgen werden wir also mal Urlaub machen!

Wir sind um 13 Uhr oben, und wie fast immer ist der Berg von einem Wolkenkranz umgeben.
Spektakuläre Wetterbedingungen in den einzelnen Höhenzonen!
Im Nebel regnet es eigentlich an jedem Tag.

Oben scheint die Sonne. Da ist es so klar, dass man hier eine internationale astronomische Beobachtungsstation gebaut hat.
An der Küste scheint die Sonne auch. Es ist unten extrem heiß heute, über 30 Grad.

Abends: Soll ich es preisgeben? Thunfisch gegrillt, mit Gemüse. Besser geht´s nicht.
Noch schnell den Blog fertigmachen und ab ins Bett.

16-3-2017 Beachtag

Es gibt nichts Besonderes zu berichten. Auf dem üblichen Weg besuchen wir früh immer Ho´okipa. Kein Wind, kaum Wellen.

Dort beobachten wir eine Familie, die den Jüngsten in die (moderate) Welle mitnimmt. Da kann man ewig zugucken. Auch die Kleinsten toben hier im Wasser herum. Es sieht aus, als wenn die mit Geburt schon schwimmen können. Surfen als Lebensweise. Viele Leute gehen früh erst mal eine Stunde aufs Wasser.

Der nächste Ort auf unserem täglichen Weg ist Paia – die Welthauptstadt des Windsurfens. Sie verdient sich den Titel, weil in der Umgebung einige der bekanntesten Windsurf-/ Wellenspots liegen: Ho´okipa, Spreckelsville, Kanaha und Jaws. Nach Surfen sieht der Ort auch aus. Junge Leute, cool, zwanglos. Es geht sehr relaxed zu. Eine richtige Stadt ist es natürlich nicht, eher eine Straßenkreuzung mit ein paar einfachen Läden und etwas verstreuter Besiedlung drumherum. 2.600 Einwohner. Echt Provinz. Schweizer Uhren und Pelze gibt es jedenfalls (noch?) nicht.

Später beobachten wir noch ein Fotoshooting für die neue Kollektion von rrd – die Hausmarke von Sascha, Kristin und Franzi, soweit ich weiß. Sehr sehenswerte Jungs haben Bretter und Segel wohl 15x zwischen Strand und Wasserlinie hin- und hergetragen. Sonnenbrille gerückt, Produkte in Szene gesetzt. Nur ins Wasser sind sie nicht gegangen. Die Models sind vielleicht nicht wasserfest. Als wieder abgeriggt wurde, war die Show für uns zu Ende.

17-3-2017 Whalewatching

Es regnet heute früh. Ich habe gelesen, dass die Leute an der Nordküste sich durch die häufigen, kurzen Schauer nicht abhalten lassen, ihrer gewohnten Beschäftigung nachzugehen. Sie nehmen den Regen einfach nicht zur Kenntnis. Sehr sympathisch.
Wir wollen aber keinen Regen. Also fahren wir nach einigem Herumhängen an die Südküste. Dort ist es auch wirklich trocken und warm. Natürlich zieht im Laufe des Tages auch mal ein Nieselregen durch. Da sind wir aber schon auf einer kleinen Wanderung.

Leider ist unser ausgemachtes Ziel – einer der jungen kleinen Krater – inzwischen auf Privatland. Also nicht erreichbar. Anders als bei uns darf man hier nur öffentlichen Grund betreten. Der ist so rar, dass man es extra ausweist (state park, state beach u.ä.). Rechts und links der Straße stehen meist Schilder „privat property“ oder „no trespassing“. Das müssen wir respektieren (und alle anderen tun das offenbar auch).

Der Höhepunkt des Tages ist dann wohl die Sichtung mehrerer Wale. Kaum zu fotografieren. Weil sie doch zu weit weg sind, und weil sie nicht warten, bis man fertig ist. Die springen einfach irgendwo aus dem Wasser, machen ein bisschen Schaum, und weg sind sie wieder.

Wal??

Tolle Bilder oder? Es könnte auch das Ungeheuer von Loch Ness sein. Aber nein – in dieser Region bringen Grauwale ihre Jungen zur Welt. Der Wal ist ja ein Säugetier. Später ziehen sie zum Fressen (Kril) wieder in die Arktis.

18 und 19-3-2017 Beachtag

Gestern gab es einfach nichts zu berichten. Hanne hat ein paar Schildkröten aufgespürt.

Ich war noch fauler als die, wollte mich gar nicht bewegen und habe sie deshalb verpasst.

Nun noch ein Bild aus dem abendlichen Paia – der Welthauptstadt des Windsurfens. Das ist das Zentrum – die Kreuzung Hana Road – Baldwin Ave.

Wir sind jetzt 1 Monat weg. Unglaublich.

Weil wir eben nicht im Hotel wohnen, sind wir richtig „angekommen“ und fühlen uns hier fast zu Hause. Wir kennen alles, treffen Leute wieder, wissen wo wir einkaufen, brauchen keine Straßenkarte mehr usw. Wir schwimmen halt so im allgemeinen Leben mit. Nicht etwa schneller als die anderen. Das passt schon sehr gut.

Heute hat sich die Wetterlage etwas geändert. Es ist etwas kühler – nicht mehr über 30 Grad – und der Wind bläst jetzt aus der „richtigen“ Richtung parallel zum (North) Shore. Das ist der normale Wind. Am und im Wasser sind viel mehr Menschen als gestern noch. Es gibt fast keine Wolken. Sogar Halakeala und West Maui Montains sind wolkenfrei, was sehr selten ist. Heute ist der Wind noch ein bisschen schwach. Das soll sich aber ändern.

Bester Wind für die Kiter. Für mich als Windsurfer noch „unterhalb der Kotzgrenze“. Es lohnt eigentlich noch nicht, rauszugehen.

Und nochmal ein Bild unserer Küche. Es ist 18 Uhr. Wir packen gerade den Einkauf aus. Was soll ich sagen: gegrillte Garnelen mit Reis und Ananas. Einfach genial.

20-3-2017 Wieder Beachtag

Ideales Wetter. Früh zeigt sich der Haleakala im besten Kleid. Es sind 36 Meilen (also knapp 60 km) inkl. aller Serpentinen bis zum Gipfel. Das Land unter dem Berg wird Upcountry genannt. Es ist verhältnismäßig fruchtbar – Weide- und Farmland. Was hier fehlt, ist eine verarbeitende Industrie für das Landwirtschaftszeugs. Deshalb werden z.B. Milchprodukte vom Festland geholt und sind entsprechend teuer. Früher wurde hier Zuckerrohr angebaut. Aus der Zuckerzeit gibt es noch viele Relikte: Fabriken, Bahnlinien u.a. Und noch früher war das Regenwald. Der Vulkanboden speichert nicht viel Wasser. Regen wird über die Schluchten und Flüsse in den Ozean abgeleitet. Auf Maui ist das Wasser knapp.

Übrigens wird im Norden, wo wir wohnen, der Neubau von Hotels wegen der Wassersituation nicht erlaubt. Es wirkt deshalb alles ein bisschen unterentwickelt. Kleine Orte, es ist nicht viel los. An der Südküste gibt es zwei geballte Hotel-Zonen. Da möchte man nicht sein. Es ist wie überall auf der Welt, völlig austauschbar. Aber auch dort darf nicht höher als 2 Etagen gebaut werden. Was wirklich bedenklich ist: die große Zahl von Golfplätzen, die alle viel Wasser brauchen.

Wir sind den ganzen Tag am Strand. Die State Beaches sind wirklich gut ausgebaut. In diesem Fall ideal für Windsurfer mit Rasenflächen zum Aufbauen, mit ordentlichen Toiletten, Süsswasser-Dusche und ausreichend Parkplatz.

Hier treffen sich auch gern die Einheimischen – also die Hawaiian Natives – und tafeln gewaltig auf. Machen Musik und sitzen den ganzen Tag zusammen. Das ist der Lebensstil, der das Bild von Hawaii prägt. Na ja. Neben dem immer gleichbleibenden idealen Klima, der Präsenz des Ozeans und der schönen Landschaft.

 Das war´s dann auch schon wieder. Ist nichts dran an so einem Tag.

21-3-2017 Schon wieder Beachtag

Werden wir faul? Oder haben wir uns einfach an den Lebensrhythmus hier gewöhnt? Leider kann ich nur wieder einen Beachtag anbieten. Morgen gibt’s was anderes, versprochen.
Auf jeden Fall hoffen wir täglich auf Wind, um surfen zu gehen.

Zuerst unser täglicher „Weg zur Arbeit“ durch Paia, die Welthauptstadt des Windsurfens. Man beachte die Elektroverkabelung. Alles oberirdisch. Das sieht aus wie Dritte Welt. Aber offenbar funktioniert´s.

Heute ist dann ordentlich Wind. Also das, was man auf Hawaii erwarten darf. Unsere Vermieter betreiben ja einen Surfshop – eher einen Verleih. Die haben gleich auf Hauptsaison umgeschaltet und die Öffnungszeiten verlängert. Natürlich leihen wir dort unser Equipment.

Der State Beach ist wie immer ideal. Bis zum Riff – das etwa 300 m draußen ist – und Beach ist das Wasser meist nur 1 m tief. Das gibt ziemlich chaotische Wellen. Für mich schwer zu fahren. Draußen, wo das Wasser dunkelblau wird, gibt es eine große lange Dünung und geordnete Windwellen. Das liebe ich. Aber ich muss Hanne versprechen, nicht so weit raus zu fahren. Ok. Wird gemacht.

Das Besondere heute war eine Gruppe von Testfahrern von Neil Pryde. Das ist unsere (in der Netik Family) bevorzugte Segelmarke. Mit dabei Antione Albeau. Er ist aktuell der schnellste Windsurfer der Welt, ein Bär von Mann – 11-facher Weltmeister und Speedrekordhalter bei den Windsurfern mit knapp 100 km/h. Die brettern natürlich mit Riesen Slalomsegeln über die Wellen. Ich habe heute 4,7 m², die Jungs 7 m². Beeindruckend.

Zum Abend noch ein Gruß aus dem Hexenhaus.

22-3-2017 Redwood Trail

Zur Abwechslung gibt’s wieder einen Wandertag. Auf dem Hang des Halaeakala in 2.000 m Höhe wurde in den 20er Jahren eine Fläche mit Redwoods aufgeforstet. Das sind so Riesen Bäume, können über 100 m hoch werden. Aber an Stellen, wo sie Platz und Licht haben, da wachsen sie gerne in die Breite und bilden manchmal ein ziemliches Gestrüpp. Wenn sie noch klein sind, erinnern ein bisschen an Thujen. Muss man also nicht im Garten haben.

Genau in dieser Höhe bilden sich am Berg fast an jedem Tag Wolken. Daraus beziehen die Pflanzen ihr Wasser. Es ist total grün, ein dichter Wald.

Also: Redwood Trail. Man hat dort oben den Polipoli State Park eingerichtet, Wanderwege angelegt und so das übliche. Perfekt. Es geht natürlich zuerst mit den Vehicle ewig in Serpentinen nach oben – eine interessante, sehr schmale Strasse. Die Amis fahren am Ende der Strasse auf einer „unpaved road“ bis in den Park. Wir sind im Staub gewandert. Viele Autos und Menschen sind da nicht… 

Die meiste Zeit sind wir knapp über den Wolken. Herrliches Wetter. Schöne Ausblicke nach allen Seiten. Am Nachmittag steigen die Wolken dann hoch, und wir sehen sie durch den Wald ziehen. Das sind schöne Bilder. Am Ende sind wohl so 25 km zusammengekommen. Jetzt sind wir rechtschaffen müde.

Weiter Blick auf den Pacific.

Hinten ist Big Island zu sehen – das ist die Hauptinsel des Hawaii Archipels und wird auch einfach Hawaii genannt. Links ist der Mauna Kea, immerhin 4.205 m hoch – oben sieht man Schnee. Rechts ist der Mauna Loa, ein noch aktiver Vulkan, auch fast so hoch.

Am Nachmittag ziehen Wolken durch den Wald.

23-3-2017 Überraschender Abschied

Gestern sind wir noch fröhlich auf dem Berg rumgestiegen, und heute schon Abschied. Das ist nun für uns tatsächlich überraschend gekommen.

Wir haben gestern noch schön eingekauft, für den Abend UND DEN NÄCHSTEN TAG. Schön geduscht, Ribeye Steak gegrillt und zusammen mit dem Rest Spaghetti vom Vortag gegessen. Dann Flüge gecheckt: Und überraschend sind die nicht „übermorgen“, sondern „morgen“. Da freut man sich doch. Ich gebe zu, dass die Idee, die Flüge zu checken, von Hanne kam. Ich hätte gemütlich noch einen Tag rangehängt. Mag gar nicht über die Folgen nachdenken.

Wie auch immer: Das war´s dann. Wir beenden den Blog genau so rasant wie den Urlaub. Wir haben also früh noch das überzählige Budweiser, eine super reife Papaya, Butter (3,99 $ das Stück), Pumpernickel (aus Bayern, 4,99 $) und alles andere an die Wirtsleute abgegeben, Leergut weggebracht, Surfmiete beglichen und uns vom Pazifik verabschiedet. Ach ja: Unser treues Vehicle abgestellt.

Passend regnet es heute im Osten, also da, wo wir wohn(t)en. Der Rest der Insel hat freilich Sonne. Wehmütig ist uns zumute. Andererseits freuen wir uns auch auf unser schönes Mecklenburg. Jetzt sind wir schon in San Francisco. Morgen früh geht’s auf den langen Flug heim.

Tschüss. Mahalo.

Rund um das Windachtal – Stubai

Tatsächlich starten wir erst mal gegenüber. Ausgehend von Vent drehen wir eine Runde durch die Ötztaler Alpen. Wir brauchen ein paar Tage Höhenanpassung, denn es soll in den kommenden Tagen hoch hinaus gehen.

Karte bei komoot „geliehen“

Von Vent zur Martin-Busch Hütte

Vent ist ja an sich schon ein interessantes Bergsteigerdorf im Naturpark Ötztal. Von Vent führen seit ewigen Zeit zwei Wege nach Südtirol – über das Niederjoch 3.017 m sowie über das Hochjoch 2.861 m.

Auf dem Weg über das Hochjoch werden bis heute jeden Sommer tausende Schafe aus Südtirol ins Venter Tal getrieben. Die Südtiroler Bauern haben eben seit ewig Weiderecht dort, und der Schaftrieb über den Ötztaler Alpenhauptkamm hat überall seine Spuren hinterlassen – relativ gute Wege, Brücken über die Wildbäche, Herbergen und Ruinen von alten Schutzhütten. Ötzi wurde dort gefunden ..

Weg durch das Niedertal

Um es kurz zu machen: Der alte Weg und „Ötzi“ haben eine hohe Anziehungskraft. Entsprechend groß und voll ist die Martin-Busch-Hütte. Noch mal werden wir hier nicht reinschauen ..

Martin-Busch-Hütte zur Vernaghthütte

Am folgenden Tag überschreiten wir den Kamm zwischen Niedertal und Rofental (Hochjoch). Der Kamm ist noch ganz gut vergletschert, und nur über den Saykogel 3.355 m gibt es einen eisfreien Übergang. Man kommt den Gletschern ziemlich nahe.

Auch hier – ich sags nicht gern – gehen die Gletscher sichtbar zurück. Früher wälzten sich von beiden Seiten kompakte Gletscher ins Rofental, und die Schafe mussten oft übers Eis. Heute gibt es da „ewiges“ kein Eis mehr. Man sieht noch die Randmöränen und kann es sich vorstellen ..

Hier mal ein Blick zurück: Das Hochtal hinten ist das Rofental, und über den Kamm ganz hinten sind wir gekommen.

Auf der Guslarspitze mit weitem Blick über die Ötztaler Alpen.

Vernaghthütte – Breslauer Hütte – Vent

Das Wetter wird nun auch gut. Wir steigen über die Breslauer Hütte ab und sind wieder in Vent, wo wir auch übernachten. Am nächsten Tag parken wir den Bus ganz früh am Morgen in Sölden.

Im Norden (oben) die Gletscherberge der Stubaier Alpen, im Süden und Westen die Ötztaler, links Österrreich, rechts Südtirol. In der Mitte das tief eingeschnittene Windachtal. Karte bei komoot „geliehen“

Zur Hochstubaihütte

Um das Windachtal führt eine hoch gelegene Runde mit schönen Hütten und tollen Aussichten.

Wir wollen gleich raus aus dem Tal und nehmen ein Sammeltaxi bis zur Stallwiesalm. Es sind dann trotzdem 1.280 Hm zur Hochstubaihütte auf 3.150 m.

Das ist wohl die Wildspitze, der höchste Berg Tirols.
Die Hochstubaihütte liegt wie ein Adlernest über dem Ötztal.

Früher Stand sie auf einer kleinen Felsinsel mitten im Gletscher. Heute ist das Eis noch in der Nähe, aber es schwindet.

Sie hat keine Seilbahn, und abends haben wir einheimische Bergsteiger getroffen, die Brot von unten mitgebracht haben. Man staunt immer wieder, mit welchem Aufwand und Enthusiasmus die Hütten betrieben werden. Es ist ja eine durchaus bequeme, warme Unterkunft, es gibt gute Verpflegung, Bier und alles was Du willst.

Hochstubaihütte – Hildesheimer Hütte

Wenn wir nicht über Gletscher gehen wollen (in Richtung Sonne), müssen wir leider rechts ein paar Hundert Meter absteigen, um dann wieder zum höchsten Punkt der Stubaier Gletscherskigebiets aufzusteigen. 630 m aufwärts, 910 m abwärts heute.

Wer hat nun Vorfahrt?

Der Gipfel des Skigebiets ist die Jochdohle. Es gibt hier standesgemäß Würstchen und Cola, aber ein Skigebiet sieht halt im Sommer ziemlich ruiniert aus.

Zunächst führt der Weg aber doch über ein kleines Stück Gletscher. Ein aperer (schneefreier) Gletscher gibt seine Geheimnisse schnell preis – wir sehen keine Spalten, kein fließendes Wasser – also geht das ausnahmsweise mal.

Und schon geht es wieder abwärts zur Hildesheimer Hütte.

Nach einer letzten Anstrengung haben wir genug Zeit für Sonnenbad und Erholung. Die Hütte liegt auch wieder genial. Hoch über dem Windachtal auf 2.830 m und natürlich mit Bomben Sicht.

Hildesheimer Hütte – Siegerlandhütte – Gasthof Hochfirst

Das wird lang! 15 km Strecke, 480 m aufwärts, 1.520 m abwärts.
In die Siegerlandhütte schauen wir nur kurz rein, wir passieren die Timmelsalm, wo alle Töchter, Mütter und Tanten blond sind wie Schwedinnen, und gehen bis zum bekannten Gasthof Hochfirst an Timmelsjochstrasse. Das ist zwar eher eine Biker-Unterkunft, aber die einzige weit und breit, und sie hat wieder so eine schöne Aussicht. Man weiß schon gar nicht mehr .. sind wir hier nicht schon in Südtirol?

Unten zeigt sich der Timmler Schwarzsee. Dor ist wieder Leben – es sind einige Leute zum Baden da (!) und es kommen auch wieder grüne Almen.

An der Timmelsjochstrasse begegnen wir den Helden des Ötztaler Radmarathon über 238 km, 4 Alpenpässe und 5.500 Hm. Die wirklich schnellen sind natürlich lange im Ziel.

Zur Brunnkogelhütte

Früh auf der Terrasse des Hochfirst

Und nochmal ein langer Ritt. 12,3 km Strecke, 1.210 m aufwärts, 290 m abwärts. Früh steigen wir auf dem uralten Schmugglerweg zum Timmelsjoch empor. Heute gibt es ja die serpentinenreiche Strasse, aber früher ging der Verkehr durch dieses Tal, und das ging nur zu Fuss und mit Tieren. Weil die Zöllner die Schmuggelwege natürlich auch kannten, haben sie knapp unterhalb des Passes ein Zollhaus gebaut. Wege, Brücken und Gebäude sind noch in Resten zu erkennen. Aber heute sind wir allein – keine Schmuggler unterwegs im einigen Europa.

Der alte Steig über das Timmelsjoch. Ein letzter versprengter Schmuggler.

Wenn´s einsam ist, trifft man auch mal Gämsen.

Das Timmelsjoch gleicht eher einem Rummelplatz, aber es gibt wieder standesgemäß Würstchen und Cola.

Und während alle nach unten fahren, steigen wir hier erst richtig hoch. Wir sind jetzt wieder auf ca. 3.000 m, diesmal auf der gegenüberliegenden Seite des Windachtals. Es geht einen Gratweg wie ein Kirchdach entlang, über mehrere Gipfelchen zum Brunnkogelhaus.

Links das Timmelsjoch, in der Mitte die Skiregion Gurgl, rechts das Venter Tal.
Der Grat ist recht lang, sieht wild aus, aber geht dann doch.
Auf der Wilden Rötespitze
Und schon kommt die Brunnkogelhütte in Sicht.
Das sieht aus wie das erste Bier – aber es ist ein kleines Geschenk des Hüttenwirts für eine kleine Hilfeleistung.

Das Brunnkogelhaus ist wieder in so extremer Lage, dass es wohl jeden Blitz anzieht. Und tatsächlich – Wasser ist in den Hütten ganz oben immer ein Problem. Hier gibt es eine Quelle, deshalb bietet sich der Standort an. Eine Materialseilbahn gibt es auch hier nicht. Alles muss mit Hubschrauber oder zu Fuß hoch transportiert werden. Wirklich erstaunlich!

Am nächsten Morgen geht es „nur noch“ 1.400 m abwärts nach Sölden. Ein paar Stunden später sitzen wir im Bus und fahren heim. Schöne Tour!

Zwei Wochen durch die Alpen 09-2012

Von Innsbruck durch die Tuxer und Zillertaler Alpen, Dolomiten, Texler Alpen nach Meran

Wir haben 3 Wochen Hüttenwanderung ins Auge gefasst, nachdem wir 2010 schon in 2 Wochen die Alpen von Süd nach Nord überquert hatten. Am Ende werden es 15 Tage – meist weit oben von Hütte zu Hütte.
Der Plan war, von Innsbruck immer nach Süden über die Zillertaler Alpen in die Dolomiten zu gehen, dann die Kurve über Bozen und Meran zu nehmen, und anschließend nach Norden durch die Texelgruppe und über den Stubaier Hauptkamm bis Neustift im Stubaital zu gehen. Obwohl wir insgesamt sehr viel Glück mit Wetter und Sonne hatten, hat ein Kälteeinbruch nicht alles zugelassen. Am Ende mussten wir den Hochstubai liegen lassen. Vielleicht für ein andermal? In der zweiten Hälfte der Tour war es schon echt herbstlich – oben sogar mit Schnee und Eis und Winterskälte. Und auch sonst haben wir einige weniger spektakuläre Etappen per Anhalter oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt. Für echte Kämpfer gibt es da natürlich Alternativen. Wir aber haben URLAUB gemacht!

Tag 1 Von Innsbruck zur Glungezer Hütte

Nachdem wir am Tag zuvor Thoma´s und Bines Hochzeit gefeiert haben, packen wir unsere Ränzlein. Diesmal haben wir nicht ganz so am Gewicht gespart, und und so werden wir wohl um 12/16 kg über die Berge schleppen müssen, inkl.iPad und anderem Luxus. In den ersten 1..2 Tagen spüren wir denn auch die Schultern, aber das gibt sich schnell ..

Sonntag 2.9.2012
Im feinen Bett (City Night Line) von Berlin nach München. Früh weiter mit der Bahn über Garmisch – Mittenwald nach Innsbruck. Bahn fahren ist toll. Man ist total unabhängig.

Montag 3.9.2012
Innsbruck – Bus nach Igls – Seilbahn zum Patscherkofel 1.964m

Jetzt geht es also richtig los. Wir verschwinden dann mal in den Bergen.
Vom Patscherkofel über den Zirbenweg zur Glugenzerhütte 2.610m (3h)

Glungezer Hütte

Tag 2 Über die 7 Tuxer Summits

Dienstag 4.9.2012 Glungezer Hütte – „seven summits“ – Naviser Jöchl – Lizumerhütte 2.019

Das Wetter ist nicht besonders gut, soll sich aber bessern – und so kommt es dann auch. Unter uns sind Wolken. Oben schauen nur die Karwendelspitzen heraus.
Heute steht uns gleich die „Königsetappe der Via Alpina“ bevor. Über 7 Gipfel immer am Grat entlang in 9h zur Lizumerhütte. Bei guter Sicht muss das ein super Weg sein. Am Ende sind wir natürlich ziemlich platt. Aber es gibt auch keine vernünftige Alternative zu dieser Etappe.

Unter den Wolken liegt Hall/Tirol
7 Gipfel – Es geht den ganzen Grat entlang.

Tag 3 Zum Tuxer-Joch-Haus

Mittwoch 5.9.2012 Lizumer Hütte – Pluderlingsattel 2.7xx – (Geier – Lizumer Reckner) – Gschützspitzsattel 2.657 – Tuxerjochhaus 2.313 m

Heute soll es eigentlich ein bisschen leichter werden, aber leider habe ich ein „Jöchl“ in der Karte übersehen, und so legen wir heute vor allem viele Höhenmeter im Auf- und Abstieg zurück (1.500/1.000).

Vom Tuxer-Joch-Haus haben wir dann schon mal einen Blick ins Hintertuxer Gletscherskigebiet, das wir morgen durchqueren werden, und auf die Friesenbergscharte, die gräulich in Wolken und Schnee herüberdroht. Es ist zwar trocken, aber leider scheint die Sonne noch nicht. Sonst sähe das viel freundlicher aus.

Das war also der Auftakt. Vor uns liegen die richtigen Brocken. Große Höhe, große Berge mit Schnee. Aber wir sind jetzt auch schon ganz gut akklimatisiert. Und das Wetter soll morgen sonnig werden

Aus dem Lizumer Tal zum Pluderlingsattel
Gschützspitz – immer unterhalb des Kamms entlang
Tuxerjochhaus

Tag 4 Über die Friesenbergscharte zur Olperer Hütte

Donnerstag 6.9.2012 Tuxer-Joch-Haus – Sommerbergalm 2.100 – Seilbahn Hintertux – Spannagelhaus 2.531 – Friesenbergscharte 2.910 – (Friesenbergsee – Friesenberghaus 2.498) – Berliner Höhenweg – Olperer Hütte 2.389 m

Nun also die Friesenbergscharte! Wir haben schon Respekt, weil (angeblich) der Weg erst ein Stück über den Gletscher geht, und dann soll ein Klettersteig für den Abstieg warten.

Zuerst gehen wir aber vom Tuxer-Joch-Haus 300m nach unten zur Talstation der Gletscherbahn und fahren bis zur Mittelstation. Im Spannagelhaus werden uns dann die Bedenken ein bisschen genommen. Wir sind nicht mal die Ersten heute, die den Übergang in Angriff nehmen. Leider ist die Sicht immer noch ziemlich schlecht, aber die Markierungen sind perfekt. Es stellt sich heraus, dass man keinen Gletscher passieren muss, und nach 400 m Aufstieg ist dann auch der wirklich sehr steile Abstieg perfekt mit Drahtseilen gesichert. So schnell kann man uns nicht erschrecken.

Das Friesenberghaus lassen wir dann „links liegen“ und gehen gleich auf dem Berliner Höhenweg weiter. Der zieht sich ziemlich eben zur Olperer Hütte. Vorher wird natürlich noch etwas gegessen. Wir haben gestern festgestellt, dass regelmäßige Energiezufuhr, und sei es auch nur in kleinen Portionen, viel zu Power und guter Laune beiträgt.

Das war ja gar nicht so schwer heute! Die Olpererhütte ist sicher eine der modernsten und ökologischsten in den Alpen. Und sie liegt wirklich ideal am Weg.

So kann Sommer auch aussehen: Aufstieg zur Friesenbergscharte.
Schlegeisspeicher und Olperer Hütte
Zillertaler Hauptkann: Der Hochfeiler

Tag 5 Auf dem Berliner Höhenweg zum Pfitscherjoch

Freitag 7.9.2012 Olperer Hütte – Pfitscherjochhaus 2.275
Übergang nach Südtirol

Das Wetter wird endgültig sonnig und warm. Wir sind ja auch schon einige Kilometer in den Süden vorangekommen. Die Bergs bisher bestehen aus mehr oder weniger großen Steinbrocken. Man hat kaum mal Gras oder Erde unter den Sohlen. Und auch der Berliner Weg ist durchgehend aus Blöcken „gebaut“. Es muss eine Mordsarbeit gewesen sein, die über lange Strecken in eine einigermaßen ebene Lage zu bringen. Hut ab! Trotzdem ist es mühsam für die Füße, und wir wünschen uns mal wieder einen Wiesenweg herbei.

Am Pfitscherjoch erreichen wir die Grenze nach Südtirol, und die Unterkunft ist die erste italienische Hütte. Den Rest der Tour bewegen wir uns nun in Südtirol. In Italien begegnet man mehr Provisorien in Hütten und auf den Wegen, von der Markierung bis zur Sicherung ausgesetzter Passagen. In Italien bin ich immer wieder erstaunt, was abgesichert wird, und vor allem was unerklärlicherweise nicht gesichert ist, obwohl Absturzgefahr besteht. Da fehlt oft jede Logik. Sicherer ist man auf jeden Fall in Deutschland und Österreich unterwegs. Aber es geht, man muss eben (auch) in Italien immer mit Überraschungen rechnen und sich auf die eigenen Fähigkeiten verlassen.

Rückblick zur Olperer Hütte
Der Hochfeiler

Tag 6 Über die Gliederscharte ins Pfunderer Tal

Samstag 8.9.2012 Pfitscherjochhaus – Parkplatz Kaser oberhalb von Stein 1.755 – Gliderscharte 2.644 – Dunerklamm 1.600 – Dun 1.380 – Pfunders 1.134 m

Heute steht uns wieder ein Tag mit großen Höhenunterschieden bevor. 500m Abstieg ins Pfitschertal gleich früh, dann 900m Aufstieg zur Gliderscharte und nochmal 1.500m Abstieg. Na gut – die letzte Stecke ab Dun nimmt uns ein italienisches Rentnerpaar im Auto mit.

Der Aufsteig auf die Gliederscharte wird uns relativ schwer, weil es wirklich heiß ist. Gegenüber steht der Hochfeiler, ein Gletscherberg im Zillertaler Hauptkamm, der uns schon seit gestern begleitet und den wir auch später noch oft sehen. Immerhin geht es heute vielfach durch Grasschrofengelände und nicht nur über Blockhalden.
Am Nachmittag treffen wir auf die Obere Engbergalm. Es gibt die beste Jause der ganzen Tour – Brot, frische Butter, Ziegenkäse und Milch. (Im Pfitscherhaus hat man uns noch gesagt: Nein, es gibt keine Hütte oder Alm unterwegs.)

Wir begegnen heute mehrfach Emmy und Hans, die uns schon im Pfitscherhaus aufgefallen sind. Wie sich herausstellt, kommen sie aus Dänemark, und wir sind „vom gleichen Schlag“. Man lernt auf diesen Touren immer wieder Leute kennen, bei denen der Funke gleich überspringt. Wir nehmen Quartier im Gasthof im Pfunder, im dem sie auch reserviert haben, und so haben wir noch einen schönen Abend zusammen. Sie gehen über die Alpen nach Venedig.

Morgens über dem Pfitscher Tal. Wir steigen zwar hinunter, aber links gleich wieder auf.
Aufstieg zur Gliederscharte
Abstieg ins Pfunderer Tal. Links unten die Obere Engbergalm – mit wunderbarem Käse, Butter und frischem Brot.

Tag 7 In die Dolomiten

Sonntag 9.9.2012 Pfunders – Taxi nach Niedervintl – Bahn nach St. Lorenzen – per Anhalter über S.Martino zum Würzjoch 2.008 – Schlüterhütte 2.306 m

Wir sind nun schon jenseits der Zillertaler Alpen. Auf dem Weg in die Dolomiten liegen eigentlich 2 Tage Almenlandschaft vor uns – die kürzen wir mit diversen Verkehrsmitteln ab. Erst nimmt uns eine vierköpfige(!) italienische Familie im Auto mit, dann eine Bäuerin, zuletzt dann der Wirt einer Almhütte am Peitlerkofel. Dichter ran ging es nun wirklich nicht. Wir fragen den Wirtsmann aus, wie die Bauernwirtschaft funktioniert, wie Käse und Südtiroler Speck produziert werden. Dann kaufen wir ein Stück Speck, das uns später irgendwo die notwendige Energie liefert – denn sonst gibt es nur Brot und Wasser. Wir kommen ja wirklich nie an einem Laden vorbei. Und die Hütten sehen es nicht gern, wenn man am Frühstücksbuffet räubert.

Mit eigener Kraft bewältigen wir also heute nur die Peitlerscharte. Heute überholen wir alle anderen – und nach 2 Stunden sind wir in der Schlüterhütte. Das ist eine wirklich empfehlenswerte Hütte. Schön gelegen, gut geführt, und mit super Tourenmöglichkeiten in alle Richtungen.

Abends steigen wir noch auf den Aussichtsberg der Hütte und schauen auf die Geislergruppe – Das ist einer unserer Favoriten, in der wir früher schon spannende Touren gemacht haben. Ich denke da speziell an unsere Feldberger Freunde und die von ihnen überaus geschätzte Mittagsscharte, aber auch an die Klettertour über den Sass Rigais.

Die Dolmiten sind eben etwas ganz Besonderes, deshalb haben wir sie auch in diese Tour einbezogen.

Der Peitlerkofel
Die Schlüterhütte
Die Geislergruppe

Tag 8 Durch die Puezgruppe zum Grödner Joch

Montag 10.9.2012 Schlüterhütte – Kreuzjoch 2.293 – Roascharte 2.617 – Forc. la Forces de Sieles 2.662 (alt. Nivesscharte 2.740) – Puezhütte 2.475 – Crespeinajoch 2.528 – Cirjoch 2.469 – Grödnerjoch 2.121 m

Wenn wir morgen über die Sella gehen wollen, dann müssen wir es heute mindestens bis zum Grödner Joch schaffen. Das wird wieder eine lange Etappe! Zuerst führt uns ein wirklich spannender Aufstieg über Kreuzjoch und Roascharte. Wieder begegnen wir einem Wanderer, der noch einen Tag später immer mal wieder in unserer Nähe auftaucht. Nach der Roascharte hat man zwei Optionen: Klettersteig über die Nivesscharte oder eine anscheinend einfachere Umgehung über die Forcella la Forces de Sieles. Leider sagt die Karte nicht, dass auch die Sieles-Scharte ein Klettersteig ist und beinahe auf die gleiche Höhe führt. Da haben wir halt einen Umweg gemacht, aber immerhin ist es ein interessanter Steig.

Das Puez-„Plateau“ und auch die Puezhütte sind dann eher enttäuschend.

Nachmittags bei der Überquerung der letzten beiden „Jöchle“ sind wir wieder in bekanntem Gelände, und wir haben einen wunderschönen Blick auf Sella, Langkofel und alle anderen Steinbrocken in der Umgebung.

Übernachtung im Gasthof am Grödnerjoch mit Dusche und „kleiner Wäsche“. Nicht jede Hütte bietet den Komfort von warmem Wasser oder gar Dusche, und nach tagelangem Wandern muss das eine oder andere Stück auch dringend mal ausgewaschen werden.

Die Roa-Scharte sieht spektakulär aus. Geht aber ..
Steinmänner auf dem Puezplateau
Sella, Pisciadu
Links Sella, rechts Langkofel, „Unten“ Grödner Joch

Tag 9 Über die Sella

Dienstag 11.9.2012 Grödnerjoch – Val de Setus – Pisciaduseehütte 2.585 – Bamberger Hütte 2.871 – Sass Pordoi 2.950 – Seilbahn Pordoijoch 2.242 – per Anhalter nach Canazei – Bus nach Vigo di Fassa

Heute ist wieder eine meiner Traumtouren dran. Leider stellt sich heraus, dass Hanne meine Vorhersage, dass die Sella oben „eben“ wäre, wörtlich genommen hat. Da gab´s Ärger, aber nur kurz.

Vom Pass weg geht es aufwärts. Im Val de Setus sogar ziemlich steil, und oben wartet sogar eine Kletterpassage, die allerdings bestens mit Stahldrähten abgesichert ist. Damit haben wir 400 Höhenmeter absolviert, aber die nächsten 400 m warten schon (Ärger).

Mittags pünktlich kommt die Bamberger Hütte des Wegs, und wir tanken kräftig auf. Nicht jeden Tag klappt das so gut – Spaghetti Pomodoro. Massen von Menschen gibt es hier! Wir sind das gar nicht mehr gewohnt. Weil die Seilbahn am Pordoi bis auf fast 3.000m führt, und weil der Weg zur Boe-Spitze mit 3.110 m bei gutem Wetter sogar mit Sandalen zu bewältigen ist, nutzen eben viele Leute die Gelegenheit für ihren ersten 3000er. Na ja, irgendwie gehören wir ja auch dazu, denn wir machen den „Abstieg“ auch mit der Seilbahn. Die Knie sagen Danke.

Der Wetterbericht kündigt eine Kaltfront mit starkem Wind an, die morgen einen Tag Regen bringen soll. Der Plan war, über den Schlern nach Bozen zu gehen, aber angesichts der Wetterprognose kürzen wir wieder ab. Ein israelisches Paar nimmt uns bis Canazei im Auto mit, und der Bus bringt uns dann nach Vigo di Fassa unterhalb der Rosengarten-Gruppe.

Tatsächlich ist am nächsten Tag sehr schlechtes Wetter, und wir denken an die Dänen, die einen Tag nach uns die Sella überqueren wollten. Hoffentlich haben sie nicht gelitten, denn die Sella ist doch ziemlich hoch, und in dieser Höhe ist nicht nur mit Regen, sondern mit Schneesturm zu rechnen.

Durch das Val de Setus zur Sella
Bamberger Hütte
Marmolada im Blick

Tal 10 Ein Regentag: Bozen – Meran – Aufstieg zur Bockerhütte

Mittwoch 12.9.2012 Vigo di Fassa – Bus über Karerpass nach Bozen – Bahn nach Meran – Taxi nach Dorf Tirol – Seilbahn Hochmuth 1.400 – Bockersteig zur Bockerhütte 1.628 m

Meran ist unglaublich voll, weil alle Urlauber den Regentag zum Einkaufen nutzen. Das halten wir nicht aus und steigen trotz Regen gleich wieder auf. Trotz Seilbahnhilfe geht es abends noch ordentlich hoch, zuletzt wieder tiefer zur Bockerhütte.

Das ist mal eine rustikale Unterkunft! Eine Alm wie sie früher schon war. Irgendwie riecht alles nach Bock. Wir richten uns im Lager unter dem Dach ein. Die Sturmböen rütteln an den Fensterläden, die Holzschindeln auf dem Dach klappern, das ganze Haus ächzt. Aber wir schlafen selig.
400m weiter oben auf der Oberkaser Alm wäre ein besseres Quartier zu finden.

Ab heute sind wir auf dem Tiroler Höhenweg, dem wir nun einige Tage folgen

Aufstieg zur Bockerhütte am Muthkopf – Ein Tag im Regen
Bockerhütte – eigentlich eine normale Alm
Eine perfekte Nacht unter dem Dach

Tag 11 Über das Spronser Joch in die Texelgruppe

Donnerstag 13.9.2012 Bockerhütte – Oberkaser 2.131 – Spronser Joch 2.581 – Schafhütte 2.262 – Lazinser Alm 1.860 – Pfelders (Zeppichl) 1.628 m

Die Texelgruppe ist Teil der Ötztaler Alpen und relativ stark vergletschert. Wir haben sie schon früher von Meran aus gesehen, und das hat uns angelockt. Die Berge steigen relativ steil aus dem Passeiertal bis auf 3.500 m auf. Und auch das Passeiertal ist eine Entdeckung für uns. Das kannten wir noch gar nicht, und es ist tatsächlich einen ganzen Urlaub wert.

Es ist um rund 10 Grad kälter geworden. An den Spronser Seen und noch höher am Spronser Joch ist es eisig und stürmisch. Nach Abstieg ins Lazinser Tal wollen wir eigentlich heute noch zur Stettiner Hütte auf 2.875 m. Aber darauf müssen wir verzichten, es ist zu hart. Außerdem ist der Plan riskant, am nächsten Tag in 2.800 m Höhe von der Stettiner zur Zwickauer Hütte zu gehen. Heute jedenfalls liegt da oben sichtbar viel Schnee. Dann sitzt man möglicherweise 1-2 Tage fest. Also besser weiter abwärts bis zum Gasthof von Zeppichl oberhalb von Pfelders.

Die Oberkaser Alm
Rückschau auf die Dolomiten
Auf dem Spronser Joch ist Winter!
Abstieg ins Lazinser Tal. Oben am Kamm ist wirklich schlechtes Wetter. Wollen wir wirklich da hoch?

Tag 12 Aufstieg zur Zwickauer Hütte

Freitag 14.9.2012 Pfelders – Untere Schneidalm 2.159 – Zwickauer Hütte 2.979 m

Der nächste Tag bringt wieder volle Sonne. Aber man merkt, dass der Herbst eingezogen ist.

Jetzt also trotzdem nach oben! Wir steigen in direkter Linie von 1.600m zur Zwickauer Hütte auf fast 3.000 m auf. Das ist mal ein Adlerhorst! In unmittelbarer Nähe sind Gletscher. Man sieht alle Gipfel im Osten: Olperer, Hochfeiler, die Dolomitenstöcke schön aufgereiht – Peitler, Geisler, Puez, Cir, Sella, Langkofel, Rosengarten, Marmolada, Drei Zinnen usw. Wir sehen auch, dass alles bis auf rund 1.700 m herunter weiss ist – auch unsere Wege von letzter Woche sind verschneit. Abends super Alpenglühen.

Leider hat der Frost der letzten Tage die Wasserversorgung der Hütte unterbrochen. Wasser gibt es nur für Tee. Abends kommt ein Klempner per Hubschrauber, aber der kann das Problem auch nicht lösen. Ich hoffe, dass der Wirt am nächsten Tag Erfolg hatte, denn sonst bleibt nur, Wasser per Seilbahn hochzuholen

Zur Zwickauer Hütte. Der Gurgler Kamm in den Texler Alpen
Das Faltschnaltal
Das Pfelderer Skigebiet. Hinten die Dolomiten
Die Zwickauer Hütte auf 2.989 m
Der Olperer (Tuxer Kamm)
Hochfeiler (Zillertaler Kamm)
Sella und Langkofel (Dolomiten) – alles weiß!

Tag 13 Auf dem Tiroler Höhenweg – Rauhjoch – Timmelsjochstrasse

Samstag 15.9.2012 ZwickauerHütte – Kreuzjoch 2.451 – Biwak Josef Pixner 2.708 – Rauhjoch 2.9xx – Grubjoch 2.661 – Scheibsee 2.573 – Seeber Alm 1.842 – Gasthaus Hochfirst 1.763 m

Heute steht wieder eine schwere Etappe auf dem Plan. Es geht hoch über dem Passeiertal auf 2.700 bis 2.900 m dahin, und in der Mitte wartet das berüchtigte Rauhjoch. Immerhin hat die Sonne inzwischen den Schnee weitgehend beseitigt.

Am Kreuzjoch ist schon so eine Passage, wo ich eine Sicherung erwartet hätte. Es ist glatt und steil, aber in Italien muss es auch mal ohne Seile gehen.

Am Weg gibt es ein Biwak. Das ist eine hypermoderne Aluminium-Kapsel für den Notfall, weil man bei einem Wetterumschwung durchaus zwischen Rauhjoch und Kreuzjoch gefangen sein kann.

Das Rauhjoch selbst wartet mit einer 150 m langen meist horizontalen Kletterpassage auf, die doch ziemlich anspruchsvoll für uns ist. Es geht 300 m senkrecht ab, Fehler darf man nicht machen. Das schmale Band ist abschüssig und mit losem Schutt bedeckt. Und natürlich liegt gerade hier noch Schnee. Es sind Sicherungsseile da, aber irgendwie sind sie unlogisch verteilt, und sie sind nicht immer an den wirklich kritischen Stellen zu finden. Am Ende kämpfen wir uns noch durch eine Schneewehe. Die Seile sind 1m tief im Schnee, wir kommen nicht mehr ran, und so führen die letzten Schritte über ein ungewisses Darunter – kein schönes Gefühl.
Für Nachfolger: Ich bin überzeugt, dass der Übergang über die Scharte westlich der Spitze Rauhes Joch/ M. Scabro zumindest bei diesen Verhältnissen einfacher ist. Auf der Karte ist ein Pfad markiert, und am Berg müsste man zunächst links dem Wegweiser zum Gipfel folgen. Einen Versuch zur Umgehung der Kletterei sollte man jedenfalls wagen.

Der Abstieg auf dem Grat zum Grubjoch ist dann schon vergleichsweise einfach, und dann kommen wieder die schönen Almen und Graswege. Ein Bauer erzählt uns später, dass die Alm hier bis 2.600 m hoch beweidet wird – Das ist schon erstaunlich.

Wir stärken und mit Brot und Wasser und dem Rest vom Rehbraten. Das ist mal ein Festessen so weit oben!

Das Gasthaus Hochfirst liegt an der Timmelsjochstrasse. Es gibt leider keine andere Unterkunft in der Nähe.

Am Rauhjoch
Der Blick ins Passeiertal ist natürlich gigantisch!
Seeber Tal. Rückblick zum Hochfirst.

Tag 14 Ins Passeiertal

Sonntag 16.9.2012 Gasthaus Hochfirst – Moos in Passeier 1.007 – Stuls 1.315 m

Wir entscheiden uns, den Hochstubai nicht mehr zu versuchen und steigen erst mal ab ins Passeiertal. Ausnahmsweise eine Talwanderung.

Hinter Moos geht es dann doch wieder nach aufwärts nach Stuls. Das ist ein sehr schönes, sonnenverwöhntes Dörfchen auf 1.300 m.

Im Wald begegnet uns Heidi, eine Münchner Ärztin mit 2 Kindern, die so viel Vertrauen zu uns fasst, dass sie uns spontan Ferienhaus und Kühlschrank in Stuls überlässt, obwohl sie selbst nach Hause fährt. So haben wir abends und nachts jeden Luxus (Urlaub!), aber länger wollen wir die Gastfreundschaft dann auch nicht in Anspruch nehmen.

Rabenstein im Passeiertal
Ein Blick zurück ins Pfelderer Tal. Rechts oben, die kleine weiße Spitze ist das Rauhjoch, wo wir gestern herumgeturnt sind.

Tag 15 Zum Jaufenpass

Montag 17.9.2012 Stuls – Sternkaser 1.968 – Schlattacher Joch 2.254 – Glaitner Hochjoch 2.389 – Passeier Höhenweg – Fleckner Hütte 2.060 – Jaufenhaus 1.990 m

Eigentlich wollen wir nicht mehr nach oben, aber ein bisschen geht immer. Und so steigen wir wieder 1.000 m Höhenmeter auf, gehen auf dem Gratweg zum Jaufenpass und haben dazu noch einen fantastischen Ausblick auf den Stubai im Norden und alle Gipfel im Süden und Osten.

Aber nun reicht es auch! Das war der letzte Aufstieg für dieses Jahr. Letzte Unterkunft „am Berg“ im ehrwürdigen Jaufenhaus.

Dienstag 19.9.2012 „Abstieg“ mit Bus nach Sterzing – Brennerbahn nach Innsbruck – Bahn nach München
Mittwoch 20.9. 2012 Enkeltag im München – nachts CNL München – Berlin Hbf

Glaitner Hochjoch
Sternkaser Alm. Passeier Tal Richtung Meran (im Dunst)
Passeier Tal Richtung Pfelders
Abfahrt vom Jaufenhaus

Zwei Wochen durch die Alpen: Südtirol – Garmisch im August 2010

In 2 Wochen zu Fuß über die Alpen – das scheint machbar. Abseits der großen Alpenwege, was am Ende nicht immer gelingt. Den Luxus der einfachen Dinge fühlen: (echten) Hunger und Durst, warme Dusche, gelegentlich ein eigenes Zimmer Zeit, die nicht rennt. Die Dinge nehmen wie sie kommen. Das ist das Ziel. Um es gleich vorweg zu sagen. Das machen wir unbedingt wieder!

Vom Airport Milano zur Dorigonihütte

Samstag 15.8.2010

Schon beim Blick aus dem Flieger ist klar: Regen. Das kann also nur besser werden. Vom Flughafen zum Berg absolvieren wir eine kleine Odyssee: S-Bahn nach Milano, U-Bahn, dann Schnellzug bis Trento. Dort sollen wir 1h auf den Anschlußzug nach Malé warten, dann noch mal warten und dann mit dem Bus bis Rabbi. So ist der Plan, aber so schaffen wir das nicht bis auf den Berg. Wieder auf „m o r g e n“ warten zu müssen bis zum richtigen Start – dafür reicht unsere Geduld nicht. So leisten wir uns also ein Taxi bis zum letzten Partplatz hinter dem Bergdorf Rabbi. Den hätten wir wohl allein auch nur schwer gefunden. Der arme Teufel von Taxifahrer war wohl im Leben noch nie in den Bergen und hatte seine Not mit der Steigung und mit der Enge der Straße. 110 Euro bezahlt und – und Adios Zivilisation!

Das ist bei jeder Tour der schönste Moment. Du setzt den Fuß auf die Erde, Zug/Bus/Auto bleibt zurück. Es wird still und Du bist frei!

Natürlich setzt Starkregen ein. Auf 1.300 m gehen wir los, immer am Bach entlang, und 3h später sehen wir die Dorigonihütte im Nebel auf 2.436 m. Viel länger hätte es auch nicht gehen dürfen – so aus dem Kaltstart und nach der langen Reise.

Die Hütte und die Wirtin sind echte Perlen. Sie werden nur mit dem Hubschrauber versorgt. Es gibt keine Materialseilbahn und keinen Fahrweg hoch. Selbst die Oma, die heute kocht, ist eingeflogen. Aber so was von sauber und liebevoll gemacht – eine Empfehlung wert! 21 Uhr ins Bett.

Über das Sällentjoch ins Martelltal

Sonntag 15.8.2010

Wetter? Na selbstverständlich: Regen. Erst gegen 10 Uhr gehen wir los, weil es heute nicht besonders weit ist. Zügig hoch bis zum Sällentjoch auf 2.965 m. Hier überschreiten wir die Ortleralpen, den ersten Alpen-Hauptkamm, der sich vor uns aufstellt. Das Sällentjoch ist der einzige gletscherfreie Übergang weit und breit. Auf der anderen Seite zeigen sich mal kurz die Gletscher der Veneziaspitzen. Es ist stürmisch, feucht und kalt.

Martelltal – heute ist nichts Besonderes zu vermelden. Im Abstieg finden sich noch ein paar mickrige Gletscherreste, Seen, Schotterhalden. Wir vermeiden den alten Fehler und futtern rechtzeitig unsere Brote. Durch das „Paradies“. Das ist eigentlich ein sehr schöner Lärchenwald, nur diesmal machen ihn Kühe und Wasser fast unpassierbar. Zum Parkplatz unterhalb der Zufallhütte auf 1.900 m. Die ganze Gegend hier ist uns gut bekannt. Einmal waren wir mit der „Schult-Scheller-Netik Gang“ hier, und im Herbst 2008 waren wir nochmal eine ganze Woche auf den Gipfeln unterwegs.

Wir müssen 1 h auf den Bus warten, – ja, es regnet immer noch – weil unten eine Mure die Straße verschüttet hat. Dann sind wir gegen 18 Uhr in Goldrain: Sauna, Schwimmbad, Pizza und 20 Uhr im Bett.

Vinschgau – Graue Wand – Penauder Alm

Montag 16.8.2010

Eigentlich soll es heute bis Schnals gehen. Am Ende bleiben wir auf der Penauder Alm (2.319 m) aber länger als geplant hängen, weil es da einfach zu schön ist.

Der Weg durch die Graue Wand ist wieder traumhaft. Wir sind über den Wolken, mit grandiosem Tiefblick ins Vinschgau. Leider wird es später wieder düster, es ist saukalt. Als wir auf der Alm ankommen, fängt es auch wieder an zu regnen. Wir sind die einzigen Gäste. Die Alm ist in Betrieb. Es gibt 9 Milchkühe, 25 Jungkühe, 70 Ziegen, auch ein Lama. Wir unterhalten uns mit dem Senn – der ist ein ziemlich altkluger Schüler aus dem Obervinschgau. Er ist erst 13! Die Alm ist wenig auf Touristen ausgerichtet, alles ist ziemlich rustikal und nicht so penibel sauber wie im Tal. Die Ziegen fressen gelegentlich die Geranien ab, und diese sehen aus, als wenn die Ziegen das öfter tun. Aber ruhiger als hier kann die Zeit kaum dahingehen.

Die Alm gehört einer Sennengenossenschaft. An der Alm halten 130 Anteilseigner je 10 ha. Das ist eine wirklich große Alm. Die „Werktätigen“ sind alle angestellt. Dass eine Alm kein Familienbetrieb ist, müssen wir erst lernen. Jeder hat seine Aufgaben. Unser kleiner runder Senn ist für die Milchkühe, das Melken, das Heimholen der Ziegen und für die Gäste zuständig. Er ist vom 18. Juli bis Ende August hier oben. Dann muss er wohl wieder in die Schule. Im Winter ist die Alm ohnehin nicht bewirtschaftet.

Der Senn und sein Helfer.

Schnalstal – Schöne Aussicht Hütte

Montag 17.8.2010

Heute geht es in die Ötztaler Alpen.

Gestern Abend ist der „Chef“ noch auf die Alm gekommen. Er kam von der Lafetz Alm, um zwei Ziegenböcke abzuholen. Die waren zum Nachbarn spaziert. Sein Kommentar: Wenn keine Brunft ist, dann ist denen langweilig, dann machen die Dummheiten.

Wir waren zu dieser Zeit gerade im Stall und haben zugesehen, wie entmistet wird. Die Jungs leiten einfach den Bach durch den Stall, und angeblich sammelt sich alles auf dem Misthaufen. Jungs von 13 und 16 Jahren – alles klar. Vielleicht landet der Mist auch im Tal .. Außerdem füttern sie Heu nach, wenn es regnet. Dann kommen die Tiere von allein zur Alm und müssen nicht geholt werden. Es ist ja erstaunlich, wie weit die Tiere sich von der Alm entfernen. Das alles darf der Chef natürlich nicht sehen. Und nun steht der plötzlich vor der Tür! So schnell kann man gar nicht gucken, wie die Jungs draußen sind und den Chef in die warme Stube abdrängen.

Aber nun – Frühstück und los. Natürlich gehen wir wieder „oben lang“. Also erst mal von 400 m aufsteigen, dann auf dem Grat entlang, und dann folgt ein schöner langer Abstieg mit Blick auf Ötztaler Alpen und Dolomiten runter zur Lafetz Alm. Der Chef kennt einen tieferen Weg, aber der fehlt in der Karte. Die Lafetz Alm hat 5 Besitzer, ist also nur ein paar Hektar groß und hat keine Milchwirtschaft. Pächter ist ein Typ aus Meran, der offenbar alles so lässt, wie es eben steht und verfällt. Nichts zum Übernachten ..

Dann Abstieg ins Schnalstal zur Kirche „Unser lieben Frauen“ auf 1.300 m.

Wir fahren weiter mit dem Bus ins hintere Schnalstal nach Kurzras und mit der Seilbahn auf die Grawand (3.251 m). Dort sind noch Reste vom letzten Neuschnee (im August!). Wir steigen ab zum Hochjoch ab und wieder hoch zur „Schöne Aussicht“ (oder auch Hotel „Bellavista“) auf 2.842 m. Das „Bellavista“ ist keine Alpenvereinshütte, sondern eine private Herberge. Wir bekommen ein Zimmer. Es gibt eine Dusche mit super Aussicht ins Tal und es gibt gutes Essen. Es war ein langer Tag. und die letzte Stunde sind wir auch wieder im Regen gegangen ..

Das Schnalstal mit dem Vernaght Stausee

Ötztaler Alpen zur Breslauer Hütte

Mittwoch 18.8.2010

Eine lange Tour ist heute angesagt. Wenn möglich wollen wir bis zur Breslauer Hütte gehen. Natürlich schaffen wir das. Ein Tag im August ist ja lang.

Unser nächster Halt ist das Hochjochhospitz. Auf der Karte sieht es auf den ersten Blick so aus, als ob wir immer auf der Höhenlinie gehen. Auf den zweiten Blick fällt einem dann eine feine blaue Linie auf, ein Gletscherbach, der eine gut 400 m tiefe Schlucht eingeschnitten hat. Leider haben wir 1x zu wenig auf die Karte geschaut, was dann gleich mal zwei Stunden kostet.

Schöne Herberge, das Hochjochhospitz. Wir wollen aber nur eine Wurst essen. Die Wirtsleute haben kleine Kinder. Die wachsen schon mit dem Gefühl auf, dass ein Bein immer höher steht als das andere.

Das ganze lange Rofental ist einfach nur riesig und ziemlich eintönig. Über Stunden sieht man immer die gleichen Gletscher und die gleichen Spitzen – Kreuzspitze und Fineilspitze und andere. Vor 200 Jahren war das Tal noch komplett vergletschert, vom Hochjoch gab es eine Gletscherzunge nach Norden ins Venter Tal und eine nach Süden ins Schnalstal. Jetzt gehen wir über „jungen“ Gletscherboden. Im Ganzen gesehen sind die Ötztaler Alpen zwar wirklich hoch, aber die einzelnen Kämme und Berge sind sehr ausgedehnt, wenig gegliedert und nicht schwer zu gehen.

In der Mitte der Tour steht da noch die Vernaghthütte. Weil wir zu ihr 100 m hoch steigen müssten, gehen wir einfach vorbei.

Am Ende treffen wir auf der Breslauer Hütte auf 2.844 m ein. Diesmal sind wir kurz vor dem Regen da – so hatten wir einen trockenen Tag. Wir bekommen ein Kämmerchen zusammen mit zwei Jungs. Hanne staubt Ohrstöpsel ab. In der Breslauer Hütte ist das Personal komplett aus Tschechien. Wenig gemütlich. Auf der Hütte treffen sich massenhaft Aspiranten für die Wildspitze – viele mit Bergführer. Die Wildspitze ist mit 3.768 m der höchste Berg Tirols. Alle sind ziemlich aufgeregt: Russen, Polen, viele Nationalitäten. Wir haben halt andere Ziele und sind tiefenentspannt.

Das Rofental
Hochjochhospiz

Oberhalb von Vent nach Sölden

Donnerstag 19.8.2010

So muss ein Tag anfangen. Als wir von der Breslauer Hütte losgehen, herrscht ein unwirkliches Licht. Über und unter uns sind Wolken, trotzdem zeigt sich die Sonne. Es wird wieder eine lange Tour, am Ende kommen 8 h zusammen. So langsam kommen wir richtig in Form. Wir gehen auf dem Höhenweg oberhalb des Venter Tals, immer auf etwa 2.800 m. Wenn man Sicht hätte ..
Im Tal liegen bis zum Nachmittag Wolken, und auch bis zu uns ziehen die Schleier manchmal hoch. Aber es ist trocken und oft scheint die Sonne. Kein Grund zur Klage.

Am Ende erreichen wir den Tiefenbach Gletscher, auf dem man vor ein paar Jahren noch im Sommer Ski laufen konnte. Die Infrastruktur ist immer noch da, nur der Gletscher nicht. Wir fahren mit dem Bus ins Tal nach Sölden, anschließend nach Längenfeld. Suchen uns ein Zimmer, essen schön. Das war ein sehr schöner Tag.

Im Tal: Vent

Über die Winnebachsee Hütte und den Hohen Seeblaskogel zum Westfalenhaus

Freitag 20.8.2010

Das hätte ein kurzer Tag werden können. Es wurde einer der anstrengendsten. Heute geht es in den Stubai.

Wir fahren früh mit dem Taxi nach Gries auf 1.569 m und steigen gleich mal zur Winnebachseehütte auf. Die Hütte kennen wir, waren 2003 da. Und die Wirte kennen uns sogar auch noch (angeblich). Das Kleinkind, das damals herumgekrochen ist, ist inzwischen 9 und hat noch einen Bruder bekommen. Wir essen und trinken gut (Hanne sehr gut). Es ist ja noch früh, also nehmen einen kleinen Umweg über den Seeblaskogel. Über das Winnebachjoch wäre es sicher weniger anstrengend geworden.

Zunächst steigen also in alter Tradition in Richtung Bachfallenferner auf, auf dem wir früher mal ein Gletschertraining absolviert haben. Dann links weiter zum Hohen Seeblaskogel. Die Hoffnung, dass der Übergang vielleicht etwas niedriger liegt, erfüllt sich leider nicht: Wir müssen fast bis zum Gipfel hoch. Der liegt auf 3.235 m. Das waren also bis hier schon mal 1.700 m Aufstieg. Und jetzt über den Grüne Tatzen Gletscher ins grausig aussehende Tal. Zuerst ohne Weg, dann markiert, aber immer extrem steil und rutschig geht es wieder runter auf 2.250 m. Dann noch ein paar Kilometer auf der Höhenlinie, und schon sind wir am Westfalenhaus.

Das war ein Ritt! Die Hütte ist perfekt, aber nicht billig. Der junge Wirt ist Italiener aus Lengenfeld. Der Senior ist die Freundlichkeit in Person, fleißig und tingelt uns alles an, was er hat. Super Verkäufer.

Auf dem Seeblaskogel
Das Westfalenhaus

Auf und ab über das Horntaler Joch zur Franz Senn Hütte

Samstag 21.8.2010

Noch zwei lange Touren im Stubai liegen vor uns. Heute geht´s zur Franz Senn Hütte.

Schon vom Westfalenhaus sieht man die dunkle Wand unter dem Horntaler Joch. Vorher müssen wir allerdings ganz runter ins Tal nach Lüsens auf 1.634 m. Auf der anderen Seite wieder hoch zum Großen Horntaler Joch auf 2.812 m. Dann geht´s wieder runter zur Franz Senn Hütte auf 2.147 m. Der Aufstieg hat es in sich. Es gibt einige ausgesetzte Stellen, und zuletzt geht es über abschüssige Schieferplatte steil hoch. Dafür ist der Abstieg ins Oberbergtal so was von schön … Über runde Grasbuckel und Hänge mit wunderbarem Blick auf die Stubaier Gletscherwelt.

Sie Hütte ist sehr voll. Angeblich sind mehr als 200 Leute da. So ist das eben auf den bekannten Alpenwegen – hier ist es der Stubaier Höhenweg. Es gibt für jeden etwas: für den Tourenwanderer eine Herberge, für den Tageswanderer einen kurzen Zustieg vom Parkplatz, für Kletterer und Gletschergeher die schönsten Berge ringsum. Für uns gibt es ein Lager, ein Essen und eine warme Dusche. Was will man mehr? Die Hütten werden mit der Zeit besser – oder werden wir bescheidener?

Das liegt vor uns. Den nächsten Übergang im Blick.
Das alles liegt schon hinter uns.
nur noch ein kleines Stück .. da rüber ..
Oben ist dann erst mal Ende.
Oder doch nicht?
Ganz da unten liegt die Franz Senn Hütte.

Stubaier Höhenweg zur Starkenburger Hütte

Sonntag 22.8.2010

Hanne erlaubt noch „einen kleinen Umweg“, was mir sonst strengstens untersagt ist.
Wir schieben einen Zusatztag ein, denn wir sind schneller als geplant. Im Tourenplan haben wir allerdings tatsächlich 3 Tage Reserve oder Pause. Uns ist aber nicht nach Pause.

So gehen wir heute erst mal zur Starkenburger Hütte, die wir schon von der Franz Senn Hütte sehen können. Oder besser sehen könnten, denn sie ist ziemlich weit entfernt. Das Wetter hat sich seit einigen Tagen zum Besten gewendet, und heute ist ein Tag ohne Wolken. Der Weg führt ziemlich eben, mit ein paar steilen Einschnitten, auf 2.200 m dahin. Nach 2,5 h erreichen wir die Hochseduckalm. Da tut ein Männchen wohl schon seit 100 Jahren im Sommer seinen Dienst. Er hat keine 4-beinigen Viecher mehr, sondern nur noch 2-beinige zu versorgen. Ich sagen nur – Stubaier Höhenweg – da kommen viele Wanderer vorbei. Der Weg zieht weit über dem Oberbergtal entlang. Das Panorama ist extrem schön. Nach der Alm gibt es keinen Bach und keine Quelle mehr. Wir haben es geahnt, weil das Gestein wechselt, und so haben wir Wasser dabei. Die Sonne brennt. Am Abend ziehe ich mir jedenfalls 3 Liter Apfelschorle rein und habe nachts immer noch Durst. Am Tage merke ich das nicht so.

Später erreichen wir dann eine ganz andere Landschaft: die Kalk-Kögel. Wir sind jetzt im Kalkstein – aus dem dann nördlch auch Karwendel und Wetterstein aufgebaut sind. Wenn wir bisher entweder auf einem Grashang gegangen sind, der mitunter auch sehr steil sein kann, oder eben auf Felsgestein, dann sind es jetzt Kalksteinhalden mit immer der gleichen Neigung – richtige Schüttkegel. Vom Seejoch auf 2.518 m haben wir eine gigantische Sicht in alle Richtungen. Vom Karwendel über Wetterstein, Allgäu bis zu den Stubaier Gipfeln. Villerspitze, die Gletscherberge über der Franz Senn Hütte (Schrankogel, Ruderhofspitze), die Gletscherberge über der Dresdner Hütte (Wilder Freiger, Wilder Pfaff, Zuckerhütl), Habicht, Kirchdachspitze bis zu den Tuxer Alpen. Lauter Ziele für die künftige Touren.

Das Seejöchl wird dann auch der Abzweig sein für morgen. Denn heute geht es nur noch 1 h zur Starkenburger Hütte auf 2.237 m. Die ist zwar ideal gelegen, aber sehr voll. Wenigstens haben wir ein Dach über dem Kopf (Lager).

Hochseduckalm
Die Kalkkögel
Blick zurück ins Oberbergtal. Ganz hinten liegt die Franz Senn Hütte.
Die Starkenburger Hütte. Hinten der Habicht.

Zur Adolf Pichler Hütte

Montag 23.8.2010

Endlich Urlaub! Wir gehen heute nur einen kleinen Weg von der Starkenburger Hütter über das Seejöchl auf die Adolf Pichler Hütte. Hier sind wir offenbar die einzigen Gäste. Es ist ganz ruhig – wir sind ja auch nicht mehr auf dem Stubaier Höhenweg. Nachdem es vormittags stechend heiß war, trübt sich das Wetter am Nachmittag ein. Es wird instabil. Wir müssen wieder mit Regen rechnen.

Das Wetter wird sich ändern!

Runter nach Innsbruck

Dienstag 24.8.2010

Erstmal regnet es, und zwar richtig. Wir haben ja ohnehin geplant, in Innsbruck eine Pause zu machen. Also gehen durch den nebel-regen-nassen Wald bis Ginzens ins Tal. Dann mit dem Bus nach Innsbruck, wo ich richtig im Hotel reserviert habe. Wir werden Wäsche waschen und im Zimmer aufhängen, das sieht immer lustig aus.

Nachdem wir nur mal nachmittags durch die Stadt spaziert sind, haben wir keine Lust mehr auf Pause. Es zieht uns raus auf den Berg, und so werden wir gleich morgen früh wieder starten.

Karwendel – Nördlinger Hütte

Mittwoch 25.8.2010

Wegen des instabilen Wetters ändern wir die Planung. Geplant war eine lange Runde durch das Karwendel. Die heben wir uns für eine spätere Tour mit den Kindern auf .. Wir haben ja Urlaub.

Mit der Bahn geht es aus Innsbruck bis Reith. Es folgt ein wunderschöner Aufstieg zur Nördlinger Hütte auf 2.239 m. Wir sind früh da, liegen ein bisschen in der Sonne herum und klettern dann noch auf die Reither Spitze auf 2.373 m. Tolles Panorama. Wir sind auf dem östlichsten Gipfel des Karwendel. Unser Weg von den Ötztaler Alpen über Stubai bis hier ist zu überblicken. Das Inntal liegt genau unter uns, Mieminger Kette, Zugspitze und Karwendel rechts. Und dann entdecken wir noch die Meilerhütte in der Wettersteinkette, die uns schon anzieht. Da wollen wir hin! Später in der Nördlinger Hütte bekommen wir die „Honeymoon Suite“ – das ist ein Kämmerchen mit dem schönsten Blick der ganzen Tour: abends das Inntal im Gegenlicht, nachts die Lichter von Seefeld unten. Die Hütte ist auch mal eine große Empfehlung wert, und leicht zu erreichen ist sie auch.

Runter nach Scharnitz

Donnerstag 26.8.2010

Genau so wie von Reith, gibt es auch durch das Gießenbachtal/ Eppenzirler Tal einen sehr schönen Karwendel-Weg zur Nördlinger Hütte. Für uns ist das der Abstiegsweg. Oben geht es noch etwas wild (aber problemlos) durch die Felsen, dann kommt die Eppenzirler Alm mit frischer Milch. Und dann verlassen wir so langsam die Höhen. Quartier in einer Ferienwohnung in Scharnitz, zum Essen auf den Wiesenhof. Keine Höhepunkte. Zwischen den Bergen sind halt immer mal wieder Täler. Täler sind nichts für uns.

In Scharnitz

Elmau – Garmisch – Airport München

Freitag 27.8.2010

Wir sind für morgen mit den „Kindern“ Thomas und Bine in Garmisch verabredet, um nun endlich den diesjährigen Aufstieg zur Zugspitze zu absolvieren. Also geht unser Weg heute von Scharnitz über Elmau nach Garmisch.

Zuerst müssen wir die Leutaschklamm mitnehmen. Man hört ja viel – aber Leute: Das ist echt was für Kinder und Japaner!

Dann hoch zum Gasthof Ederkanzel, wo uns der fällige Regen erwischt. Und der hält dann auch bis abends und die nächsten Tage an. Also nur kurz aufgezählt: Über den Franzosensteig zum Ferchensee. Das wäre sicher schön: bei gutem Wetter. Über Elmau dann zum Vorderen Graseck, unserer heutigen Unterkunft. Ein Hotel mit eigener Mini-Seilbahn. Ich sag nur: Gut, dass schlechtes Wetter war. Sonst fallen hier die Touris aus den Reisebussen ein.

Es wird dann wetterbedingt auch nichts mehr mit Zugspitze. Wir gehen einfach raus aus den Bergen nach Garmisch runter. Wir sind wirklich traurig, dass wir die Berge hinter uns lassen müssen. Einer unserer schönsten Urlaube ist zu Ende. Wir waren einfach außerhalb der gewohnten Raum-Zeit-Dimension, und das hätte einfach so weiter gehen können.

Bahn nach München, ein Abend bei den „Kindern“ und Rückflug. Das wars.
Kleiner Trost: 2011 geht es mal wieder ans Wasser. Aber dann wird wieder richtig gewandert!

Vinschgau September 2008

19. – 26. 9. 2008

Eine stramme Woche gletscherfreie Wanderungen im oberen Martelltal. Es ist zwar eigentlich noch Sommer, und unten im Tal auf 700m ist es auch wirklich heiß, aber oben auf 2.500 -3.300 m kann es durchaus kalt sein. Ein paar Höhenmeter mehr oder weniger, Nord- oder Südseite machen den Unterschied zwischen Sommer und Winter. Die Herausforderung ist oft, bei Schnee den Weg zu finden .. Was auch nicht immer gelang.

Unsere Unterkunft war das Bamboo in Goldrain, und wir hatten deshalb manchmal lange Anfahrten – vielleicht wäre ein Standort weiter oben die bessere Idee.

Das Bamboo ist natürlich ein exklusiver Standort, unabhängig vom Wetter!

19.9.2008 Angekommen

Der letzte Parkplatz im Martelltal.
Erst mal Hut kaufen. Leider (sage ich heute) ist dieses hübsche Modell da geblieben. Hätte gut zur Lederhose gepasst.
Von hier ist es noch ´ne dreiviertel Stunde (240hm) bis zur Zufallhütte. Das Auto bleibt da.

20.9.2008 Hintere Schöntaufspitze 3.325 m
21.9.2008 Laaser Spitze 3.305 m

Eine besonders schöne Tour. Große Höhe bei wenig Aufwand: Von der Zufallhütte auf die Hintere Schöntaufspitze. Das Wetter muss natürlich passen .. und es passt heute. Mit Schnee darf man hier auch im Sommer rechnen. Trotzdem ist es warm. Spekulative Aussicht auf den Ortler, mit 3.905m der „König der Ostalpen“. Und wir sind nicht mal 500m unter der Gipfelhöhe.

Am nächsten Tag gleich noch mal auf den gleichen Kamm. Mit dem Auto bis zur Stallwies Alm 1.953m. Spektakulärer Ort! Auf der Anfahrt gähnt unter dem Autospiegel links gleich der Abgrund.
Dann gehen wir direkt den Berg hoch. Oben suchen drei junge Leute ihren Autoschlüssel in den Steinblöcken. Wie Heinzi immer sagt: Alles Gute auch wünschen wir ihnen. Sonst alles wie gestern.

Schöntaufspitze nach Osten – Blick auf die Veneziaspitzen. Das Aufstiegstal.
Nach Westen: Die Gletscher der Ortler-Ostwand.
König Ortler. Unten das Suldental.
Am Kamm die Casatihütte (Rifugio Casati al Cevedale) auf 3.269m. Im Gletscherbereich unerreichbar für uns.
Ein Schoko zum Lohn. Auf der Zufallhütte.

21.9.2008 Vordere Rotspitze 3.033 m

Heute geht es im Bogen am unteren Rand der Venezia-Gletscher zur Marteller Hütte auf 2.610m. Am Wege muss die Vordere Rotspitze mit bezwungen werden, die mit leichter Kletterei erreichbar ist. Wenn man dann glaubt, man ist allein, kommt doch jemand vorbei, um uns zu fotografieren. Nett.

Auf die Spitzeführt ein gesicherter Klettersteig, aber man kann natürlich auch einfach vorbei gehen .. Ohne die Spuren unserer Vorgänger wären wir nicht gegangen.
Ein richtiges Gipfelkreuz immerhin. Hinten Mitte die Schöntaufspitze. Und da, wo Hannes Füße sind (also knapp unsichtbar) ist die Zufallhütte.
Bitte: Es geht nicht um den Helden vorn, sondern das bemerkenswerte Dreigestirn der fast-4000er Könisspitze, Zebru, Ortler hinten. Wir sind jetzt auch wieder auf über 3.000 m.

24.9.2008 Hasenöhrl 3.257 m

An diesem Berg sind wir gescheitert. Es war einen Versuch wert: Aus dem Tal mit einem Sessellift bis zur Tarscher Alm (1.700m leider geschlossen). Dann laut Beschreibung ein beliebter und leicht zu besteigender Aussichtsberg. Nach Nordosten, Süden und Westen sendet der Berg ausgeprägte, teilweise begehbare Grate aus.

Uns erwischt oben leider Neuschnee. Die Orientierung und Wegfindung wird dann schwierig. Das ist zu riskant. Wir kehren auf der Blauen Schneid um. Rückwärts sind unsere Spuren schon im Schnee verweht, und wir müssen immer wieder Steine abfegen, um nach Markierungen zu suchen. Aber tiefer ist dann gleich wieder warm.

Historisch gibt es ganz oben Interessantes: Erst mal kommt der Name Hasenöhrl nicht von der Bergform, sondern vom romanischen asinara, und das das Wort für einen Eselsweg. Es gab da wohl Übergänge zwischen Süd und Nord über die umliegenden Pässe. Kann man sich sogar vorstellen. Auch findet man weit oben Reste umfangreicher Wasserführungen, mit denen die Bewohner eines Tals Wasser abgezweigt haben, dass normalerweise ins andere Tal abgeflossen wäre. Der Vinschgau ist ein Hotspot für Obstanbau und Landwirtschaft mit riesigem Wasserbedarf, ist aber gleichzeitig relativ trocken. Also findet man überall alte Wasserführungen bzw. Waalwege. Auch der Schutz der Talorte gegen Muren und Hochwasser war immer ein Thema.

Nebel und Schneefall ..
.. kein Weg .. ist es überhaupt der richtige Grat?
Gegenüber die Vermoi Spitze. Da waren wir am 1. Tag (ohne Schnee).
Unten der Vinschgau.

25.9.2008 Die Graue Wand

Diese Graue Wand hat es uns angetan. Wir sind die Wege mit den Jahren schon mehrfach gegangen, und sie beeindruckt uns immer wieder.

Es geht um den wenig begangenen Bergrücken zwischen Vinschgau und Schnalstal. Im Winkel liegt die Burg Juval, Reinhold Messners Domizil. Die südwärts gerichtete Flanke zum Vinschgau ist die Graue Wand. Man fährt mit der Seilbahn bis St. Martin und ist schon mal auf 1.700m (Etschtal/Vinschgau liegt um 700m an dieser Stelle)

Der Weg durch die Graue Wand führt dann zum Niederjöchl auf 2.700m. Es ist ziemlich steiles Gelände, aber nicht schwierig. Fast ganz oben ist eine alte (aber noch genutzte) Schäferhütte. Ein Traumhaus mit Balkon 2000 m über dem Tal.

Der Versuch, noch den Zerminiger (Cima Cermigna, 3.080m) zu ersteigen, scheitert leider an der ausgehenden Zeit und am Schnee.

Der Weg ist schmal und luftig. Aber die ganze Zeit grandiose Bilder.
Der Blick nach Süden: einfach wunderschön. Vinschgau, Goldrain, Martelltal
Hinten links Hasenöhrl.
Nur ein paar Meter höher ist schon wieder Winter.
Abwärts: Niederjöchl mit Kreuz, hinten Zerminiger
my favorite home ..
Durch die graue Wand zurück. Wer findet Hanne?
Auch wenn es nicht so aussieht: Es gibt einen richtigen Weg ..

26.9.2008 Düsseldorfer Hütte 2.721 m

Letzte Ausgehtour in warmen Gefilden. Im Suldental mit dem Sessellift auf 2.350 m, dann eine lange leichte Promenade zur Düsseldorfer Hütte. Zum Abschluss ein Steig aufs Schöneck (Dosso Bello 3.125m) und laaange bergab bis ins Tal.

Zum Schöneck
Ist das wirklich das einzige Urlaubsmotiv?
E arrivederci!

Zugspitze Juli 2007 mit den Kindern

22. – 24. Juni 2007 Wieder ein neuer Weg auf den Zugspitz – diesmal soll es der Jägersteig im Reintal sein.

Hanne und ich sind einen Tag vor den Kindern da und gehen bei Regen durch die Hölltalklamm über Hölltalangerhütte und Knappenhäuser zum Kreuzeck.

Wir übernachten Kreuzeckhaus in der DAV-Hütte, die irgendwie lieblos erhalten wird. Schade drum. Ganz früh steigen wir 1000 m unter der Kreuzeckbahn ab und treffen uns auf dem Parkplatz mit den jungen Leuten.

Und los geht es. Vom Kreuzeck über Bernadeinsteig und Jägersteig zur Reintalangerhütte. Die Tour ist nicht ohne .. sie ist lang und geht über den Mauerschartenkopf ziemlich ausgesetzt dahin. Und das Wettter ist nicht stabil.

Wir sind nun auf 1.924m im Nebel und werden langsam unsicher. Der Einstieg in den Jägersteig ist nicht leicht zu finden. Man darf ihn aber auch nicht verfehlen, denn anfangs geht es durch recht steiles, felsiger Gelände. Der Steig ist schmal und kaum gesichert.

Am Grat umfängt uns eine epische Stimmung.
Mir ist nicht bange!

Na ja .. der Nebel löst sich auf. Tief unten liegt das Reintal. Gegenüber ist der Schachen, den wir aber wegen des Nebels nicht sehen. Nach einigen luftigen Passagen erreichen wir den oberen Rand der Latschenkiefern.

Alle Achtung für Franzi und die anderen Leichtmatrosen! Langsam kommen wir raus aus den steilen Felsen. Die Gefahr ist nun vorbei, aber jetzt muss man durch dieses Gummizeugs kriechen, und das ist anstrengend! 
Und irgendwann sind wir dann unten an der Reintalangerhütte auf 1.370m.

Aber unser Ziel für heute ist natürlich die Knorrhütte, und deshalb geht es noch mal 700 Höhenmeter nach oben.

Am nächsten Tag gehen wir von der Knorrhütte nun bei bestem Wetter zum Sonn-Alpin, in dem Hanne und ich 2001 geheiratet haben.

Weiter geht es über die Halde (2 Schritte vor, 1 zurück, oder umgekehrt?) zum Zugspitzgrat und auf den Berg. Wie immer ist man hier nicht allein. Bei solchem Wetter kriecht eine wahre Ameisenstrasse den Berg hoch. Schön ist es trotzdem.

Fast sind wir schon oben .. nur noch über´s Geländer steigen .. Alle sind glücklich, dass wir mal wieder auf dem Zugspitz angekommen sind. Später wird uns die Seilbahn wieder zum Eibsee hinunterbringen.

Ist das nicht ein wunderschönes Bild?
Eindrucksvoll geht der Blick in Richtung Garmisch.
Hinten die Waxensteine. In der Mitte die Riffelspitzen über den Gletscher. Dazwischen die Riffelscharte. Und ganz vorn der Klettersteig aus dem Hölltal auf die Zugspitze.

Sizilien im Juni 1999

16.6.99
Endlich Urlaub! Ich bin voller Erwartung, weiß nicht, ob wir das überhaupt schaffen, und was uns alles begegnen wird. Mit Hanne bin ich nun seit einem Jahr zusammen. Ich habe keine Ahnung, wo ihre Grenzen liegen. Kann sein, dass schon in den Alpen alle Pläne geändert werden.

Zunächst – Aufbruchshektik. Wie eigentlich immer wird alles erst in den letzten Minuten fertig, buchstäblich. Zuhause hilft André noch, die Gepäckträger anzubauen. Den für Hanne habe ich allerdings erst am Vormittag gekauft, nachdem die bestellten Träger nicht pünktlich eingetroffen sind. Alle sind leicht entnervt, aber wir schaffen es gerade noch zur Bahn. Auf der langen Fahrt nach Lausanne fällt langsam die Hektik ab, wir haben endlich mal Zeit im Überfluss. Das stimmt uns schon mal schön auf Urlaub ein.

17.6.
Lausanne. Einer meiner Lieblingsorte. Man kommt mit der Bahn von Bern. Es ist zwar die Schweiz, aber bis Lausanne sieht man kaum richtige Berge. Es geht noch durch ein paar Weinberge und Tunnel, und plötzlich öffnet sich der Blick auf den Genfer See und die gewaltigen Walliser Alpen. Da hüpft das Herz.

Wir haben inzwischen festgestellt, was uns alles fehlt und was nicht funktioniert. Zum Beispiel der nagelneue Gepäckträger. Wir bekommen ihn einfach nicht fixiert. Also Geld wechseln und den nächsten Fahrradhändler suchen. Der verkauft uns genau das Billigding, das ich zuhause nicht haben wollte. Es muss mit Lenkerband und ein paar zusätzlichen Schellen getrickst werden, aber nun hält das wenigstens. Kostet mal eben 100 Mark, weil der Händler uns natürlich schamlos ausnimmt.

Aber jetzt geht es richtig los. Nämlich genau 2 km bis zum ersten Platz, an dem man zum Genfer See vordringen kann. Wir schwimmen und essen – aber jetzt muss es doch wirklich richtig losgehen. Wir kommen heute am westlichen Rand des ebenen Rhone-Tals über Monthé noch bis St. Maurice. Vorbei am Val de Illiez, das ich aus dem Winter ganz gut kenne.

Hotel Dents-Du-Midi. Ist das ein langweiliges Haus! Die Schweiz ist sowieso eher langweilig, außer man bezahlt ordentlich.

18.6.
Ganz früh fahren wir weiter, und nun geht es stetig bergan. In Martigny biegen wir rechts ab in Richtung Alpen-Hauptkamm. Hier bin ich gerade vor 9 Monaten aus dem Zug gestiegen und habe meine vorige Tour begonnen. Die restlichen Besorgungen werden erledigt. Hier kenne ich mich nun schon aus. Es ist interessant, alles mit dem Wissen, was kommen wird, wiederzusehen. Natürlich sage ich Hanne NICHT, was kommt.

Es geht richtig bergauf. Von 470 m bis auf 2.560 m. Nach zwei Stunden hat Hanne Schwindelgefühle und das Gesichtsfeld engt sich ein: Tunnelblick. Das kenne ich schon. Das macht die fehlende Höhenanpassung und die Belastung des Kreislaufs. Mir geht es nicht besser. Das ist aber nicht kritisch. Man muss eben nur langsam immer weiter machen, dann kommt man notwendigerweise irgendwann oben an.

In Bourg St. Bernard, auf 1.600m essen wir erst mal schön. Es geht uns gleich besser. Gleich nach dem Ort beginnen die Tunnel und Lawinengalerien. Man fährt praktisch immer in einer Betonröhre. Es ist höllisch laut und eng, weil allerlei Lastzüge hier die Alpen überqueren. Auf der Fahrbahn liegt allerlei Eisenzeug herum.

Kurz vor dem eigentlichen St. Bernhard-Tunnel dürfen wir dann wieder raus ins Freie. Die alte Passstrasse, die richtig oben rüberführt, wird nur noch von wenigen PKW benutzt. Sie auch noch mal steiler.

Jetzt, im Juni, sieht man noch viele Schneeflecken. Hier geht der Winter gerade erst zu Ende, es ist Frühling. Ziemlich kalt. Diesmal haben wir auch dafür die passende Kleidung mit und so geht es Kilometer um Kilometer weiter steil bergauf. Zugegeben: Wir schieben die Räder auch mal. Jedenfalls kommen wir oben an, auf 2.560 m, spielen ein bisschen im Schnee und verlassen den Pass so schnell wie möglich wieder. Wir haben wohl auch nur ein Wolkenloch erwischt, denn auf der Abfahrt können wir sehen, dass der Pass wieder in fürchterlich schwarzen Wolken verschwindet.

Großer St. Bernhard Pass.
Ja, von hier, aus dem Kloster, kommen die Bernhardiner ..

Jetzt sind wir aber auf der Südseite des Alpenkammes. Die Blütenpracht aus Enzian und Anemonen ist unbeschreiblich. Dazwischen noch ein bisschen Schnee. Es ist doch viel schöner als auf der Nordseite. Außerden sind wir endlich in Italien.

Es geht zwei Stunden bergab. Kaum vorstellbar, dass wir heute die gleichen Meter hochgefahren sind. Die Bremsen und Felgen sind so heiß, dass ich Angst um die Reifen habe.

Aosta. Es wird Abend. Wir wollen noch so lange weiterfahren, bis wir ein richtig schönes Hotel finden. Aber dann ist es wieder nur irgendein Hotel, und irgendeine Gaststätte. Wir können nicht riskieren, in die Dunkelheit zu kommen. Verschieben wir das süße italienische Leben auf morgen.

19.6.
Auf dem Weg durch das Aostatal kommen wir weiter nach Süden. Früh begegnen wir einem Bäuerlein, das mit Hilfe eines Regenschirms seine Wasserkanonen einstellt. Schirm vor – anpirschen – Schirm kurz runter – zufassen – und schon ist er wieder nass. Lustig.

Wir kommen an vielen Burgen vorbei. Es ist ein fruchtbares warmes Tal zwischen ganz hohen Bergketten. Man kann sich schon vorstellen, dass früher jeder Fürst seinen Besitz zu schützen hatte, und dass man Befestigungen gegen Eindringlinge brauchte. Die Burgen sitzen manchmal auf abenteuerlich steilen Felsen, ein andermal sperren sie buchstäblich das ganze Tal ab. Es geht immer noch ordentlich bergab.

Schließlich wird das feuchte Wetter wieder durch Regen abgelöst. Wir gönnen uns in Ivrea noch einen Espresso und ein schönes Eis, dann nehmen wir doch den Zug nach Genua. Fahren im Regen muss dann doch nicht sein, wir sind schließlich auf Sonne, Hitze und Urlaub eingestellt.

Diesmal sehe ich die Küstenalpen nur aus dem Bahnfenster. Ist auch ganz schön. Im Jahr zuvor habe ich mich hier ganz schön gequält. Nach einer Bergkette kommt immer noch eine Bergkette, und dann ganz zuletzt die Abfahrt zur Küste. Diesmal also Tunnel, Tunnel und dann plötzlich Genua. Das Meer.

Wir haben natürlich noch reichlich Zeit. Die Fähre geht um 20 Uhr. Wir werden also mal Genua besichtigen. Die Straße führt uns ganz hoch in die Vororte, und so sind wir froh, als es irgendwo wieder runtergeht zum Hafen. Wir versorgen uns mit Futter und Wasser für die nächsten Tage und fahren zum Hafen.

Schön, wenn man sich da auskennt. Das ist kein Allerweltshafen, hier ist richtig Betrieb. Die Straßen liegen auf mehreren Ebenen. Wir müssen ein bisschen warten und gehen mit den Fußgängern als Erste an Bord unserer Fähre. Dann können wir in Ruhe von oben die Beladung ansehen. Was so reingeht in die Fähre! Unglaublich!

Und jetzt – Ablegemanöver. Es ist inzwischen auch dunkel. 24 Uhr.
Bis Palermo haben wir 20 Stunden, um uns endlich RICHTIG zu erholen und auf Sizilien zu freuen.

20.6.
Abends in Dunkeln Ankunft in Palermo. Wir sind schnell von Bord und ebenso schnell vor dem mir schon bekannten Hotel. Es ist ja kein schönes Hotel, aber es steht halt gleich beim Hafen. Sie haben auch noch Platz. Der Hinweis auf das letzte Jahr (Dauergast ?) bringt leider keinen Rabatt.

Hanne ist ziemlich entsetzt beim Blick aus dem Fenster auf den Hinterhof. Da stehen praktisch nur Ruinen mit kaputten Dächern. Man kann aber sehen, dass dort normal gearbeitet wird. Auf der anderen Seite sieht es nicht viel besser aus.

Wir stellen die Räder in einer finsteren Garage ab (10 DM/Nacht). Hier stehen sie ganz sicher. Ein riesiger Hund passt auf. Hoffentlich gibt er sie wieder heraus.

Dann wollen wir mal Palermo bei Nacht kennenlernen. Um es abzukürzen: Entweder wir hatten Pech, oder es ist wirklich ALLES desolat. Wir haben uns ja an den Reiseführer gehalten, aber so richtig sehenswert war das dann doch nicht. Auch nicht die erwarteten Cafés und Boulevards. So gibt es halt auch kein Foto von Palermo. Man muss nicht dagewesen sein!

21.6.
Früh das letzte „Continental Beakfast“ wie man es in einem Hotel erwartet. In Zukunft müssen wir uns beim Bäcker oder irgendwo unterwegs versorgen. Es sollte keiner versuchen, in einem normalen süditalinischen Hotel ein Frühstück zu bekommen!

Wir fahren in Richtung Westen. Der Badeort von Palermo heißt Mondello. Dort liegen die Villen und die Badestrände.

Aber da sind auch fette, steile Berge von 500, 700, 900 m gleich am Meer. Wir haben sie schon von Schiff aus gesehen.

Wir fahren bis Capo Gallo, in der Hoffnung, dass es einen Weg um den Monte Gallo herum gibt. Leider Fehlanzeige. Da hatte die Karte mal recht. Wir halten uns also an die „normale Straße“ und erreichen gegen Abend Castellamare del Golfo.

Das war ein Tag mit vielen Ortschaften. Die ersten Begegnungen mit den Sizilianern. Als Radfahrer begegnen wir ihnen auf Augenhöhe, nicht wie Touristen. Touristen werden kaum da anhalten, wo wir absteigen. Wir sind total abhängig vom normalen Leben. Wir haben uns anzupassen, sonst funktioniert die Reise mit dem Rad nicht. Wenn Hunger, Durst oder Dunkelheit kommen, müssen wir die nächste Ortschaft suchen, spätesten die übernächste. Da können wir nicht wählerisch sein.

Am nächsten Tag begegnet ein deutschen Ehepaar, das wir für Einheimische halten, und das uns seinerseits in englisch anspricht. Wegen der Fahrräder. Mit diesen Maschinchen fallen wir doch auf. In Sizilien sind Radfahrer selten. Radfahrer findet man eigentlich nur im Norden, da, wo die Touristen sind. Im Westen und Süden sind wir allein. Ich glaube, wir haben auf der ganzen Fahrt überhaupt keine Landsleute gesehen. Gott sei Dank auch.

Also Castellamare, ein Bilderbuchort. Eine große Bucht am Meer, ein kleiner Hafen mit alten Fischerbooten und Motorrollern. Die Leute, junge wie alte, promenieren in ihren Autos und auf ihren Rollern: Durch den Hafen bis zum letzten Punkt der Mole, dort wenden und wieder zurück. Sie kommen öfter vorbei, die Jungs lieben das wohl. Wir essen und richtig satt in einer Pizzeria im Hafen. 

Unser Blick fällt auf ein Hotel ganz hoch am Berg. Steht riesig dran: BELVEDERE. Wir müssen morgen sowieso den Berg da hoch, aber ob das Hotel offen ist? Immerhin ist Vorsaison. Na ja, wir riskieren es. Eine Stunde Plackerei. Und es ist wirklich offen. Das schönste Hotel der ganzen Reise mit einem grandiosen Blick über den Ort und die Bucht. Wie ein Adlernest. Abends gehen wir noch in ein Ristorante, das in der Nähe liegt. Das ist doch tatsächlich rund um einen dicken Baum gebaut, der jetzt mitten im Raum steht.

22.6.
Heute wollen wir mal weg von der Straße und das Capo San Vito umrunden. Sieht gut aus auf der Karte. Leider wird die Straße hinter dem Ort Scopello zur Schotterpiste, dann zum Feldweg. Dann kommt die Grenze des Reservats Zingaro. Wir gehen mal zu Fuß nachsehen: ein Fußweg, Tunnel, steiles Gelände, Stufen, Disteln. Nichts zu machen. Wir müssen wieder zurück auf die Straße.

Die Straße führt richtig weg von Meer, das bedeutet: Hitze, Berge. Mittags sind wir in Valderice und kaufen einen Obststand leer. Kirschenzeit. Wir haben jeden Tag sicher 2 kg Kirschen verdrückt. Erstaunlicherweise hat das komische Essen tagsüber, bestehend aus Kirschen, Melone, Pfirsichen, Wasser und wenig festen Nahrungsmitteln, keine fatalen Folgen gehabt. Richtig Festes gegessen haben wir meist nur abends.

Hinter Valderice kommt ein ganz erstaunlicher und interessanter Ort: Erice. Da erhebt sich aus einer Ebene ein 500 m hoher Felsen, und oben drauf ist ein Ort. Er nimmt erkennbar den gesamten Gipfel ein. Der ganze Ort ist von Mauern und Festungsanlagen umgeben. Die Mauer geht direkt bis an den Rand des Felsens.

Aber mit den Rädern da hoch? Es ist nicht mal eine Auffahrt zu sehen. Vielleicht geht es wieder durch einen Tunnel. Wir fahren lieber außen herum weiter, an der Küste entlang. Aber wenn es wieder mal eine Gelegenheit gibt: Erice muss man gesehen haben.

Vor Trapani essen wir wieder Kirschen. Der Händler erzählt uns tolle Stories aus seiner Zeit in Berlin, und dass er sich jetzt mit dem Geld aus Deutschland selbständig machen will. Aber warum in dieser gottverlassenen Gegend? Es gibt nicht so die richtig schönen Sandstrände hier. Viel Kraut, keine Pflege.

Wir baden übrigens trotzdem öfter. Besser ist es sicherlich, wenn auch Süßwasser, eine Dusche und etwas Komfort da ist. Sonst ist das Salz auf der Haut eine echte Belastung. Irgendwie fühlt man sich immer klebrig.

Bald kommen wir nach Trapani. Das ist das absolute Ende Siziliens im Westen. Weiter in dieser Richtung kommt Afrika. Ist gar nicht weit.
Der erste Knick in unserer Route. Alle Reiseführer zeigen tolle Bilder von Trapani: Ketten von Riffen, Inselchen usw. Wir haben das leider nicht gefunden.

Wir stehen auf dem letzten erkennbaren Ende der Mole. Starker Wind, Autocorso wie immer. Aber keine Inselchen. Und überhaupt: nicht das, was wir erwartet hatten. Kein schöner Hafen mit Kneipen. Vielleicht haben wir die „Meile“ einfach verpasst.

Es ist jedenfalls noch Zeit bis zum Abend. Wir werden es noch bis Marsala schaffen. Der Reiseführer spricht von ganz toll sehenswerten Salinen unterwegs. Das sind Anlagen, in denen Salz aus Meerwasser gewonnen wird. Das Wasser wird mit Hilfe von Windmühlen in flache Becken gepumpt, es verdunstet, und auf dem Boden bleibt Salz übrig. Es ist auch ganz interessant, und es funktioniert noch, aber es ist wie im Mittelalter.

Und es ist extrem heiß. Irgendwie gibt es in der Gegend kein Ristorante, keine Bar, kein Wasser. Also schauen wir uns das nicht richtig gründlich an, sondern düsen schnell weiter.

Und dann kommts. Marsala. Uns werden von Einheimischen zwei Hotels genannt, die schon mal nicht so leicht zu finden sind. Das erste: keine Chance, voll. Nur noch ein Versuch! Bis zum nächsten Ort Mazara wären es wieder 25 km.

Das zweite heißt „President“. Davor wehen viele europäische Fahnen, das lässt nichts Gutes ahnen. Wenn sich in dieser Gegend ein Hotel international gibt, dann ist es teuer und trotzdem nicht besser als die anderen. Wir wollen lieber doch am Leben in Sizilien teilhaben. Lieber wäre uns eine kleine Herberge. Aber wie wir so schweißtropfend und mit den staubigen Rädern vor der Rezeption stehen, gibt dann doch ein Zimmer. Wir essen abends in einer 0-8-15 Bar und freuen uns auf den nächsten Tag. Dabei ist Marsala der Ort, der einem Rotwein den Namen gibt. Auch hier: Nichts Interessantes für Touristen.

23.6.
Früh geht es kurz zum Bäcker über die Straße, da sind wir wieder mittendrin im Alltag. Das ist schön. Ab Richtung Süden. Mazara soll laut Reiseführer einen der größten europäischen Fischereihäfen haben. Mehr als 10 Tausend afrikanische Arbeiter sind hier am Werk, es gibt eine richtige Kasbah (Marktstadt) und arabisches Leben. Leider können wir nicht jedes Highlight mitnehmen.

Hinter Mazara geht es direkt an der Küste entlang. Weil es keine Fotos gibt und keine Erinnerung, kann es so schön nicht gewesen sein. Aber an eines können wir uns beide doch genau erinnern: Wir kamen durch eine riesige Ebene, die vollständig mit Tomatenplantagen besetzt war.

Eine staubige Straße, rechts und links Folienzelte, dazwischen Gassen, durch die zu sehen ist, dass auch in diesen Richtungen immer nur noch mehr Folienzelte kommen. Kein Schatten, kein Wasser. An einer kleinen Anhöhe vermisse ich Hanne hinter mir. Sie lehnt an einer Steinmauer und kann nicht mehr: k.o. durch die Sonne. Puterrot. Unter Schlangenkakteen(!), die übrigens wunderschöne Blüten haben, finden wir ein bisschen Schatten. Es gibt im Süden keinen Rasen, Wald, keinen Schatten. Man legt sich halt einfach in den Staub.

Schließlich fahren wir weiter, und irgendwann kommen wir nach Campobello die Mazara. Das ist zwar auch kein Garten Eden, aber es muss uns wohl so vorgekommen sein.

Nach 14 Uhr fahren wir weiter, es bleibt elend heiß. Der Reiseführer sagt, dass wir unbedingt nach Selinunte müssen, das ist ein Ausgrabungsort mit Weltbedeutung und er liegt nur 5 km abseits der Straße. Aber als wir sehen, dass es dorthin bergab geht, passen wir. Schließlich müssten wir wieder hier hoch. Auch heute – keine Geschichte oder Kultur für uns! Wir sind schon etwas zermürbt.

Die Karte zeigt, dass hier eine Bahnlinie nach Sciacca führt. Direkt an der Küste gibt es keine Straße. Wir sind nun bereit, diese öde Gegend mit Hilfe der Bahn zu durchqueren. Wir suchen den Haltepunkt, suchen und suchen. Und finden schließlich ein verwildertes Gleis – unbenutzt seit vielen Jahren. Nach der Karte ist Sizilien von Bahnlinien überzogen. Ich habe allerdings nirgendwo eine funktionierende Bahn gesehen.

Es geht durch eine schilfbestandene Ebene. Hitze. Ein Schild „Porto Palo“. Da muß doch ein Hafen sein! Hafen, Hotel, Meer, Badestrand. Wir riskieren es mal wieder und fahren von der Straße ab.

Porto Palo! Wenn wir mal alt sind, lassen wir uns hier nieder. Es ist zwar nichts los in Porto Palo, aber es ist alles wie zu Urzeiten, bescheiden, friedlich. Die Uhr tickt einfach langsamer.

Wir trinken uns erst mal satt und gehen dann um das leere Hafenbecken auf die Mole. Doch, ein fremdes Schiff ist da, eine altertümliche, perfekt gepflegte Yacht. Außer zwei Stewards ist niemand zu sehen. Die beiden haben Messing zu putzen. Da hat noch jemand den Frieden in Porto Palo gefunden. Vom Ende der Mole muss Hanne dann unbedingt ins Wasser springen und zum Strand zurückschwimmen. Gibt es hier eigentlich Haie ?

Abends besuchen wir das örtliche Ristorante. Wir sind die einzigen Gäste. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass hier keiner auf einen Gast wartet. Die erschrecken sich richtig, als wir kommen. Hab ich schon gesagt, dass wir uns in diesem Urlaub weitgehend von Muscheln ernährt haben? Auch hier ein Riesenteller voll heißer schwarzer Muscheln mit einem Kräuteraufguß und Knoblauch. Vom Strand kommen fette schwarze Käfer, die landen unbeholfen irgendwo. Der Hund frisst sie dann. Wir schaffen es, Käfer und Hund zu ignorieren.

24.6.
Früh ist wieder schönstes Wetter. Die beiden Tage waren es etwas hart, aber heute sind wir gut drauf. Wir versuchen es gar nicht erst mit Frühstück im Hotel und sind schon um 9:00 Uhr in Sciacca. Wir fahren gleich in den Hafen, und sehen zunächst nur Unmengen von Rost.

Schließlich eine Bar „Del Porto“ im letzten Winkel des Hafens. Hier wollen wir frühstücken. Ein Fischer, der uns beobachtet, bietet sich an, uns zu fotografieren. Und dann hat er Hanne eine ganz schöne schneckenförmige Muschel geschenkt. Die ist groß und zerbrechlich, aber Hanne hat sie trotzdem den ganzen weiten Weg mitgenommen und heil nach Hause gebracht. Es ist eines der wenigen Bilder, auf denen wir mal zusammen zu sehen sind. Sonst habe ich uns höchstens mal aus der Hand mit dem Weitwinkelobjektiv fotografiert.

Mittags sind wir schon in Agrigent. Ich habe keine Erinnerung an die Stadt. Dabei gibt es viele weltberühmte Tempel (Val dei Templi – das Tal der Tempel), die wir auch abseits der Straße sehen. Der Süden Siziliens ist durch die griechische Antike geprägt. Aber wir halten uns nicht auf. Es ist zu heiß. Abends finden wir diesmal einen Campingplatz und mieten einen großen schmucklosen Betonbungalow in San Leone.

25.6.
Wir finden unterwegs schöne Badestellen mit weißem Sand. Es ist den ganzen Tag über nicht viel passiert. Wir haben Kilometer gefressen. Abends gehen wir ins Hotel Oasi in Scoglitti. Nichts Besonderes zu vermelden.

26.6.
Im Nest Donnalucata, es ist immer noch ganz früher Morgen, stoßen wir auf einen Fischmarkt. Es gibt alles, was man sich vorstellen kann. Schwertfische mit über 1m Länge, Hummer. Alles ganz frisch. Es lockt einzukaufen, aber was sollen wir mit dem Fisch machen?

Wir schaffen mächtig Kilometer. Am Nachmittag leisten wir uns noch mal einen Abstecher und folgen dem Kulturführer nach Noto. Noto ist eine vollständige Barockstadt aus gelbem Sandstein. Leider, leider nagt auch hier der Zahn der Zeit, ohne dass jemand eingreift. Die meisten Gebäude sind verlassen, teilweise brutal mit Eisenankern durchbohrt, zusammengehalten und bandagiert. Aus dieser Epoche ist bei uns viel mehr und sehr viel Besseres erhalten. Noto ist ein lokales Highlight, mehr nicht. Aber prima Eis gibt es in Noto, wie überall. Außerdem schlagen wir uns den Bauch mit Kirschen voll, unserem zweiten Grundnahrungsmittel auf dieser Tour.

Noch ein paar Kilometer, dann wird es Abend. Wir sehen auf der Karte einen abseits gelegenen Ort namens Fontane Bianche, ein Name, der auf Strand und Flair hoffen lässt. Da finden wir auch Villen und alles, aber kein Hotel, keine Pension. Als wir am Ortsausgang sind, wird klar, dass wir den nächsten größeren Ort, Siracusa, nicht mehr vor der Dunkelheit erreichen können. Die Dämmerung ist kurz im Süden, die Nacht kommt ganz plötzlich.

Also fragen wir an der letzten Tankstelle nach Quartier, und ein Halbstarker ruft daraufhin seine Mama an. Dann sollen wir warten, und tatsächlich kommt eine halbe Stunde später ein Fiat und lotst uns eine ganze Strecke weg vom Meer auf einen Hügel. Ich habe Not, mir alle Ecken und Kurven zu merken, schließlich müssen wir morgen hier wieder raus. Aber dann kommen wir zu einer gepflegten Villa mit grünem Rasen. Das ist schon mal etwas seltenes, das Gras ist sonst immer völlig verdorrt und man kann sich nirgends einfach mal hinlegen und ausruhen.

Wir bekommen eine perfekte Gästewohnung mit einem riesigen Bad vollständig aus Marmor. Das muss Unsummen gekostet haben, aber das Quartier kostet nicht viel. Das heißt: ich frage erst mal, ob wir hier auch etwas essen können. Wie sollen wir abseits der Straße eine Gaststätte finden ? Aber die Frage war unnötig: sie hatten uns schon zum Essen eingeplant. Ich gebe also den ganzen Rest Bargeld hin. Ich sage der Mama, dass es soviel ist wie es ist – nicht viel. Sie ist trotzdem zufrieden. Sonst kann man überall im Land mit Karte bezahlen, aber privat natürlich nicht.

Beim Essen in der Familie, in einer untypisch sehr kleinen Familie, kommen wir mit noch einem Gästepaar zusammen, das uns in allen möglichen Sprachkombinationen die bunte Geschichte Siziliens und alle ganz wichtigen Sehenswürdigkeiten erklärt. Das sind durchaus nicht immer Ruinen. Im Inneren der Insel haben sich Völkergruppen ungestört mit ihren Bräuchen erhalten, z.B. Albaner. Mit dem Rad haben wir natürlich keine Chance, dieses Wissen auszubeuten. Das bedaure ich schon, denn genau dies sind die seltenen Gelegenheiten, mal richtig einzudringen in das Land und das Volk bzw. die Völker.
Und das Essen: Immer kommt noch ein Gang hinterher, Suppe, Salat, Oliven, Pizza, Fisch und Muscheln. Ein Fest! Außerdem sehr praktisch: Wir können mal wieder „große“ Wäsche in der Maschine waschen, und auf einer richtigen Leine trocknen.

27.6.
Wir finden glücklich den Weg zurück zur Uferstraße. Ruck zuck sehen wir Siracusa auf der anderen Seite einer Bucht liegen. Ist dies das viel besungene Syracus? Der Himmel ist immer noch morgenrot. Die Stadt glüht rosa. Wir cruisen ganz durch bis in die Altstadt, schauen Kirchen und Häuser an und frühstücken wohl 3 mal hintereinander.

Aber irgendwann müssen wir doch wieder los, und wieder kommt ein langweiliges Stück Strecke. Eine Halbinsel scheint interessant: Penisola Magnisi. Sieht auf der Karte aus wie ganz viel Badestrand. Bald müssen wir uns aber durch Industrienanlagen quälen, und es scheint, als ob der Badestrand nur das Feigenblatt für die Chemiewerke ist, die hier eins am anderen stehen. Auf der einen Seite der Straße: Industrie. Auf der anderen: totales Strandleben und sauberes Wasser. Man sollte es nicht glauben.

Wir schieben uns durch Autokolonnen, erkennen, dass die Halbinsel selbst ein Militärgelände ist und sind letztendlich froh, wieder auf die Hauptstraße zu kommen. Dann nähern wir uns Augusta. Auch diese Stadt sieht auf der Karte interessant aus, vielleicht ähnlich Siracusa.

Aber was sind das für Molen? Es ist ein riesiger Ölhafen mit 10×10 km Hafenbecken. Wir sind weit ab, aber von hier sieht das Wasser jedenfalls so schwarz aus wie Öl. Über unseren Köpfen schweben jede Menge Autobahnen auf Stützen. Das Leben spielt sich über unseren Köpfen ab, und wir sind nur die Ameisen im Dreck. Diese Hitze! Kein Wasser, kein Laden. Das geht noch lange so weiter mit Chemiewerken und Pipelines.

Irgendwann nähern wir uns Catania. Wir sind ziemlich breit und suchen eine Stelle zum Ruhen. Kein Flecken grünes Gras, wie überall. Mitten in der Stadt, vor dem Bahnhof finden wir dann unsere Oase: Gras, Palmen, Springbrunnen. Es stört uns nicht, dass da ein Kreisverkehr herum geht, und dass uns wohl 10000 Autos umrunden: wir schlafen erst mal. Der Radler muss da Pause machen, wo er umfällt.

Tatsächlich haben wir an diesem Tag kein Ristorante besucht, nur eine Melone gekauft. Das ist auf einem „Pass“, jedenfalls auf einer Anhöhe, die uns ganz schön Schweiß kostet. Wir essen und schlafen buchstäblich auf dem hölzernen Stuhl ein.

Es liegt irgend etwas Bedrohliches in der Luft, so etwas wie Gewitter. Es grummelt. Beim Weiterfahren sehen wir es dann: Der erste Blick auf den Ätna. Ist das ein Riesenberg! Der Vulkan ist tatsächlich immer aktiv, man hört es schon in Catania, und man sieht immer die Rauchwolke am Gipfel. Und er ist hoch: 3.323 m, viel zu hoch für einen Abstecher. Zuhause hatte ich mir so gedacht, dass man doch mal versuchen müsste, da hochzufahren. Das wäre ja noch der Kick gewesen! Aber nun hat sich der Drang nach Extremen schon deutlich abgenutzt.

Am Nachmittag kommen wir dann in Aci Castello an, wo eine beeindruckende normannische Burg steht. Ich muss das jetzt mal genau beschreiben:
Wir sehen hier ein Kastell, das 1076 von den Normannen erbaut wurde. Es lag damals noch auf einer kleinen, felsigen Insel. Durch vulkanische Eruptionen unter Wasser hob sich die Küste seit dem Mittelalter um 17 Meter und das Kastell steht heute auf dem Festland. Ist das nicht spannend?

Die Landschaft wird wieder abwechslungsreich, felsig. Der Ätna dominiert alles. Wir finden es schön hier und finden in Aci Trezza ein mörderteures Hotel: „Eden Riviera“.

Da hatten wir schon x Versuche in anderen Hotels gemacht, immer die steilen Berge rauf, nachfragen, Absage, wieder runter und weiter zum nächsten. Nur dieses teure Hotel ist noch frei. Schließen wir uns halt wieder mal der High Society an. Leider bietet solch ein Hotel auch nicht mehr als ein kleines, billiges. Doch: einen Pool mit knackigen Ärschen (nämlich unseren).

Aber wenigsten essen werden wir nicht im Hotel. Also wieder den Berg runter (und abends im Rausch wieder hoch). Muscheln – hier ist die totale Muschelgegend. Wir essen diese Tage immer nur Muscheln und Fisch. Auch die Aussicht im Hotel ist bestens.

Mit Frühstück im Hotel versuchen wir es nicht erst. Aber 200 m weiter gibt es „Alimentari“, im Lebensmittelladen.

28.6.
Wir passieren Aci Reale, dann geht es mal wieder richtig in die Berge. Wenn wir die Hauptstraße verlassen und eine Nebenstraße am Wasser suchen, kommt es immer mal wieder vor, dass diese endet, weil da eine Brücke fehlt oder so etwas. Wir probieren es diesmal und haben Glück.

In der Bucht vor Taormina ankert ein Super-Luxus-Segel-Traumschiff. Günter hatte davon erzählt und hier sehen wir selbst so ein Ding.

Taormina ist so ein Ort, den wir nach Omas Hinweisen unbedingt besuchen sollen. Wir geben auch hier wegen der Steigung auf: Es wird wieder nichts mit Kultur. Allein die Uferstraße geht schon ziemlich in die Höhe, und Taormina geht sicher bis auf 700 m. Wir bekennen uns als Kulturbanausen. Außerdem scheint es von unten nicht so beeindruckend.

Dann kommt ein Stück, auf das ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe. Straße und Autobahn ganz dicht am Meer, unter den Bergen. Es ist eine wunderschöne Etappe bis Messina. Bis kurz vor Messina, denn irgendwie geraten wir dann wieder in einen slumartigen Industrievorort.

Man sieht es dem Meer an, dass die Straße von Messina eine extreme Strömung hat. Die Schiffe kämpfen und kommen doch nicht recht vorwärts.

Wir hatten vor, weder um das Kap herumzufahren, noch durch die Berge. Wir wollten mal wieder ein Stück Boot fahren. Erste Erkenntnis: Heute fährt kein Boot. Zweite Erkenntnis: viel zu teuer. Wir suchen kurz nach einem Hotel und finden keines.

Also kurz entschlossen zum Bahnhof und mit der Bahn unter dem Gebirge durch nach Norden. Unterwegs überfällt uns die dunkle Nacht. Ich fühle mich sicher, aber Hanne denkt an ein grausiges Ende.

Wir steigen auf der Station Parco Nuovo mitten in nachtdunklen Industrieanlagen aus. Die Gegend sieht aus wie ein riesiger Verschiebebahnhof. Hier soll es ein Hotel geben? Hier soll der Touristenort Milazzo sein? Wir radeln durch die Dunkelheit, Hanne schimpft auf italienische Art ohne Pause auf alles in der Welt und besonders auf mich.

Und dann – Simsalabim – ein rosa Hotel, angestrahlt mit Kaskaden von Licht. Eine Oase für uns Wüstenreisende. „Silvanetta Palace“ – das klingt teuer, das ist teuer. Aber schön.

29.6.
Früh erkunden wir den ganzen Landzipfel von Milazzo. Fahren auf der Ostseite (Riviera di Levante) hoch und auf der Westseite (Riviera di Ponente) wieder runter. Hier war ich schon mal im Herbst 1998.

Die „Riviera“ hält nicht, was der Name verspricht. Wir gehen besser nicht baden. Wir werden das Gefühl nicht los, dass hier überall Abwasser ins Meer geleitet wird. Anderswo sicher auch, aber hier riecht man es.

In Falcone kommen noch ein paar Spaghetti in den Magen, denn jetzt geht es hoch zum Kloster der schwarzen Madonna. Das thront wie auf einer Wolke über dem Pass. Da geht kein Weg vorbei.

Es entsteht das Foto mit uns beiden, auf dem ich mit dem Daumen über die Schulter zeige: Das haben wir alles zusammen schon geschafft.

Auf der Abfahrt überholen wir einen Stau. Ursache: ein LKW hat in einer Kurve einen großen Container verloren(!) und der hat ein entgegenkommendes Auto begraben. Wir werden schnell durchgewinkt. Auf der anderen Seite wieder Stau und dann haben wir die leere Straße wirklich mal für uns.

Das Gelände ist wieder bergig, und die Straße klebt direkt über dem Meer an den Felsen. Wo es gar nicht anders geht, sind Tunnel gebaut. Das ist für uns immer ein besonderer Stress: wegen des Lärms, der Dunkelheit, der Kälte.

Hanne muß immer wieder erinnert werden, die Sonnenbrille abzunehmen. Sonst schlingert sie in ein schwarzes Loch.

Wir haben nicht mehr so viel Sonne, weil die Berge im Süden von uns stehen und extrem steil sind. Die Luft ist dunstig. Die Hitze haben wir im Süden zurückgelassen.
Irgendwann suchen wir uns ein Hotel in den Bergen mit guter Sicht. Hallo: Hier rennt eine dicke Ratte gleich neben der Treppe durch das Weinlaub. Wir nehmen vorsichtshalber die Räder mit ins Zimmer, soll meckern wer will.

30.6.
Heute wollen wir Cefalu erreichen. Da wird uns der Touristenstrom wieder einfangen.

Die alten Dörfer liegen oben auf den Bergen. Es führen abenteuerliche Straßen nach oben, mit riesigen Brücken und Galerien an den Felsen. Dort oben sind die Dörfer oft in den Wolken, und es gibt wohl ausreichend Wasser. Die Berge erreichen hier im Norden Siziliens immerhin 2.000 m (aber gottseidank nicht direkt an der Küste). Die Marinas am Meer sind jüngeren Datums.

Leider ist es uns mit den Rädern nicht vergönnt, mal schnell hoch zu fahren und einen der alten Orte zu besuchen. Wir stoßen wieder auf alte Festungen der Normannen, die noch im Dornröschenschlaf liegen.

Bald ist die markante Silhouette Cefalus zu sehen, der hohe Felsen und der Dom. Wir mieten uns vor der Stadt im „Pink Hotel“ ein, direkt am alten großen Naturhafen. Abends gehen wir mal richtig touri-mäßig aus, streifen durch die schöne alte Stadt und essen – natürlich Muscheln.

1.7.
Morgens haben wir wieder einen Tunnel vor uns. Es geht durch den Felsen von Cefalu. Wir verfahren uns gleich gewaltig und müssen umkehren, nachdem wir uns ein paar hundert Meter den Berg hochgequält haben.

Wir kommen durch Termini Imerese. Das ist wieder ein schöner alter Ort über dem Meer. Es ist nicht mehr besonders weit bis Palermo, wir haben noch viel Zeit. Wir sehen uns die Strände von Bagheria an, dem östlichen Badeort von Palermo. Natürlich baden wir auch.

Am späten Nachmittag geht es weiter in Richtung Palermo Zentrum und wieder fängt uns ein heißer, chaotischer, schmutziger Vorort ein. Aber das ist für mich bekanntes Gelände. Wir versorgen uns für die Überfahrt nach Genua mit allem, was der Markt hergibt: Kirschen, Pfirsiche, mehrere Sorten Oliven, Käse usw. Bald sind wir am Hafen.

Wir können als Fußgänger relativ schnell auf das Schiff. Die Autos müssen lange warten, weil eine riesige Menge nagelneuer luxuriöser Jeeps aller Fabrikate ausgeladen wird. Bei vielen reicht der Kraftstoff nicht mal zum Verlassen der Fähre, deshalb dauert es halt lange. Es sind sicher 100 Stück. Für diesen ganzen Luxus muss es ja Käufer geben in Sizilien! Gegen Mitternacht legen wir endlich ab, und Sizilien versinkt hinter uns.

2.7.
Auf der Fähre haben wir wieder viel Zeit zur Regenerierung. Einen vollen Tag nichts tun. Wir passieren viele kleine grüne Inseln, in deren Nähe Fischerboote herumdümpeln. Alles ist ganz beschaulich. So was gibt es halt auch noch in der modernen Welt. Beneidenswert.

Wir kommen spät in Genua an und müssen schnell eine Unterkunft finden. Wie von Sizilien gewohnt, halten wir nach einem Hotel mit 3 Sternen Ausschau, das war immer so unsere Zielpreisklasse. Aber hier ist das wohl anders. Im ersten ***Hotel sieht es schon unten schlimm aus. Der Portier fragt ganz vorsichtig, ob wir uns das Zimmer wirklich ansehen wollen. Ja. Na denn. Hanne geht mit dem Schlüssel hoch, und ich bewache die Räder. Sie ist schnell wieder unten und stürmt aus dem Hotel. Da sind nur Fidschies und Rabenschwarze, und das Zimmer ist nur durch deren Durchgangszimmer zu erreichen. Und so weiter. Gruselig.

Dann finden wir in Hotel mit Plakette „Vom ADAC empfohlen“. Wohl im Jahr 1900. Denn seitdem ist es nicht renoviert worden. Unten riecht es extrem nach Schimmel. Aber wir sind müde und nehmen das Zimmer. Der Portier nimmt uns die Ausweise ab mit der Bemerkung, dass die Polizei nachts oft kontrollieren kommt. Es seien viele Banditen unterwegs. Wir schlafen bei geschlossenen Fenstern und Türen, mit der Luftpumpe als Waffe unter dem Kissen. Die Banditen haben uns diesmal nicht erwischt.

3.7.
Ganz früh dann steigen wir in den Zug nach Norden. Diesmal geht es durch den Gotthard-Tunnel. Was ist das für ein imposantes Bauwerk! Die Bahn fährt unterirdisch in Schleifen von 540 Grad nach oben. Anders wäre der Höhensprung nicht zu bewältigen. Erst sehen wir einen Wasserfall von unten und nach dem Tunnel plötzlich von oben. Dementsprechend ist auch die übrige Strecke.

Und so geht es immer weiter nach Norden, bis wir wieder in Neubrandenburg sind. Das letzte Stück von Bahnhof nach Hause ist dann auch das Ende unserer schönen, spannenden Radtour.