Diesmal also der Tiroler Höhenweg. Wir gehen ihn mit unseren Freunden Petra und Marcus, die ja immer höher hinaus wollen. Eine richtige schöne lange Tour auf Höhen über 2.000 m. Manchmal kratzen wir auch an den 3.000 m.
In Summe gehen wir 170 km Strecke
Zwischen den Bergketten liegen bekanntlich immer Täler, so dass 10.500 m jeweils im Auf- und Abstieg zu bewältigen sind.
Leider lässt uns das Wetter nach den ersten Tagen ziemlich im Stich. Sonne wir rar, dafür gehen wir oft in Wolken, in Regen und Schnee. Im Hochsommer!
So sind die Berge! Wir lieben sie (auch) dafür.
Nun müsst Ihr ganz tapfer sein! Soo viel Landschaft, so viele Berge, so viel Grün. Es ist halt eine lange Bergtour. Kann man mögen oder lassen.
20.7.21 Aus dem Zillertal auf die Gamshütte
Vorbildlich fahren wir mit dem Nachtexpress von Hamburg nach Innsbruck. Das hat den Vorteil, dass man ausgeruht früh vor Ort ist und 1x Hotel spart.
Mit Bahn und Bus weiter bis Finkenberg oberhalb von Mayrhofen, Rucksack geschultert und los geht das Abenteuer.
Kein langer Weg heute – knapp 7 km – aber über 1.000 Höhenmeter. Zum Eingehen nicht schlecht. Zuerst begrüßt uns sehr schöner Bergwald, dann kommen wir in die Region der Grasmatten und Steine, die uns alle Tage weiter begleiten.
Und schon sind wir oben. Die Dusche ist draußen und kalt. Wer möchte schon was anderes? Essen vorzüglich.
Recht früh geht es ins Lager. Decken müssen wir uns erbetteln, denn es ist Corona, und da gibt´s eigentlich keine. Wie sollen wir das lösen? Wir können doch nicht noch warme Schlafsäcke mitschleppen (die gängigen seidenen Hüttenschlafsäcke haben wir sowieso immer mit)! Aber nichts ist unmöglich, ausnahmsweise bekommen wir Decken und schlafen prima. Außer Petra, die sich ein Lager wohl anders vorgestellt hat. Auf Nachfrage kommt nur die Bemerkung Ganz schlechtes Thema. Wir sollen uns die Gaumensegel operieren usw.
Aber das gibt sich schon am nächsten Tag. Ich denke, das liegt eher an der Höhenanpassung. Es ist normal, dass man auf 2.000 m 1-2 Nächte schlecht schläft.
21.7.21 Gamshütte – Friesenberghaus
Diese und die folgende Etappe gehören zum Berliner Weg durch die Zillertaler Alpen. Der ist ganz gut ausgebaut, aber auch anstrengend, denn heute erwarten uns 15,4 km Strecke, 1.120 m im Aufstieg und 600 m im Abstieg. Es werden dann 8 h. Wir müssen zügiger vorankommen! Das heißt vor allem, Pausen für ewiges An- und Ausziehen, Fotografieren, Schuhe schnüren, trinken usw. zu sparen. Kostet jedes mal 5 .. 10 min. Künftig gehen wir 2 h und machen dann eine längere Pause, das bringt uns voran.
Wir kommen jedenfalls rechtzeitig an. Es gibt (wie auf jeder Hütte) vorzügliches Essen, warme Dusche, warmes Lager. Diesmal bringt die Nacht schon gute Erholung, obwohl wir jetzt auf fast 2.500 m sind. Abends ist es ziemlich kalt, nicht viel über Null.
Der Abend schenkt uns noch einen Blick auf den Hochfeiler – und ganz links den Vollmond. Sieh an! Das Wetter sieht instabil aus, lässt nichts Gutes ahnen.
22.7.21 Friesenberghaus – Olperer Hütte – Pfitscherjochhaus
Heute überlaufen wir halt mal eine Hütte und gehen gleich bis zum Pfitscherjoch. Dann sind wir ja schon in Südtirol!
Die Olperer Hütte auf der Hälfte des Weges bekommt gerade Bier und andere Güter per Helikopter. Müll muss auch runter ins Tal. Infrastruktur und Versorgung in den Bergen kosten viel Geld. Wir trinken nur etwas und gehen weiter.
Wir gehen heute 13,6 km mit 500 m im Aufstieg und 700 m im Abstieg.
Am Pfitscherjoch erwischt uns dann doch das Gewitter. Es lag in der Luft! Die Stimmung wird immer düsterer. Wind kommt auf. Erste Schauer.
Innerhalb von Minuten ist es da. Eben lagen noch einige Sekunden zwischen Blitz und Donner. Und schon ist es über uns. Es gießt wie aus Kannen. Eigentlich muss man das in den Bergen unbedingt vermeiden. Wir sind gar nicht weit von der Hütte entfernt, als wirklich unmittelbar neben uns ein Blitz einschlägt. Es wird grellweiß und knallt im gleichen Moment. In meiner Hand spüre ich den elektrischen Impuls. Vielleicht habe ich das Metall des Wanderstocks berührt.
Das war knapp! Wir laufen in Panik die letzten paar hundert Meter zur Hütte und sind in Sicherheit. Oh Mann! Auch andere Wanderer kommen herein und sind noch leicht zittrig.
23.7.21 Pfitscherjochhaus – Landshuter Europahütte
Eine kürzere Etappe heute mit 8 km Länge und 510 m aufwärts.
Die auf 2.700 m gelegene Europahütte hat eine interessante Geschichte. Gebaut wurde sie 1899 durch die AV-Sektion Landshut in Brenner-Nähe in Tirol/Österreich. Im Ergebnis des 1. Weltkriegs fiel Südtirol an Italien. Die Hütte stand in Folge genau auf der Grenze. Zwei verfeindete Mächte, Soldaten, hausten nun Wand an Wand. Der Hütte tat das natürlich nicht gut – sie verfiel.
Zuerst wurde der tiroler (österreichische) Teil dann wieder vom Alpenverein genutzt. Später gab es praktisch zwei AV-Hütten in einem Gebäude, zwei Küchen usw., und eine harte Grenze dazwischen.
Kein Wunder, dass man sie jetzt Europahütte nennt. Sie ist jetzt für alle offen, Europa sei Dank! Man kann die 2 Abschnitte aber immer noch „nachfühlen“.
Wir sind im tiroler Teil untergebracht. Der südtiroler Teil ist inzwischen moderner ausgestattet. Aber egal – wir haben ein eigenes 4-Betten Lager! Schon das ist Luxus pur.
Übrigens soll die ganze Hütte in naher Zeit vollkommen neu gebaut werden. Sie ist nicht mehr standfest – möglicherweise weicht der Permafrost aus dem Boden.
Aber der Reihe nach: Hier der Blick zurück auf das Pfitscherjochhaus. Es liegt wirklich wie ein Adlernest genau auf dem Sattel – und deshalb muss jeder Blitz hier einschlagen!
Das Pfitscher Tal öffnet sich nach Süden in Richtung Sterzing. Wir gehen aber rechts weiter – Richtung Brenner.
Gleich hinter dem Joch liegt unser Ziel – die Landshuter Europahütte (2.700 m).
24.7. Europahütte – Brenner – Sattelbergalm
Noch ein Bild vomVortag: Rechts geht es abwärts.
Insgesamt geht es heute 1.370 m hinunter, auf der anderen Seite des Brenners wieder 360 m hinauf, Strecke 13,7 km. Das ist ganz schön viel.
Noch ein paar Kilometer und da liegen es vor uns: Autobahn, Bahnlinie, der Ort Brenner. Ein Inferno aus Lärm und Abgasen, was uns nach der Stille der letzten Tage ganz befremdlich vorkommt!
Wir steigen schnell wieder auf und ziehen knapp vor dem planmäßigen Regen und Gewitter in die Sattelbergalm ein.
Die ist nun ein Ziel für Tagestouristen vom Brenner aus, viele mit Fahrrad. Es ist entsprechend geschäftig und voll. Aber – wir haben wieder unser 4-Bett Zimmer.
25.7.21 Oberntal – Tiroler Tribulaunhütte
Im Oberntal – das ist ein Seitental am Brenner – soll eigentlich das nächste Quartier liegen. Aber die Wanderhütte ist seit Jahren geschlossen, „das Hotel“ im Tal ist voll. Wir lassen uns deshalb mit dem Hüttentaxi ein paar Kilometer fahren und starten auf dem letzten Parkplatz im Obernbergtal. Großen Dank an die Wirtin der Sattelbergalm, die persönlich schon um 7 Uhr das Taxi (ihren Bus) über Schotter und Waldwege jagt.
Wir sparen damit einen Tag und teilen die geplante lange Etappe um den Tribulaun in 2 Teile auf. Das macht auch Sinn, weil Nachmittags jetzt immer mit Regen und Gewitter zu rechnen ist.
Der Regen erwischt uns dann schon im Aufstieg, aber wenigstens kommen wir ohne Blitz und Donner über das exponierte Gstreinjöchl (2.540 m).
Die Hütte ist schon fast zu sehen. Die Tribulaunhütte im Tiroler Gschnitztal.
Morgen werden wir nämlich in die andere Tribulainhütte im Südtiroler Pflerscher Tal gehen. Hinten sehen wir schon den Weg für morgen. Immer über die Jöchle rüber.
Der Pflerscher Tribulaun zeigt sich auch schon mal.
Heute 1.100 m im Aufstieg, 480 m im Abstieg, Strecke 7,7 km
Und da ist unser Tagesziel auch schon erreicht:
Natürlich ist die Hütte im Talschluss auf 2.345 m und bei diesem Wetter nicht voll. Es ist sehr gemütlich. Das Essen ist prima, es gibt eine warme Dusche und wir haben Zimmer .. ein Traum. Wir wollen gar nicht wieder weg.
26.7.21 Von Tribulaunhütte zu Tribulaunhütte
Zuerst ein Blick zurück auf das Gstreinjöchl. Es ist da oben, wo der grüne Kegel an den Felsgrat stößt.
Links unten die Gstreiner Tribulaunhütte.
Aber der Reihe nach. Der Weg ist kurz heute: 5,3 km. Es geht 570 m hoch und 260 m hinunter. Kein Ding! Aber wir sind oft in den Wolken. Dann ist es feucht und kalt.
Auch diese Hütte (auf 2.450 m) ist nicht voll, gemütlich, bietet prima Essen an und hat auch sonst alles, was den Wanderer erfreut.
Warum ist der Tribulaun für uns so bedeutungsvoll? Erst mal kannten wir diesen Winkel zwischen Zillertaler und Stubaier Alpen noch gar nicht.
Wir sind knapp auf der Hälfte unseres Weges.
Dann ist der Tribulaun ein namhafter Kletterberg. (Eigentlich sind es 3 Tribulaune.) Alle Großen der Kletterszene haben sich hier mit möglichen und unmöglichen Routen verewigt. Die Familie der Hüttenwirte gehört dazu: google mal nach Eisendle.
Übrigens hatten die Hüttenwirte auf der anderen (tiroler) Seite den Slalom-Weltmeister von 2009 Manfred Pranger aufzubieten. Abends gibt es immer Interessantes zu erfahren.
Wir haben Zeit und suchen uns einen schönen Talblick – und Internet!
Morgen geht es hier hinunter (ins Pflerscher Tal) und übermorgen über den gegenüber liegenden Kamm an dem Spitz vorbei ins Ridnaun Tal.
27.7.21 Tribulaunhütte – Innerpflersch
Wir steigen 1.130 m ab und gönnen uns in Innerpflersch ein Hotel!
28.7.21 Innerpflersch – Maiern
Tal ist doof. Es zieht uns nach oben, obwohl das Wetter wirklich bescheiden ist. Allerdings gibt es nichts zu klagen: In den Bergen muss man immer mit Regen und Kälte rechnen. Und wir sind wirklich gut darauf vorbereitet:
Zwischen dem Pflerscher Tal und dem Ridnaun-Tal liegt nur ein Bergkamm. Der fordert uns heute mit 15,8 km Strecke, 1.270 m Aufstieg und 1.160 m Abstieg.
Und gleich geht es durch den nassen Salat:
Weiter über weite Almen. Nichts weicht die Schuhe so durch wie nasses Gras. Leider ist keine Sicht. Irgendwann sind wir dann doch oben (2.500 m).
Und schon geht es wieder hinunter. Unten winkt schon unser Tagesziel: Maiern im Ridnauntal
Hinunter ins Tal – das bedeutet: Unterkunft im Hotel. Diesmal ist es ein Luxus Ressort & Spa, in dem wir uns aber irgendwie fehl am Platz fühlen. Oder ist der Luxus fehl am Platz in dieser Umgebung?
29.7.21 Maiern – Schneeberger Hütte
Überraschung: Heute soll die Sonne scheinen!
Wir bewegen uns praktisch den ganzen Tag durch ein Technisches Denkmal. Im oberen Ridnauntal wurde zwischen 1870 und 1925 Erz abgebaut – der weltweit größte Tagebau zu dieser Zeit. Die technischen Einrichtungen sind zum Teil rekonstruiert.
Das Interessanteste sind die Bremsberge.
Es gibt mehrere horizontale Trassen. Früher wurden Loren mit Erz kilometerweit von Pferden gezogen. Um dann die Höhenunterschiede zu bewältigen, gab es ein extrem steiles Gleis hinunter. Die Loren wurden durch ein Gegengewicht – einen Wasserbehälter – gebremst. So wurde das Erz fast 2.000 Hm bergab befördert. Und im Gegenverkehr natürlich Ausrüstung und Lebensmittel nach oben geschafft. Alles reine Mechanik. Maschinen gab es nur unten. Später wurden dann Seilbahnen gebaut. Auch die sind noch zu besichtigen.
Für uns geht es 1.300 m bergauf bis zum Schneebergsattel und wieder 310 m hinunter in den Ort St. Martin im Schnee (ein Denkmal). Distanz 12,5 km.
Kaum vorzustellen, wie die Bergknappen da oben in Nässe und Kälte lebten, bedroht von Lawinen und Bergrutschen.
30.7.21 Schneeberg – Hotel „Hochfirst“ an der Timmelsjochstrasse
Der letzte Tag im Stubai. Das Wetter ist weiter unbeständig. Eigentlich sieht die Tour auf der Karte einfach aus – wir kommen auch wieder im bekanntes Gelände – aber es geht dann wieder hoch, runter, hoch, runter. Schöne Landschaft, eine Alm. 450 m Aufstieg, 980 m Abstieg, 11,9 km.
Erst mal Abschied vom der Schneeberger Hütte. Gastlich, geräumig, Dusche usw. – perfekt.
Wunderschön finden es auch die Ziegen, die ganz neugierig in unseren Rucksäcken stöbern. Die mögen ein lecker Brot auch lieber als immer das gleiche Gras.
Und schon potz blitz, sind wir rechtzeitig im Hotel. Kurz darauf kommt das Gewitter – es regnet, gießt, blitzt und donnert.
Das Hochfirst war bisher für Wanderer die einzige Unterkunft weit und breit. Neuerdings kann man auch in der neu gebauten Timmelsalm übernachten, oder in der Seeber Alm. Es geht voran!
Wir sind schon zum dritten Mal hier. Es ist cool! Wer kommt auf die Idee, hier am steilen Hang ein Hotel zu bauen? Fast alle fahren vorbei. Nur Biker halten mal an, essen ein Eis oder trinken ein Bier. Wirklich – eine interessante Unterkunft. Essen wird mit viel Liebe zubereitet und ist sehr sehr reichlich, Dusche selbstverständlich. Wir waschen Wäsche und bereiten uns auf die Königsetappe morgen vor.
31.7.21 Die Königsetappe – endet aber unerwartet unten statt oben
Über dies Etappe sprechen wir schon ein paar Tage: Heute – später – wollen wir an den Tiroler Höhenweg Höhenweg ankoppeln. Vorher müssen wir aber das grausige Rauhjoch überwinden. Und das Wetter oben ist nicht nett. Wolken, Regen, Wind.
Vom Hotel Hochfirst an der Timmelsjochstrasse nach Pfelders: 16,1 km, 1.140m aufwärst, 1.310 m abwärts.
Das Rauhjoch hält stets, was der Name verspricht. Leider ist das kein einfacher Sattel, sondern ein scharfer Felsgrat, der auf unserer Seite bei 2.700 m beginnt, und auf dem wir 1 Stunde lang bis auf 2.810 m emporklettern müssen. Es ist durchgehend sehr steil, es gibt viele mit Ketten und Seilen versicherte Stellen. Bei diesem Wetter verschwindet der Abgrund einfach im Nebel – das kann man auch als Vorteil verbuchen. Am Rauhjoch muss man zudem immer mit Scheewehen und Eis rechnen, aber das bleibt uns diesmal erspart.
Aber wir beginnen natürlich unten. Die Freunde sind schon in Vorfreude, geradezu euphorisch. Das Wetter ist wechselhaft, mal regnet es kräftig, mal scheint die Sonne.
So könnte es weitergehen…
Der Senn erzählt uns, dass im Gelände mehr als 50 Jungrinder sind. Er verteilt jeden Tag Salz – in der Hütte sind mehrere Tonnen eingelagert!
Bald kommen wir in den Winter und es wird ungemütlich.
Und schon sind wir am Rauhjoch.
Wie sich innerhalb kurzer Zeit das Klima geändert hat!
Genug gegruselt. Auf der anderen Seite sind die Wege gleich wieder gut.
Wir entscheiden uns, nicht wie geplant zur Zwickauer Hütte zu gehen. Die liegt auf 3.000 m, und für weitere Stunden bei diesem Wetter in dieser Höhe fehlt uns die Motivation. Wichtiger noch: Der Weg würde noch 2 Tage auf der Höhe weitergehen. Es soll aber morgen schon Schnee geben bis hinunter auf 2.500 m. Da siegt die Vernunft und der Blick ins schöne sonnige(!) Pfelderer Tal 1000 m tiefer.
Über die Rippe links im Bild geht es ziemlich krass abwärts. Zuletzt noch eine Felswand mit ein paar äußerst sturen Rindern auf dem schmalen Steig. Erstaunlich, wohin die so klettern!
Und schon sind wir in Pfelders und gönnen uns ein feines Hotel. Wir genehmigen uns sogar einen ganzen Ruhetag! Draußen ist garstiges Wetter.
2.8.21 Der nächste hohe Sattel: Über das Spronser Joch und die Texeler Alpen
Der Tag vorgestern wiederholt sich, nur ist der Übergang viel einfacher. Wir nähern uns Meran! Sonne, Süden, Palmen! Aber heute noch nicht: 15,8 km, 970 m nach oben, 900 m nach unten.
Der Sattel ist sehr breit und zerklüftet. Es gibt 10 schöne, eindrucksvolle „Spronser Seen“ zwischen 2.600 und 2.100 m Höhe. Man schlängelt sich so durch.
Ganz pünktlich überfällt uns Kälte, Hagel, Schnee. Wir sind ja wenigstens ausgerüstet. Aber wir treffen auch Tagestouristen im Hemd, mit kurzen Hosen. Die haben sich wohl verschätzt mit der Wetterprognose. Merke: Jede 100 Höhenmeter 1 Grad.
Nun geht es endlich und endgültig abwärts. Und schon zeigt sich kurz Meran.
Hier kommt unsere letzte und lang erwartete Unterkunft: Die Bockererhütte. Sie liegt etwas abseits am Wege und ist nicht überfüllt. Wir sind nicht zum ersten Mal hier.
Die Alm ist „altgedient“. Man mag nicht wissen, wie sie es mit Wasser und Abwasser machen. Die Materialseilbahn ist schon lange kaputt. Ein Stück Lebendige Geschichte.
Mit den Jahren werden nämlich alle alten Hütten und Almen erneuert, und es gibt kaum noch solche Relikte.
Der „Bockerer“ (also der Besitzer der Alm) hat im Sommer hunderte Geißen hier oben. Sie gehören nur zum kleinen Teil ihm. Wenn der Herbst kommt, holen die Besitzer ihre Tiere ab und verkaufen sie im Tal. Vorher müssen sie natürlich aus den umliegenden Felswänden geholt werden. Hut ab, wenn man sie durch das Fernglas als ganz kleine Pünktchen irgendwo oben herumsteigen sieht.
Käse wird übrigens nicht hergestellt, höchstens ein bisschen Frischkäse für den Eigenbedarf und für die Gäste.
Unser Wunsch und unsere Bitte erfüllen sich: Wir dürfen unter dem Dach schlafen, wo eigentlich Notlager sind. Aber für uns ist es der Himmel. Wir sund allein, schlagen ein Zigeunerlager auf und trocknen erst mal alle Sachen.
Die Wirtsfamilie ist total nett und versteht unsere Nöte.
3.8.21 Letzter und 14. Tag.
Nur noch eine kleine Ausgehtour zur Seilbahn
Wir sind nun reif für´´´´ s Tal, und das schlechte Wetter können wir uns nach so vielen Tagen nicht einfach schönreden. Also hinunter in die Wärme: 5 km, 130 m hinauf, 530 m hinab. Dann die „Hochmuth“-Seilbahn von 1.400 m hinunter nach Dorf Tirol.
Meran und das Leben im Tal fällt nun etwas ab. Deshalb gibt´ s keine Bilder.
Wir gehen per pedes von Dorf Tirol im unser feines Hotel Belvedere, verkleiden uns so gut es geht für den Stadtbummel und kaufen ein bisschen Alpinkleidung ein.
Am folgenden Tag besuchen wir (natürlich per pedes) den Botanischen Garten. Der ist wirklich sehenswert – aber leider pladdert den ganzen Tag lang strömender Regen auf uns nieder. Sollen wir sagen: Mit unserer Ausrüstung lachen wir drüber? Im Meran erwartet man eigentlich südliches Flair.
Dann sollte uns die Bahn direkt nach Innsbruck bringen. Leider ist eine Brücke vom Wasser zerstört. Es geht über Bozen mit Schienenersatzverkehr auf den Brenner… Nun auch auf Umwegen, weil auch ein Autbahntunnel überschwemmt ist.
Ein bisschen sind wir doch froh, nicht mehr dort oben im Wetter herumzusteigen.
Brenner – Innsbruck ohne Probleme, ebenso dann die Rückreise mit dem ÖBB Nightjet nach Hamburg.
War das nicht SCHÖÖN? So frei, unabhängig und selsbt für sich verantwortlich.